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Die Angune (German Edition)

Die Angune (German Edition)

Titel: Die Angune (German Edition)
Autoren: Marc Staedtgen
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Schriften, unser Hochsch amane hat uns beauftragt euch folgendes zu berichten. Wie ihr wisst, liegen die Gebiete der Grauelben zwar zurückgezogen und abgelegen in den unzugänglichen Bergregionen, aber westlich davon liegt das Land der Meneliden, die Menelidische Tundra. In den vergangenen Sternenhäusern kamen uns immer wieder Klagen zu Ohren, dass einzelne Familiensippen der Meneliden, die ja bekanntlich als friedliebende Nomaden umherziehen, überfallen wurden. Die Verluste der Angreifer waren stets nichtig. Allerdings wurde bei einem der Überfälle eine große Kriegsaxt aus einer bläulichen Adamantiumlegierung zurückgelassen, die - laut unserem Wissensstand - nur in den großen Schmieden von Dun Morthor im Königreich der Zwerge hergestellt wird. Wir versuchten also herauszufinden, wem die Zwerge von Dun Morthor diese Kriegsaxt verkauft hatten. Eine der Spuren führte nach Rinu'usala, verlief sich jedoch im Sand. Dann kam uns ganz unverhofft der Zufall zu Hilfe. Eines Tages, ganz spät am Abend, bemerkte einer unserer ...«
    Als der Grauelb kurz bei der anzuwendenden Wortwahl zögerte, sagte Calaele'en:
    »Spione!«
    Der Grauelb schaute Calaele'en kurz an und fuhr fort:
    »... einer unserer Spione in Rinu'usala, wie eine kleine Kiste mit Goldthaler den Besitzer wechselte. Und zwar vor einem der Hintereingänge des Gebäudes des Großen Rates. Drei Personen waren zugegen. Zwei verschwanden wieder im Gebäude, während die dritte Person, der Überbringer der Kiste, sich im dunklen Schatten der Mauern wieder davon schlich. Kurz darauf verließ eine vierte Person das Gebäude, der von unserem Spion verfolgt wurde. Er ritt ohne Zeit zu verlieren hinaus zu einer Karawane die sich in etwa 50 Meilen Entfernung in den Schluchten der Hochebene von Quât'ra versteckt hielt. Es war eine Waffen- und Sklavenkarawane!«
    Calaele'en schwieg und schaute bedrückt zu Boden. Er musste sich zusammenreißen um sich nicht der Niederg eschlagenheit hinzugeben die mit knochigen Fingern nach seinem Geiste griff. Der einzig tröstliche Gedanke, den er im Moment fand, war, dass die Abgesandten zu ihm gekommen waren. Hätten die Grauelben diese Anschuldigungen direkt und brutal im ehrenwerten Saal des Rates vorgetragen - kaum vorstellbar was dort passiert wäre. Dabei war es unwichtig, ob es eine Salzkarawane oder eine Sklavenkarawane gewesen war. Allein die Tatsache - insofern es sich um eine Tatsache handelte - , dass eine kleine Münzkiste nachts durch einen Hintereingang im Haus des Großen Rates verschwand, würde genügen um die ganze Institution in Verruf zu bringen.
    Kurz vor der Mittagsstunde hatte Calaele'en die drei Abg esandten der Grauelben wieder verabschiedet, und seitdem fand sein Geist keine Ruhe mehr.

    Ruhelos ging Calaele'en im Innenhof seines Hauses hin und her. Immer wieder setzte er sich hin um seinen Geist zu sammeln, fand aber keine rechte Ruhe. Dann stand er wieder auf und ging weiter.
    Irgendwann wurde ihm das Haus zu klein, und er wanderte gedankenverloren den landwirtschaftlichen Weg hin und her.
    Am späten Nachmittag gelangte er dann zur Erkenntnis, dass er diese Informationen, so unwahr sie letztendlich auch sein konnte, keinesfalls für sich behalten dürfte ohne etwas zu unternehmen. Stimmte der Bericht, waren im Gebäude des Großen Rates mindestens drei Personen mit dem Vorfall vertraut, wovon einer - derjenige der zur Karawane ritt - wahrscheinlich nur ein Bote war. Daraus schlussfolgerte der Meister der Schriften, dass es sich um eine organisierte Bande handeln könnte, mit Handlagern an der Basis und Entscheidungsträgern an der Spitze.
    Handelte es sich hier bloß um eine kleine, lokal begrenzte Gruppe, oder hatte die Bande ihre Wurzelspitzen schon so weit vorangetrieben, dass sie bereits große Bereiche der elfischen Bevölkerung unterwandert hatte, und ihre Spione in allen Bereichen der Gesellschaft tätig waren.
    Dies stellte ein erhebliches Risiko dar, falls er versuchen wollte, den Hintermännern auf die Schliche zu kommen. Wer auf dunklen Pfaden daher schlich, lief immer Gefahr mit dem Gesicht in einer Spinnwebe hängen zu bleiben.
    Der Meister der Schriften hatte beide Ellbogen auf die Knie gestützt und ließ den Kopf hängen. Hatte er sich in seiner Suche nach Ethik und innerer Ruhe so weit von der Wirklichkeit entfernt, dass er nicht mehr erkannte wenn der Ältestenrat ausgehöhlt wurde, so wie ein Holzwurm seine Gänge durch einen Baumstamm trieb.
    Calaele'en war konsterniert!
    Der
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