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Die Amazonen von Vanga

Die Amazonen von Vanga

Titel: Die Amazonen von Vanga
Autoren: Hubert Haensel
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sie den Kuß der Zaubermutter erhalten hat.«
    »Ich brauche ein Schwert, das selbst die stärkste Rüstung durchschlägt. Jodrel wird sich in Kleidern aus Eisen vor mir verbergen. Er ist feig wie jeder Mann, zu nichts nütze und hinterhältig.«
    »Du wirst Herz und Seele von Mashagima erhalten«, nickte Gorma.
    Wütend winkte Burra ab.
    »Meine Seele soll eine Klinge sein, die eigens für den Zweck der Rache geschaffen wurde. Wenigstens das kann Gaida von mir verlangen.«
     
     
    *
     
    Das Feuer in der Esse loderte hell und blendete, als Burra die im Halbdunkel liegende Schmiede betrat. Schon von weitem hatte sie das schnelle Hämmern gehört, mit dem Tosumi, die Schmiedin, auf ein glühendes Stück Eisen einschlug, um ihm die Form zu geben, die sie wünschte. Nur mit einem ledernen Schurz um die Lenden bekleidet, stand die Frau vor dem Amboß. Ihr Körper glänzte vor Schweiß.
    Eine schier unerträgliche Hitze schlug Burra entgegen, als sie nähertrat. Obwohl sie überzeugt davon war, daß das Geräusch ihrer Schritte im Dröhnen des Hammers untergegangen war, wandte Tosumi sich plötzlich um.
    »Was führt dich zu mir, Burra?«
    Die Schmiedin warf das bearbeitete Stück rotglühenden Eisens in einen Bottich voll klarem Quellwasser, das zischend aufwallte. Schon jetzt war zu erkennen, daß sie eine gebogene Klinge formte.
    »Ich muß ein Schwert haben«, ließ Burra wissen.
    Erstaunen zeichnete sich in Tosumis Zügen ab.
    »Bist du nicht bei den Amazonen, die von Mashagima freigegeben werden?«
    »Doch.« Burra vollführte eine unwirsche Handbewegung. »Aber das Schwert soll so scharf sein wie die Klinge der Meisterin, und ich will, daß es eigens für mich geschaffen wird.«
    »Du verlangst viel.«
    »Nicht zuviel für das, was ich geben mußte.«
    Tosumi holte das Eisen, das inzwischen abgekühlt war, aus dem Wasser und stieß es ins Feuer zurück, daß die Funken stoben.
    »Du willst mir nicht sagen, wofür du die Waffe benötigst«, stellte sie fest.
    »Ich darf es nicht«, stieß Burra hervor. »Die Kraft des Schwertes soll frei bleiben von meinen düsteren Gedanken.«
    Nachdenklich kaute Tosumi auf ihrer Unterlippe. Endlich, nach einer Weile des Schweigens, schien sie zu einem Entschluß gelangt zu sein.
    »Ich werde dir eine Klinge fertigen«, nickte sie, »wie du sie nie gesehen hast. Aber ein Schwert, dessen Schneide scharf sein soll und doch gleichzeitig so weich, daß es nicht bricht, braucht Zeit, um gut zu werden.«
    Burra dankte mit einer flüchtigen Verbeugung.
    Während der nächsten Tage kam sie oft in die Schmiede, um dem Fortgang der Arbeiten beizuwohnen.
    Langsam nahm die Form Gestalt an. Das Äußere der Klinge bestand aus Metall verschiedener Härte, zu einer Platte verschweißt, die mehr als ein Dutzend mal ausgeschmiedet und wieder zusammengefügt wurde, daß auf diese Weise unzählige hauchdünne Schichten entstanden. Durch immer wieder neues Erhitzen und plötzliches Abkühlen in Wasser, das wegen der Beimengung magischer Tinkturen so kalt war, daß seine Oberfläche sich bereits mit einer feinen Eisschicht überzog, wurde eine zusätzliche Härtung erreicht.
    Dieser Vorgang erstreckte sich über Tage und mußte mehrmals unterbrochen werden, um dem Schwert die nötige Ruhe zu geben, die es später in der Schlacht nicht mehr haben würde.
    Oft strich Burra mit der flachen Hand über die Klinge und redete mit ihr wie zu einem Menschen. In ihr wuchs ein Gefühl der Unzertrennlichkeit - mit diesem Schwert würde sie jede Gegnerin besiegen.
    Die Morgendämmerung des achten Tages brach an, als Tosumi die letzten entscheidenden Handgriffe tat. Sie umgab die nahezu fertige Klinge mit einer dicken Schicht Lehm, den sie während der Nacht gestochen hatte. Nur die Schneide blieb auf eine halbe Fingerbreite frei.
    Dann erhitzte die Schmiedin das Schwert langsam in der Esse. Der Schein des Feuers war das einzige Licht, das den Raum erhellte. So ließen sich die Farbschattierungen, die das Metall der Reihe nach annahm, genau voneinander trennen.
    Endlich hüllten winzige Flammen das Werkstück ein und verliehen ihm einen goldenen Schimmer.
    Altüberlieferte Beschwörungen auf den Lippen, riß Tosumi mit einer langen Zange die glühende Klinge aus dem Feuer und stieß sie in den vorbereiteten Bottich. Das Wasser zischte und brodelte, Wolken von Wasserdampf verbreiteten Feuchtigkeit, die sich überall niederschlug.
    »Die Schneide kühlt sofort ab und wird dabei außergewöhnlich hart«, erklärte die
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