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Die Ameisen

Die Ameisen

Titel: Die Ameisen
Autoren: Bernard Werber
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Wissens
     
    Jean und Philippe interessieren sich für nichts als fürs Fernsehen, höchstens noch für den Flipper. Selbst der nagelneue, kürzlich erst mit hohem Kostenaufwand angelegte Minigolfplatz interessiert sie nicht mehr. Und erst die Spaziergänge durch den Wald … Für sie gibt es nichts Schlimmeres, als wenn ihnen der Aufpasser befiehlt, frische Luft zu schnappen.
    Sicher, letzte Woche, als sie die Frösche aufgeblasen haben, das war schon amüsant, aber das Vergnügen war ein wenig kurz.
    Heute jedoch scheint Jean eine Betätigung eingefallen zu sein, die Interesse verdient. Er zieht seinen Freund aus der Gruppe von Waisenkindern, die dämlicherweise welke Blätter sammelt, um noch dämlichere Bilder damit zu machen, und zeigt ihm eine Art Zementkegel. Ein Termitenhügel.
    Sie zögern nicht, ihn mit den Füßen zu zertrampeln, aber es kommt nichts raus, der Hügel ist leer. Philippe beugt sich herab und schnüffelt.
    »Die hat der Straßenwärter abgemurkst. Riech mal, das stinkt nach Vertilgungsmittel, die sind da drinnen alle krepiert.«
    Enttäuscht wollen sie sich gerade wieder zu den anderen gesellen, als Jean auf der anderen Seite des kleine Bachs, unter einem Strauch halb verdeckt, eine Pyramide erblickt.
    Volltreffer! Ein beeindruckender Ameisenhaufen, ein richtiger Dom, mindestens einen Meter hoch! Lange Kolonnen von Ameisen gehen ein und aus, Hunderte, Tausende von Arbeiterinnen, Soldatinnen, Kundschafterinnen. Hierhin ist das DDT noch nicht gekommen.
    Jean hüpft vor Aufregung von einem Bein aufs andere.
    »He, hast du so was schon mal gesehn?«
    »O nein, du willst doch nicht schon wieder Ameisen fressen
    … Die letzten haben ätzend geschmeckt …«
    »Wer redet denn von fressen? Du hast ’ne richtige Stadt vor dir, so was wie New York oder Mexiko. Weißt du nicht mehr, was die im Fernsehen gesagt haben? In so ’nem Ding wimmelt es von Viechern. Guck dir diese Bekloppten an, die ackern wie blöd!«
    »Na ja … Hast du vergessen, daß sich Nicolas so lange für Ameisen interessiert hat, bis er verschwunden war? Ich bin sicher, er hatte Ameisen im Keller, und die haben ihn aufgefressen. Ich hab keine Lust, neben diesem Ding rumzustehn. Das gefällt mir nicht! Scheißameisen, gestern hab ich welche gesehn, die krochen aus ’nem Loch auf dem Minigolfplatz, vielleicht wollten die da ihr Nest bauen …
    Verdammte Drecksameisen!«
    Jean rüttelt ihn an der Schulter.
    »Na eben! Du magst keine Ameisen, und ich auch nicht. Wir bringen sie um! Wir rächen unseren Kumpel Nicolas!«
    Der Vorschlag weckt Philippes Interesse.
    »Sie umbringen?«
    »Na klar, warum nicht? Wir stecken diese Stadt an! Stell dir vor, ganz Mexiko in Flammen, weil es uns so paßt!«
    »Okay, wir stecken sie an. Ja. Für Nicolas …«
    »Warte, ich hab noch ’ne bessere Idee: Wir blasend a Unkrautmittel rein, das gibt ’n richtiges Feuerwerk.«
    »Genial …«
    »Paß auf, wir haben elf Uhr, in zwei Stunden treffen wir uns hier wieder. Dann geht uns der Aufpasser nicht auf den Keks, und alle anderen sind in der Mensa. Ich besorg das Unkrautmittel. Du siehst zu, daß du ’ne Schachtel Streichhölzer auftreibst, das ist besser als ’n Feuerzeug.«
    »Alles klaro!«
     
    Die Infanterieeinheiten rücken rasch vor. Wenn die anderen föderierten Städte fragen, wohin sie ziehen, antworten die Chlipukanerinnen, daß im Westen eine Eidechse gesichtet worden ist und daß die Hauptstadt sie um Unterstützung gebeten hat.
    Über ihnen summen die Nashornkäfer, in ihrem Schwung kaum gebremst durch das Gewicht der Artilleristinnen, die auf ihren Köpfen sitzen.
     
    13 Uhr. In Bel-o-kan herrscht buntes Treiben. Man nutzt die Hitze, um die Eier, die Puppen und die Pflanzenläusei m Solarium anzuhäufen.
     
    »Ich hab Brennspiritus mitgebracht, damit das noch besser hochgeht«, erklärt Philippe.
    »Bestens«, sagt Jean. »Ich hab Unkrautmittel gekauft.
    Zwanzig Francs die Dose, diese Geldschröpfer!«
     
    Belo-kiu-kiuni spielt mit ihren fleischfressenden Pflanzen. Seit sie da sind, fragt sie sich, warum sie eigentlich nie einen Schutzwall daraus gemacht hat, wie sie es ursprünglich vorhatte.
    Dann denkt sie wieder an das Rad. Wie kann man diese geniale Idee verwerten? Vielleicht könnte man eine große Zementkugel anfertigen, sie mit den Fußspitzen ins Rollen bringen und damit die Feinde zerquetschen. Sie sollte den Plan aufs Tapet bringen.
     
    »Okay, ich hab alles drauf geschüttet, den Spiritus und das
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