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Die Antikriegs-Maschine

Die Antikriegs-Maschine

Titel: Die Antikriegs-Maschine
Autoren: Bob Shaw
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was sich demnächst ereignen wird. Wir haben David versprochen, zum Rennen zu fahren, folglich fahren wir auch hin.«
    Vor Hutchmans innerem Auge erschien kurz ein riesiges Bild, das zerfetzte, verbrannte Menschenleiber zeigte. Er folgte David ins Wohnzimmer hinüber, wo der Bildschirm noch immer nur Linien zeigte, und ließ sich in einen Sessel fallen. David drückte auf einen anderen Knopf, fand eine uralte Filmkomödie und blieb zufrieden davor sitzen. Hutchman staunte darüber, daß ein Sender das gewohnte Programm brachte – andererseits war das beruhigend –, und verfolgte die Handlung, wobei er sich statt auf die Darsteller auf den Hintergrund konzentrierte, vor dem diese Komödie ablief. Die Szenerie vermittelte ihm etwas von der Sicherheit einer längst vergangenen Zeit, in der man schlimmstenfalls ein paar Jahre arbeitslos sein oder in einem Krieg durch MG-Feuer sterben konnte.
    Ich muß es tun, dachte Hutchman. Ich muß die Neutronen tanzen lassen. Er begann sich vor dem Bildschirm zu entspannen, als der Film plötzlich abriß. Statt dessen erschien eine gewaltige pilzförmige Wolke, unter der Damaskus lag. Das Bild schwankte und zitterte heftig; es wurde offenbar aus einem Hubschrauber übertragen, der nicht für Bildflüge ausgerüstet war. Ein Nachrichtensprecher erschien. Er wiederholte die bekannten Tatsachen, sprach von 400.000 Toten und schilderte die fieberhafte diplomatische Aktivität in den meisten Hauptstädten. Erst dann kam eine Meldung, die nach Hutchmans Meinung mit an vorderste Stelle gehört hätte.
    »Unterdessen wird angenommen, daß die Atombombe weder durch eine Rakete noch durch einen Bomber ins Ziel getragen worden ist. Sie scheint vielmehr an Bord eines Verkehrsflugzeugs versteckt gewesen zu sein, das auf dem sieben Kilometer südlich der Stadt gelegenen Flughafen Mezze zur Landung ansetzte. Der Sitz der syrischen Regierung ist nach Aleppo verlegt worden, wo Hilfsangebote und Beileidsbekundungen aus allen Ländern des Mittleren Ostens – auch aus Israel – eingetroffen sind. Die syrischen Streitkräfte sind mobil gemacht worden ; da kein Angreifer bekannt ist, stehen sie allerdings noch mit Gewehr bei Fuß. Im ganzen Land herrschen Trauer und Bestürzung über…«
    Vicky ging zwischen Hutchman und dem Bildschirm vorbei. »Was sagt er? Gibt’s Krieg?«
    »Das weiß niemand. Die Bombe scheint in einem Verkehrsflugzeug gewesen zu sein, deshalb kommen Guerillas als Täter in Frage – und es gibt ein halbes Dutzend Organisationen, die gegen Syrien arbeiten.«
    »Es gibt also keinen Krieg?«
    »Wer weiß? Wenn die Guerillas schon .«
    »Ich meine einen Krieg, der uns angeht.« Vickys Stimme war scharf und erinnerte ihn daran, daß er nicht anderer Leute Schuld übernehmen durfte.
    »Nein, Liebste«, sagte er nachdrücklich. »Vielleicht geht das die Menschheit an – aber nicht uns.«
    »Großer Gott!« flüsterte Vicky. »Gib mir einen Drink, Lucas.
Das wird ein langer, schwerer Abend, fürchte ich.«
    Nach dem Essen ging Hutchman in die Diele hinaus und rief bei dem Stadion an, in dem das Stockcar-Rennen stattfinden sollte.
Er ließ das Telefon lange klingeln und war schließlich davon überzeugt, daß am anderen Ende niemand abheben würde. Als er eben auflegen wollte, meldete sich eine Stimme.
    »Bennett«, sagte ein Mann heiser.
    »Ist dort das Stadion Crymchurch?« fragte Hutchman verlegen.
    »Allerdings.« Die Stimme klang mißtrauisch. »Bist du’s etwa, Bert?«
    »Nein.« Hutchman holte tief Luft. »Ich wollte nur wissen, ob das Rennen heute abend stattfindet.«
    »Natürlich!« Der andere lachte. »Warum denn nicht? Das Wetter ist doch ideal, nicht wahr?«
    »Ja, selbstverständlich. Ich wollte nur fragen – nach allem, was passiert ist…« Hutchman legte auf und starrte sich in dem goldgetönten Spiegel an. Das Wetter ist ideal… keinerlei Anzeichen
von Fallout.
    »Wen hast du angerufen?« fragte Vicky von der Küchentür aus.
    »Das Stadion.«
    »Warum?«
    Hutchman hätte sie am liebsten gefragt, ob eine Großstadt mehr oder weniger wirklich niemand kümmerte. »Ich wollte nur wissen, wann das erste Rennen ist.«
    Sie warf ihm einen prüfenden Blick zu trat dann in die Küche zurück und begann singend aufzuräumen. David kam kauend aus der Küche und duftete nach Pfefferminz. Hutchman bemühte sich, das alte Spiel zu spielen.
    »David!« rief er. »Was habe ich über Kaugummi gesagt?«
    »Du hast mir verboten, welchen zu essen.«
    »Und?«
    David verschwand in
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