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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft
Autoren: Johanna Marthens
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zu.
»Was soll das denn? Was wollen Sie von mir?«
Ich tat so, als hätte ich keinen Schimmer von dem, was er womöglich getan hatte. Vielleicht ließ er mich dann wegen meiner Dummheit gehen. Doch offenbar hielt er mich für schlauer, als ich war.
»Du weißt zu viel, Moona. Und du nervst. Und so ganz nebenbei bist du meine Rettung in einem langjährigen Problem.«
»Das sind ja gleich drei Dinge auf einmal. Ich weiß nicht, ob ich dem wirklich gerecht werde.«
Ich stolperte über eine Wurzel und fiel in den Dreck, wobei ich mir das andere Knie auch noch verletzte. Doch Matze ließ mich nicht ausruhen oder auch nur meine Wunde versorgen. Ungeduldig zerrte er mich sofort weiter.
»Pass auf, wo du hinläufst«, knurrte er. »Und hör auf zu quatschen. Du hilfst dir damit nicht.«
Wir waren an der alten Mühle angekommen. Er riss die morsche Holztür auf und stieß mich hinein.
Es war dunkel darin. Nur ein wenig Licht kroch durch Bretterritzen und schob sich mühsam durch eine Öffnung im oberen Teil des Raumes. Es roch nach Vogeldreck und Urin.
»Was wird das?« Ich konnte die Angst nicht aus meiner Stimme verbannen. Sie zitterte. »Was haben Sie mit mir vor?«
Er antwortete nicht, sondern kramte in einer dunklen Ecke. Ich hoffte, dass er kein Beil oder eine Kettensäge hervorholte.
»Ich weiß nichts, wirklich nichts. Was auch immer Sie getan haben, ich habe keine Ahnung, was es sein könnte.« Ich begann verzweifelt, um mein Leben zu reden. »Lassen Sie mich gehen, bitte. Viviane wird so unglücklich sein. Sie hat schon ihre Mutter verloren, was ist, wenn sie auch noch ihre beste Freundin verliert? Und sie wird nach mir suchen, wenn ich nicht zu ihr komme. Denken Sie an die vielen Stunden, die ich in Ihrem Haus verbracht habe. Ich war immer nett und höflich. Oder hat es was damit zu tun, dass ich einmal Ihre Lieblings-CD ausgeborgt und vergessen habe, sie zurückzugeben? Ich habe sie bestimmt noch. Ich bringe Sie Ihnen sofort, wenn Sie mich losgebunden und freigelassen haben.«
    Er ignorierte mein Gerede. Stattdessen stellte er einen Stuhl in den Raum und drückte mich auf den Sitz. Mit zwei weiteren Stricken, die er aus der Ecke geholt hatte, band er mich fest.
»Warum machen Sie das?«, fragte ich. Tränen stiegen in meine Augen, und ich denke, in dieser Situation war das keine Schande. Andere hätten geschrien und um Gnade gebettelt. Ich fing lediglich an zu heulen.
»Ich habe Ihnen doch nichts getan.«
»Nein, du hast mir nichts getan. Aber du weißt etwas, was sonst keiner weiß.«
»Was soll das denn sein? Ich bin auch nicht schlauer als alle anderen in Mullendorf.«
»Du weißt, wer ein Vampir ist.«
Also ging es tatsächlich darum.
»Und wenn? Sie sind keiner«, sagte ich. »Sie haben nichts zu befürchten.«
Ich konnte sehen, wie er in der Dunkelheit der Mühle lächelte. Es sah aus wie eine Grimasse, wie die des Teufels persönlich.
In seiner Hand blitzte etwas. Es war ein Messer.
»Was wollen Sie damit?«, rief ich. Doch er antwortete nicht. Stattdessen legte er das Messer an meinen Hals und ritzte eine Wunde hinein.
    Es tat höllisch weh. Ich schrie und bat ihn, aufzuhören. Er hielt tatsächlich inne, doch konnte ich spüren, wie mein Blut langsam den Hals hinunterlief.
»Warum tun Sie das?«
    Wieder wartete ich vergeblich auf eine Antwort. Er kramte in seiner Jacke und holte ein Handy hervor. Mein Handy. Ich musste es verloren haben, als er mich überfallen hatte. »Ruf den Bürgermeister an«, befahl er mir.
»Warum?«
»Stell keine Fragen, Moona. Du bist echt nervig, das warst du schon immer. Ruf ihn an und deinen Freund, den Arzt, auch.«
»Und was soll ich ihnen sagen?«
»Die Wahrheit.«
»Was?«
    Er blätterte in meinem Nummernverzeichnis. Als er Leifs Nummer gefunden hatte, wählte er sie und hielt mir das Telefon ans Ohr.
»Sag ihnen einfach, dass ein irrer Mörder dich hat und sie dich retten sollen.«
Ich hatte zuerst keine Ahnung, was das sollte, aber als Leifs dunkle Stimme sich am anderen Ende der Leitung meldete, wusste ich plötzlich, was Matze beabsichtigte.
»Ihr dürft auf keinen Fall herkommen!«, rief ich in den Hörer. »Das ist eine Falle!«
Matthias Hahn riss das Handy von meinem Ohr. »Wenn ihr sie lebend wiedersehen wollt, müsst ihr
sie holen. Sie ist an der alten Mühle und verblutet.«
Er holte mit der anderen Hand aus und rammte mir den rostfreien Stahl der Klinge in die Schulter. Ich schrie auf.
»Moona!«, erklang Robert Stimme aus dem Handy. »Moona!«
»Ihr dürft
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