Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft
Autoren: Johanna Marthens
Vom Netzwerk:
gegangen. Sie war immer so etepetete, als wäre Mullendorf wie New York. Niemand interessiert sich hier für ihre schicken Kostüme und Schuhe.«
Die Polizeisirene kam immer näher. Gleich würden sie hier sein.
    Ich sah zu Leif und Robert. »Ihr müsst gehen. Überlasst ihn mir.«
Robert schüttelte den Kopf. »Ich lass dich nicht alleine mit ihm.«
»Geh!«, mahnte ich. »Mir kann nichts mehr passieren.«
Leif richtete sich auf. »Sie hat Recht. Lass uns abhauen.«
Doch Robert gehorchte nicht. »Ich lass keinen Menschen mehr für mich oder durch mich in Gefahr kommen, und erst recht nicht Moona. Du kannst gehen, ich bleibe hier.«
Leif zögerte einen Moment, dann verschwand er aus der Mühle.
Ich sah Robert an. »Das ist sehr heldenhaft von dir, aber bitte geh jetzt auch. Ich will nicht, dass sie dich ins Reservat schicken.«
»Meine Entscheidung steht.«
    Doch damit hatte sich Robert geirrt, denn Matze nahm ihm die Entscheidung ab. Von uns unbemerkt, hatte er eine herumliegende Latte ergriffen. Bevor uns klar wurde, was passierte, knallte er das Brett mit voller Wucht an Roberts Kopf.
Robert kippte sofort um.
»Nein!«, rief ich und fuchtelte mit dem Messer vor seiner Nase rum, doch sein Brett, mit dem er Robert k.o. geschlagen hatte, war wesentlich länger. Damit konnte er mich mühelos außer Gefecht setzen, ohne dass ich auch nur die leiseste Chance hatte, ihn mit meinem Messer auch nur anzukratzen.
»Dann haben wir nur den Arzt, das reicht trotzdem«, sagte Matze und ging auf mich zu.
Ich wich zurück.
»Sie werden niemals damit durchkommen. Man wird Sie des Mordes überführen, ganz sicher.«
»Ganz sicher nicht. Ich werde …« Ich erfuhr niemals, was er machen würde, denn in diesem Moment tauchte Leif aus dem Hintergrund der Mühle auf und stürzte sich auf Matze. Mit einem sicheren Griff seiner großen Hände drehte er dem Mann das Genick um. Ich konnte hören, wie es knackte. Der Körper des Mannes fiel leblos zu Boden.
»Wir müssen endlich verschwinden«, sagte er. »Du auch. Ein gebrochenes Genick kannst du der Polizei nicht erklären.«
Durch eine Ritze in der Wand sah ich zwei Polizeiwagen vorfahren.
Er hatte Recht. »Was ist mit Robert?«
»Ich kümmere mich um ihn.«
Er nahm Robert auf und trug ihn zur Tür. Doch dort erschien bereits die Polizei.
»Hier entlang!« Ich zeigte Leif den Weg durch die kleine Tür, die zum Bach führte.
Er ächzte unter der Last von Roberts Körper, doch er schaffte es. Wir schlüpften durch die Tür hinaus ins Freie. Geschützt von Gebüsch, Gras und Bäumen erreichten wir den Wald.
    »Lass mich runter!«, hörte ich Robert auf einmal leise fordern. Er war wieder völlig bei sich, als wäre nichts geschehen. Leif ließ ihn von seiner Schulter und streckte sich, nachdem er die Last los war.
»Wir müssen uns beeilen. Sie werden wahrscheinlich gleich Straßensperren errichten.«
Ich sah mich zum Dorf um, das ruhig hinter den Feldern lag. Und auf einmal konnte ich eine unheimliche Kraft fühlen, eine Macht, die aus der Erde kam und mich einhüllte, als würde sie jegliche Lebensenergie aus mir saugen wollen. Sie ließ das Blut in meinen Adern gefrieren, meinen Kopf schwer und meinen Geist so neblig werden, als wäre ich unter Wasser. Wovon hatte Matze gesprochen, als er das Geheimnis von Mullendorf erwähnte? Was wusste er von diesem Ort? Ich spürte, wie jene Eiseskälte, die ich schon einmal verspürt hatte, über meinen Rücken kroch. Sie schlängelte sich hoch zu meinem Nacken, umklammerte meinen Brustkorb. Ich konnte kaum atmen, mein Herz setzte aus.
    »Moona, komm!«
Ich konnte mich nicht bewegen. Die Kälte lähmte mich völlig. Ich rang nach Luft, doch bekamen meine Lungen keinen Sauerstoff.
»Moona!«
Wie in einem Eisblock gefangen stand ich da, unfähig mich zu rühren.
Auf einmal berührte mich Roberts Hand. »Moona. Wir müssen los.«
Und da verschwand die Kälte. Mein Herz schlug normal, in meine Lungen strömte  die lebensnotwendige Atemluft ein.
»Alles in Ordnung?«, fragte er.
»Ich weiß es nicht«, antwortete ich gepresst. Dann warf ich einen letzten Blick auf Mullendorf, meine Heimat, in dessen Erde etwas Unheimliches darauf wartete, ans Licht zu kommen, und lief los. Ich schlüpfte mit Leif und Robert durchs Dickicht und verschwand im Wald.
     
    Ende von »Der Fluch des Dämons – Die Ankunft«
     

So geht es weiter in »Der Fluch des Dämons – Die Jäger«:
    Gehetzt
     
    In den folgenden Stunden kroch nichts Unheimliches aus der Erde von
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher