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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft
Autoren: Johanna Marthens
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führte.
    Kaum war er draußen, wurde die Tür aufgestoßen und Robert betrat die Mühle. Als er mich sah, stürzte er auf mich zu.
»Moona!« Er betrachtete meinen schwer verwundeten Körper und biss in seinen Arm, um mir sein Blut zu geben. Doch es war zu spät. Ich war zu kraftlos, um davon zu trinken.
»Wo ist er?« Auch Leif stand auf einmal neben mir.
»Eine Falle«, wisperte ich. »Polizei.«
»Wo steckt er?«, wiederholte er.
    Doch ich konnte nicht antworten. Ich sah nur noch, wie Leif blitzschnell nach draußen lief, während Robert weiterhin versuchte, mir sein Blut zu geben. Dann wurde alles schwarz um mich.
    Nur wenige Augenblicke später kam ich wieder zu mir. Irgendwie musste Robert es geschafft haben, mir wenigstens ein paar Tropfen einzuflößen.
»Du musst mehr davon trinken, Moona«, flüsterte er in mein Ohr.
»Ich bin so müde.«
»Gib nicht auf.«
»Er will euch die Morde anhängen, damit er Bürgermeister wird.«
»Ich weiß.«
Er presste seinen Arm mit der Wunde, aus der sein Blut floss, auf meinen Mund, so dass ich gar nicht anders konnte, als es zu schlucken. Auf einmal dröhnte lautes Gepolter an mein Ohr. Die Tür wurde aufgestoßen, und Leif kam mit Matze herein. Das hieß, Leif schleifte den Mörder am Kragen neben sich her.
»Er wollte sich vom Acker machen«, sagte mein Chef. »Ich bin dafür, ihn umzubringen.«
»Dann wird euch sein Tod auch noch angehängt!« Ich fühlte mich geringfügig besser. Das Blut war ein Teufelszeug. Es schmeckte eklig, aber es half.
»Er hat es verdient.« Leif schleuderte Matze auf den Boden. »Ich hatte keine Ahnung, dass so ein Verbrecher in meinem schönen Mullendorf wohnt.«
»Das ist nicht dein Mullendorf«, zischte Matze hasserfüllt. »Du hast keine Ahnung von dem Ort, von seiner Geschichte und von seinen Geheimnissen. Nicht das Geringste weißt du. In dieser Erde schlummert mehr, als du dir jemals vorstellen kannst. Ein Geheimnis so tief und dunkel wie das Universum selbst. Und es wird an die Oberfläche kommen und auferstehen und aus dem kleinen Dorf den Nabel der Welt schaffen. Aber ihr werdet nicht dabei sein.«
    »Wovon redet er?«, fragte mich Robert. Doch ich hatte keine Ahnung, was Matze meinte.
»Wovon ich rede?« Matze lachte. »Seht ihr, ihr habt keine Ahnung. Ich kann die Kraft fühlen, die Macht, die unter unseren Füßen schlummert. Nicht mehr lange, dann wird sie ans Tageslicht kommen. Die Zeit ist reif, wie die alten Überlieferungen verkünden. Bald ist es soweit.«
Er riss die Arme nach oben und stieß einen Jubelschrei aus. Doch in diesem Augenblick war noch ein anderes Geräusch zu hören: eine Polizeisirene.
    »Wir müssen weg«, sagte Leif und riss Matze an seinen spärlichen Haaren. »Was machen wir mit ihm?«
Matze wartete nicht ab, dass jemand über sein Schicksal entschied. »Ich habe die Kraft von Mullendorf«, schrie er und warf sich auf Leif. Mein Chef musste das Messer übersehen haben, denn Matze stach auf einmal auf Leif ein, so dass der sich mit Händen und Füßen wehren musste. Schließlich gelang es ihm, das Messer aus den Händen des Mörders zu reißen. Ich konnte sehen, wie Leifs Reißzähne aus seinem Kiefer hervor stießen. Er warf sich auf den Mörder.
Doch bevor sich seine Zähne in den Hals des Mannes graben konnten, sprang ich auf. Ich fühlte mich inzwischen wieder kräftiger. Meine Wunden begannen zu heilen. Ich hatte noch Schmerzen überall, aber sie waren erträglich.
    »Nicht, Leif. Wenn du ihn auf diese Weise umbringst, werden sie euch ewig suchen und verfolgen.«
Ich bückte mich und nahm das Messer, das zu Boden gefallen war, zur Hand.
»Was schlägst du vor?«
»Ich passe auf ihn auf, bis die Polizei kommt.«
»Nein!«, widersprach Robert. »Das lasse ich nicht zu.«
»Zur Not handele ich in Notwehr. Ich habe eine Waffe, er nicht mehr. Er wollte mich umbringen. Es ist zwar schade, dass die Wunden kaum noch zu sehen sind, aber die Polizei wird mir glauben. Und sie wird sicherlich auch seine DNS unter den Fingernägeln seiner Frau finden.« Ich wandte mich an Matze. »Warum musste ausgerechnet sie sterben? Hatte sie die Nase voll von ihrem Ehemann, dem Mörder?«
»Sie hat eine Puppe im Schuppen gefunden, die der kleinen Leonie gehörte. Dadurch wurde sie misstrauisch. Ich hatte eigentlich geplant, meine nervige Stieftochter loszuwerden und als Vampiropfer den AVEKs anzubieten, aber meine Frau war genauso gut. Der Zufall hat mir in die Hände gespielt. Sie ist mir schon lange mächtig auf den Geist
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