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Die Antikriegs-Maschine

Die Antikriegs-Maschine

Titel: Die Antikriegs-Maschine
Autoren: Bob Shaw
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wahrscheinlich welchen.«
    Hutchman vermutete, daß sie das nur sagte, um ihn die Szene im Garten vergessen zu lassen, aber er war trotzdem dankbar, als er den Raum verließ. Er verbrachte eine Stunde in seinem Zimmer und erledigte wichtige Korrespondenz. Als er annehmen konnte, das Abendessen sei fast fertig, ging er ins Wohnzimmer hinüber und mixte sich einen Drink. David machte sich am Fernseher zu schaffen. Hutchman ließ sich in einen Sessel fallen und entspannte sich bewußt, während er nach draußen sah, wo die Pappeln zu den rosaroten Abendwolken aufragten.
    »Verdammter Mist«, murmelte David und drückte energisch auf einen der Knöpfe.
    »Immer mit der Ruhe!« mahnte Hutchman. »So ruinierst du den Apparat. Was ist denn los?«
    »Ich wollte Basil Brush sehen – aber statt dessen kommt nur das!« David zeigte auf den schwach flimmernden leeren Bildschirm.
    »Du hast Zeilen auf dem Bildschirm, folglich wird eine Trägerwelle ausgestrahlt – vielleicht bist du zu früh dran.«
    »Nein. Basil kommt immer um diese Zeit.«
    Hutchman stellte sein Glas weg und trat an den Fernseher. Er wollte eben die Feineinstellung betätigen, als ein Sprecher abrupt auf dem Bildschirm erschien. Der Mann las mit ernstem Gesicht eine Nachricht von einem Zettel ab.
    »Wie soeben gemeldet wurde, ist kurz nach fünf Uhr ein Atomsprengkörper über der syrischen Hauptstadt Damaskus detoniert. Die Sprengkraft betrug nach ersten Schätzungen etwa sechs Megatonnen TNT. Die gesamte Stadt soll ein Flammenmeer sein, in dem die Mehrzahl der 550.000 Einwohner den Tod gefunden haben dürften.
    Bisher steht nicht mit Sicherheit fest, ob die Detonation auf einen Unfall oder eine bewußte Aggression zurückgeht, aber das Kabinett ist zu einer Sondersitzung in Westminster zusammengetreten, und der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen wird in Kürze in New York zusammentreten.
    Unser angekündigtes Abendprogramm ist gestrichen worden, aber wir bringen weitere Meldungen, sobald welche einlaufen.« Das Gesicht verschwand.
    Als Hutchman vor dem schwach knisternden Bildschirm kniete, erlebte er wieder, wie ihm der kalte Schweiß ausbrach.

2
    Hutchman wich dem verwirrten Blick seines Sohnes aus und ging langsam in die Küche. Vicky kehrte ihm den Rücken zu, weil sie am Herd stand. Sie sang vor sich hin und wirkte in dieser allzu häuslichen Rolle etwas fehl am Platz. Hutchman haßte es, den Abend zerstören zu müssen, den sie aus dem Elend des Tages gerettet hatten.
    »Vicky«, begann er fast schuldbewußt. »Etwas ist passiert. Ich habe eben eine Blitzmeldung im Fernsehen gehört. Damaskus ist durch eine Atombombe zerstört worden.«
    »Wie schrecklich.« Vicky drehte sich mit beiden Händen voller Käsewürfel um und nickte zu einem der Schränke hinüber. »Wie gräßlich. Sei ein Schatz, und reich’ mir die kleine Kasserolle, ja? Heißt das, daß es Krieg gibt?«
    Hutchman stellte mechanisch den Topf aus feuerfestem Glas auf den Küchentisch. »Vorläufig weiß noch niemand, wer dafür verantwortlich ist, aber wahrscheinlich hat es eine halbe Million Tote gegeben. Eine halbe Million!«
    »Dazu mußte es früher oder später kommen. Soll ich einen Salat machen?«
    »Salat? Ich… Willst du etwa noch essen?«
    »Was denn sonst?« Vicky warf ihm einen prüfenden Blick zu. »Lucas, du reagierst doch hoffentlich nicht egoistisch?«
    »Egoistisch?«
    »Ja – ich meine deine berühmte Ich-sehe-jeden-Sperling-fallen- Masche. Kein Mensch auf der Welt hat etwas davon, wenn du einen Nervenzusammenbruch bekommst, aber das hält dich nicht davon ab, dich für Dinge verantwortlich zu fühlen, die zehntausend Meilen weit entfernt passieren.«
    »Nach Damaskus sind es eher zweitausend.«
    »Meinetwegen sind es zweitausend Meter!« Vicky stellte die Kasserolle energisch auf den Tisch. »Lucas, du kümmerst dich nicht einmal darum, was bei den Nachbarn vorgeht, deshalb sei bitte so nett, uns…«
    »Ich habe Hunger!« verkündete David von der Tür her. »Und wann fahren wir?«
    Hutchman schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, mein Junge – heute abend können wir nicht zum Rennen fahren.«
    »Warum nicht?« David war sichtlich enttäuscht. »Aber du hast doch gesagt, wir…«
    »Ich weiß, aber wir können leider nicht.«
    »Warum nicht?« wollte Vicky wissen. »Du bildest dir doch hoffentlich nicht ein, daß ich den ganzen Abend vor dem Fernseher hocke und mir anhöre, wie Robin Day und seine Experten, die auch keine Ahnung haben, vorherzusagen versuchen,
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