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Die Ameisen

Die Ameisen

Titel: Die Ameisen
Autoren: Bernard Werber
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mit außerirdischen Nachbarn in Kontakt stehen.«
    Alle lachen. Eine Ladung guter Laune kitzelt das Rückenmark. Jonathan schlägt vor, in den Salon zurückzugehen.
    »Wißt ihr, ich habe lange nach einem Weg gesucht, mit meinen Freunden friedlich zusammenzuleben. Ich habe es mit Kommunen, Squatts, Gemeinschaften nach dem Vorbild Fouriers versucht. Am Ende habe ich geglaubt, ich sei nur ein Traumtänzer, um nicht zu sagen ein Trottel. Aber hier … hier passiert etwas. Wir sind schlicht gezwungen, zusammenzuleben, uns zu ergänzen, gemeinsam zu denken. Wir haben keine Wahl: Wenn wir uns nicht verstehen, werden wir sterben.
    Es ist keine Flucht möglich. Nun, ich weiß nicht, ob das an der Entdeckung meines Onkels liegt oder an dem, was uns die Ameisen durch ihre bloße Existenz hier über unseren Köpfen lehren, aber bislang funktioniert unsere Gemeinschaft wie geschmiert!«
    »Das klappt, und zwar ganz von selbst …«
    »Manchmal haben wir das Gefühl, wir produzieren eine gemeinsame Energie, aus der jeder beliebig schöpfen kann.
    Das ist ganz seltsam.«
    »Davon habe ich schon im Zusammenhang mit den Rosenkreuzem und einigen Freimaurergruppen gehört«, sagt Jason. »Sie nennen das Egregor : das geistige Kapital der
    ›Herde‹. Eine Art Becken, in das jeder seine Kraft entleert, damit eine Suppe entsteht, die jedem nutzt … Im allgemeinen gibt es immer einen Dieb, der sich der Energie anderer zu persönlichen Zwecken bedient.«
    »Hier haben wir dieses Problem nicht. Man kann keine persönlichen Ambitionen haben, wenn man in einer kleinen Gruppe unter der Erde lebt …«
    Schweigen.
    »Zudem reden wir immer weniger, wir brauchen das nicht mehr, um einander zu verstehen.«
    »Ja, hier passiert etwas. Aber wir verstehen es noch nicht und haben auch noch keine Kontrolle darüber. Wir sind längst nicht am Ziel, wir sind noch auf halbem Weg.«
    Erneutes Schweigen.
    »Kurz und gut, ich hoffe, es wird euch in unserer kleinen Gemeinschaft gefallen.«
     
    Nr. 801 kommt erschöpft in ihrer Geburtsstadt an. Geschafft!
    Sie hat es geschafft.
    Chli-pu-ni nimmt sofort einen Gedankenaustausch vor, um zu erfahren, was geschehen ist. Was sie hört, bestätigt sie in ihren schlimmsten Befürchtungen hinsichtlich des unter der Granitplatte verborgenen Geheimnisses.
    Sie beschließt. Bel-o-kan unverzüglich militärisch anzugreifen. Die ganze Nacht über rüsten sich ihre Soldatinnen aus. Die ultramoderne fliegende Legion ist fertig.
    Nr. 103 683 macht einen Vorschlag. Während ein Teil der Armee von vorne angreift, könnten zwölf Legionen heimlich einen Bogen um die Stadt schlagen, um einen Sturm auf den Stumpf mit dem königlichen Gemach zu unternehmen.
      DAS UNIVERSUM STREBT: Das Universum geht in Richtung Komplexität.
    Vom Wasserstoff zum Helium, vom Helium zum Kohlenstoff. Immer komplexer, immer ausgeklügelter, so die Entwicklung, die die Dinge nehmen.
    Von allen bekannten Planeten ist die Erde der komplizierteste. Sie befindet sich in einer Zone, in der ihre Temperatur schwanken kann. Ihre Oberfläche besteht aus Meeren und Bergen. Doch wenn ihr Spektrum an Lebensformen auch praktisch unbegrenzt ist, so gibt es doch zwei, die durch ihre Intelligenz über die anderen hinausragen. Die Ameisen und die Menschen.
    Man könnte meinen, Gott habe den Planeten Erde ausgesucht, um ein Experiment anzustellen. Er hat zwei Gattungen mit zwei völlig konträren Philosophien auf den Weg des Bewußtseins geschickt, um zu sehen, welche schneller vorankommt.
    Das Ziel ist vermutlich, zu einem kollektiven planetarischen Bewußtsein zu gelangen: der Zusammenschluß sämtlicher Hirne der Gattung. Das ist meines Erachtens die nächste Phase des Abenteuers des Bewußtseins. Die nächste Stufe der Kompliziertheit.
    Die beiden führenden Gattungen haben indes getrennte Wege beschritten:
    Um intelligenter zu werden, hat der Mensch sein Hirn aufgebläht, bis es eine geradezu monströse Größe hatte. Eine Art dicker Blumenkohl.
    Um zu dem gleichen Ergebnis zu gelangen, haben die Ameisen statt dessen Tausende von kleinen Hirnen verwandt, die durch sehr subtile Kommunikationssysteme miteinander verbunden waren.
    Unter dem Strich erbringt diese Masse von kleinen Bröckchen ebensoviel Materie und Intelligenz wie der menschliche Blumenkohl. Der Kampf geschieht mit ebenbürtigen Waffen.
    Aber was wäre, wenn diese beiden Formen von Intelligenz, statt getrennte Wege zu gehen, kooperierten …?
    Edmond Wells Enzyklopädie des relativen und absoluten
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