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Die Amazonen von Vanga

Die Amazonen von Vanga

Titel: Die Amazonen von Vanga
Autoren: Hubert Haensel
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ungestümen Aufbäumen schwang sie ihr Schwert, zeichnete die funkelnden Linien des Drachen in die Luft, beschrieb mit der haarfeinen Klinge die verwobene Art zu fechten und wehrte zwischendurch immer wieder die Schläge Mashagimas ab.
    Ohne daß sie sich dessen bewußt wurde, war sie selbst zum Angriff übergegangen. Ihr Schwert hinterließ Kerben im Panzerrock der Gegnerin. Für eine Weile übertönte ihr Keuchen sogar das Klingen der aufeinanderprallenden Waffen.
    Aber allmählich erlahmten ihre Bewegungen, und Burra mußte es geschehen lassen, daß Mashagima sie in die Enge trieb.
    »Gib dich geschlagen!«
    »Niemals!«
    Ein Aufgeben wäre gleichbedeutend gewesen mit dem Ende aller Träume und Hoffnungen. Wofür sieben Jahre voll Entbehrungen und manchmal schier unmenschlicher Anstrengungen, wenn nicht für das Ziel, eines Tages selbst zu den Amazonen zu gehören?
    Mashagimas Klinge schlitzte das Wams, das Burra trug. Abermals klirrten die Waffen aufeinander. Das Mädchen parierte den von oben herab geführten Schlag, was ihre Meisterin zu überraschen schien.
    Zweimal traf Burra den Brustpanzer der Frau, dann wurde ihr das Schwert erneut aus der Hand gewirbelt, und sie verspürte einen glühenden Schmerz quer über die linke Wange.
    Mashagima deutete eine Verbeugung an, bevor sie ihre Waffe in die Scheide zurück stieß.
    »Bereite dich auf die Schwertlanze vor, Burra«, sagte sie. »Nutze die Zeit, die dir verbleibt. Wenn der Sand einmal durch das Glas geronnen ist, werden Gorma und Tertish gegen dich antreten.«
    Die beiden besten Kämpferinnen meines Jahres, durchzuckte es das Mädchen. Und laut kam ihre Frage:
    »Habe ich die Prüfung bestanden?«
    »Wappne dich in Geduld«, war Mashagimas Antwort, bevor sie eilenden Schrittes den Raum verließ.
    Erst jetzt spürte Burra, daß es ihr warm über die Wange lief. Sie empfand keine Schmerzen, dennoch waren ihre Finger rot vom Blut, als sie sich mit der Hand übers Gesicht wischte.
    Befürchtete Burra eben noch, versagt zu haben, so pochte plötzlich ein Gefühl wilden Stolzes in ihrer Brust.
    Sie hatte ihre erste Narbe empfangen.
     
     
    *
     
    Sie wartete. Die Fähigkeit, den Belangen des eigenen Körpers zu trotzen, Hunger, Durst und Ungeduld tief in sein Inneres zu verdrängen, war das erste gewesen, was man ihr und den anderen beigebracht hatte.
    Burra schreckte aus ihren Gedanken auf, als sie irgendwann spürte, nicht mehr allein zu sein. Übergangslos fand sie in die Wirklichkeit zurück. Sie kam auf die Beine, noch bevor die erste Lanze dort auf den Boden schmetterte, wo sie eben gesessen.
    Fünf Schritte trennten sie von ihrer eigenen Waffe - eine unüberwindbare Entfernung, falls Gorma und Tertish mit dem Kreuzhieb angriffen. Burra war nicht darauf vorbereitet gewesen, derart unverhofft überfallen zu werden. Dieses Vorgehen mußte von Mashagima befohlen worden sein, denn die Amazone pflegte ihren Schülerinnen jede nur erdenkbare Härte angedeihen zu lassen.
    Das Mädchen konnte nicht erkennen, wer den ersten Schlag geführt hatte und wer ihr nun die Lanze zwischen die Füße stieß. Sie stürzte, streckte im Fallen die Arme aus und packte zu, während sie sich abrollte.
    Tatsächlich bekam sie den hölzernen Schaft zu fassen. Die Angreiferin war zu überrascht, um ihr großen Widerstand entgegenzusetzen. Noch in der Hocke wirbelte Burra auf einem Fuß herum, den anderen von sich gestreckt, um das Gleichgewicht zu halten.
    Ein heftiger Ruck, gefolgt von einem unterdrückten Aufschrei - Gorma ließ die Lanze fahren.
    Burra kam vollends auf die Beine, warf die Waffe, die sie unmittelbar unterhalb der Klinge gepackt hatte, hoch und fing sie mit einer Hand wieder auf. Tertishs stürmisch vorgetragenen Hieb wehrte sie mit dem Schaftende ab.
    Zwei blitzschnelle Sprünge brachten Gorma näher an die Wand, wo Burras Lanze hing. Gleichzeitig griff Tertish abermals an. Sie schwang die Waffe wie der Schnitter die Sense. Zweifellos hätte die blitzende Schneide Burra beide Beine dicht unterhalb der Knie abgetrennt, wäre das Mädchen der Klinge nicht mit einem verzweifelten Sprung entgangen. Für einen Augenblick schien sie flach in der Luft zu liegen, kam dann wieder auf und hastete, den vorhandenen Schwung ausnutzend, etliche Schritte vorwärts. Wie einen Spieß schleuderte sie ihre Lanze und nagelte Gormas Ärmel damit an die Wand. Nur eine Handbreit tiefer, und die Gegnerin hätte nie wieder eine Waffe tragen können.
    Noch vor einem Tag hatten sie Seite an
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