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Die Angune (German Edition)

Die Angune (German Edition)

Titel: Die Angune (German Edition)
Autoren: Marc Staedtgen
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Hochschamane hatte möglicherweise Recht. Wenn die Anschuldigungen zutrafen - falls sie zutrafen - war die Arbeit des Ältestenrates, die seit alters her auf Weisheit, Wissen und ausgleichender Gerechtigkeit beruhte, ernsthaft in Frage gestellt.
    »Onkel?«
    Calaele'en schaute überrascht auf und sah zwei Elfenkinder die ihn anstarrten.
    »Guten Tag, ihr kleinen Mäuse. Wo kommt ihr denn her?«
    Das ältere der beiden Kinder zeigte mit dem Finger auf ein nicht weit entferntes Anwesen.
    »Und was macht ihr hier?«
    »Mutti hat gesagt wir dürfen noch eine Stunde spielen.«
    »So, so! Und was spielt ihr denn?«
    »Wir fangen Heuschrecken auf der Wiese. Guck!«
    Dabei streckte das El fenkind den Arm in die Höhe und hielt eine Papiertüte hoch, in der es leise raschelte. Calaele'en musste lächeln.
    »Onkel?«
    »Ja?«
    »Warum guckst du so traurig?«
    Calaele'en schaute die beiden Kinder verdutzt an und fragte:
    »Sehe ich traurig aus?«
    Das größere der beiden Elfenkinder zuckte hilflos mit den Schultern ohne zu antworten.
    » Naja, wahrscheinlich sehe ich so traurig aus, weil ich traurig bin.«
    »Und warum bist du traurig, Onkel?«
    Calaele'en stützte das Kinn auf den Handballen.
    »Weil mir heute jemand etwas Schlimmes erzählt hat, und ich weiß nicht was ich machen soll.«
    »Mutti sagt immer, wenn sie nicht weiß, was sie machen soll, geht sie zur Uri Dran'ja.«
    »Und wer ist diese Uri Dran'ja?«
    »Das ist eine ganz große Maga. Mutti sagt, die Uri sei so alt und weise, dass sie jedem helfen kann. Die ist so schlau, die kann auch dir helfen, Onkel.«
    »Oh! Dann bin ich aber froh! Und wo wohnt diese Uri Dran'ja?«
    »Die wohnt in einem Haus am Weg nach Siba!«, rief das kleinere der beiden Elfenkinder triumphierend.
    »Dann bin aber ich froh, dass ich das jetzt weiß. Moment, Kinder!«
    Calaele'en kramte in einer versteckten Tasche seiner Toga-artigen Gewandung und zog zwei in Wachspapier eingepackte Honigbonbons aus der Tasche.
    »Hier! Die hat der Honigbär für euch da gelassen.«
    Die Elfenkinder schnappten sich die beiden Bonbons und liefen wieder weg.
    »Wie sagt man?«, rief Calaele'en den beiden hinterher. Sie drehten sich kurz um und die ältere sagte:
    »Man muss Danke sagen!«
    »Danke, Onkel!«, rief der Kleine.
    Calaele'en nickte zustimmend mit dem Kopf und antwortete:
    »Gern gesch ...«
    Aber die Kinder waren schon längst wieder außer Hörweite.
    Calaele'en nickte unmerklich mit dem Kopf.
    Uri Dran'ja!
    Nun ja! Warum nicht?
    Eine alte Weißelfe aus der Kaste der Magi! Und - so wie es schien - freundlich und hilfsbereit. Und möglicherweise kein Spion! Vielleicht hatte sie in ihrer Weisheit einen Rat auf Lager, den Calaele'en gebrauchen konnte, oder ihn auf etwas stoßen könnte, das er übersehen hatte.
    Siba am Kymir war nicht weit weg. Morgen würde er die a lte Maga aufsuchen.

    110. Tag im 2. Sternenhaus des 5289. Sonnenumlaufs
    Am Morgen des nächsten Tages ließ er ein Tumbaktuk vor seine Gig spannen um nach Siba zu fahren. Eine Gig mit einem Tumbaktuk zu bespannen, war nur sehr erfahrenen Kutschenfahrern vorbehalten. Die bis zu 3,5 Schritt großen und 300 kg schweren Laufvögel mit dem mächtigen, gelben Schnabel und den acht grell blauen, einen Schritt langen Kopffedern, die zur Familie der Donnervögel gehörten, waren im Sprint bis zu 90 km/h schnell und konnten vor einer leichten Gig eine Reisegeschwindigkeit von 60 km/h während mehreren Stunde halten. Auch wenn die Gig von Calaele'en ganz aus Edelstahl gebaut war, und eine leichte und sichere Kutsche war, so musste das Gespann doch in kurvigem Gelände mit viel Vorsicht und Können gesteuert werden. Bei hohen Geschwindigkeiten traten Fliehkräfte auf, die schon so manche Gig in einen Überschlag getrieben hatte.
    Auch wenn Calaele'en gespannt auf die Begegnung mit di eser alten Maga war, die anscheinend auf den vollen Namen Dran'ja Do'ul Corón - Dran'ja, Tochter von Do'ul, aus dem Geschlecht Corón - hörte, so wusste er seine Eile dennoch zu zügeln und ließ das Tumbaktuk nur im gezügelten Tempo laufen. Wie alle Bipeden kannte das Tumbaktuk nur zwei Fortbewegungsmöglichkeiten: schreiten und laufen. Und ein Tumbaktuk in einem gemächlichen Lauftempo zu halten, ohne dass das Ganze in eine unkontrollierte Raserei ausartete, gehörte zur großen Kunst des Fahrens eines Gigs mit Tumbaktuk.
    Calaele'en genoss die gemächliche Fahrt entlang des Kymir, der sich zu seiner Rechten auf seiner langen Reise zum Meer befand. Zu seiner
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