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Die Amazonen von Vanga

Die Amazonen von Vanga

Titel: Die Amazonen von Vanga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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»Du wirst es nicht wagen.«
    Ein irres Lachen antwortete ihr.
    »Ja, ja, das sagen sie alle, ich werde es nicht wagen. Aber ich tue es, so war ich Dendhor bin.«
    »Sieh her, du Narr! Gaida war meine Mutter.«
    In einer Mauerlücke tauchte ein verrunzeltes Gesicht auf. Es gehörte zu einem alten, buckligen Männlein, das soeben im Begriff war, einen für seine Größe viel zu schweren Bogen zu spannen.
    »Geh weg! Du kannst nicht Burra sein, du bist ein böser Geist, der mich verderben will…«
    Ein Pfeil stieg in den blauen Himmel hinauf, flog aber nicht weiter als dreißig Schritte, bevor er im dichten Schilf des Wassergrabens verschwand.
    »Soll ich?« fragte Gorma und zog ihren Bogen aus dem ledernen Futteral. Aber Burra winke heftig ab.
    »Ich brauche ihn lebend«, sagte sie. »Wenn jemand wissen kann, wohin Jodrel sich gewandt hat, dann er. Immerhin ist er auch ein Mann.« Sie sprach es mit deutlicher Verachtung aus.
    »Wir könnten hinüberschwimmen«, schlug Gudun vor. »Wenigstens eine von uns.«
    »Du bleibst hier!« rief Burra.
    Der Alte verschwand. Nach einer Weile ertönte sein Lachen aus unmittelbarer Nähe der Zugbrücke. Gleich darauf rasselten Ketten, ertönte ein seltsam schwirrendes Geräusch.
    Gorma und Tertish schrien fast gleichzeitig auf. Aber da war es schon zu spät. Kaum mehr als fünf Schritte hinter ihnen schlug ein hölzerner Kübel auf, zersplitterte und verschleuderte dabei seinen siedenden Inhalt. Die Reittiere, über die sich ein Großteil des Öles ergoß, bäumten sich auf und rasten davon. Gham sank aufstöhnend zu Boden, die Hände vor ihr Gesicht geschlagen. Sie wimmerte leise, als Burra sich ihrer annahm. Handtellergroße Fetzen Haut lösten sich von ihrem Schädel, legten verbranntes Fleisch bloß. Ghams linkes Auge würde nie mehr sehen können.
    Unbändiger Haß lag auf Burras Zügen.
    »Zeigt ihm, wer seine Herrin ist«, fauchte sie. »Aber tötet ihn nicht.«
    Gorma und Gudun schwangen sich ins Wasser. Sie hatten den Graben noch nicht zur Hälfte durchquert, als der Alte wieder erschien.
    »Bleibt, wo ihr seid!« kreischte er. »Niemand wird seinen Fuß in diese Burg setzen.«
    »Ich bin die Tochter von Gaida und Jodrel«, rief Burra. »Auf Anakrom hat nur mein Wort zu gelten.«
    »Ja, ja, Burra.« Der Alte kratzte sich mit beiden Händen den fast kahlen Schädel. Der Sproß meiner Herrin war ein kleines, zartes Kind, kein solches Monstrum, dessen Leibesfülle zwei Rüstungen benötigt.«
    »Ich zählte fünf Lenze, als Sosona mich zu den Amazonen brachte.«
    »Die Hexe«, schrillte Dendhor. »Wo - wo ist sie. Sag schnell! Ich will zu ihr eilen. Sie muß Burra zurückbringen. Bloß das Kind hält mich noch in diesem verwunschenen Gemäuer.« Seine Stimme überschlug sich vor Erregung. Die beiden Frauen, die den Wassergraben inzwischen fast durchquert hatten, schien er nicht mehr zu beachten.
    »Er redet irre«, bemerkte Tertish. »Ob er dir in dieser Verfassung wirklich eine Hilfe sein kann?«
    »Welcher Mann könnte das schon?« brauste Burra auf.
    Indessen schickten Gorma und Gudun sich an, den steilen Erdwall unterhalb der Burgmauer zu erklimmen.
    »Du bist allein?« rief Burra zu Dendhor hinüber, um ihn abzulenken.
    »Allein?« wiederholte er zögernd. »Nein, sie sind alle bei mir. Jodrel und Gaida, die Hofdamen…« Unverhofft versiegte sein Redeschwall.
    Burra stieß einen Fluch aus.
    In die entstandene Stille hinein mischte sich das Poltern großer Steine.
    »Dort!« Nebo wies mit ausgestrecktem Arm auf die Zinnen, wo sich entlang des Wehrganges Mauersteine aus ihren Verankerungen lösten und in die Tiefe stürzten.
    Gorma entging einem dieser Geschosse, das ihr wahrscheinlich den Schädel zertrümmert hätte, nur um Haaresbreite. Den beiden Amazonen blieb keine andere Wahl, als eng an die Mauer gedrückt zu verharren.
    »Ich lasse mich nicht von einem Mann aufhalten«,
    stöhnte Burra und spannte ihren Bogen. »Er soll erfahren, was es heißt, sich mir zu widersetzen.« Aber ausgerechnet in diesem Augenblick verschwand Dendhor mit einem schnellen Satz hinter dem nächsten Mauervorsprung.
    Burra wartete, den Pfeil auf der Sehne. Als sie auch nur den Schimmer eines Wamses erblickte, schoß sie.
    Drüben hob ein Schreien und Kreischen an, das ihr unzweifelhaft bewies, daß sie getroffen hatte. Zudem konnte Dendhor keinesfalls ernsthaft verletzt sein, sonst hätte er nicht den Atem besessen, solch ein Gezeter anzustimmen.
    Endlich war es Gorma möglich, sich an der

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