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Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Titel: Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)
Autoren: Frederick Forsyth
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hat Roschmann identifiziert und das Belastungsmaterial zusammen mit einem Haufen anderer Personalpapiere der Polizei zugeleitet. Wenn ihr Name in dieser Akte aufgeführt ist, sollten Sie zusehen, daß Sie so schnell wie möglich rauskommen aus der Bundesrepublik.«
    »In was für einer Akte?«
    »In der Akte ODESSA.«
    »Da steht nichts über mich drin«, sagte der Mann.
    »Über mich auch nicht«, knurrte Mackensen. »Aber über den Werwolf steht was drin, und seine Weisung lautet, dieses Bürschchen hier kaltzumachen, bevor wir abhauen.«
    »Über den Werwolf?«
    Was Mackensen stutzig werden ließ, war weniger die Frage selbst als vielmehr der Tonfall, in dem sie gestellt wurde. Man hatte ihm zwar soeben erklärt, außer dem Werwolf und ihm selbst wisse in Deutschland niemand etwas von dem Vulkan-Projekt. Die anderen saßen in Südamerika, von woher – das nahm er wenigstens an – der Besucher kam. Aber einem solchen Mann mußte die Existenz des Werwolfs bekannt sein. Er kniff seine Augen leicht zusammen:
    »Kommen Sie aus Buenos Aires?« fragte er.
    »Nein.«
    »Woher denn?«
    »Aus Jerusalem.«
    Es dauerte eine halbe Sekunde, bevor Mackensen die Bedeutung des Wortes erfaßt hatte. Er riß seine Luger hoch, um zu feuern. Aber eine halbe Sekunde ist eine lange Zeit – lang genug, um zu sterben.
    Die Schaumgummieinlage im Sturzhelm wurde versengt, als der Mann die Walther abfeuerte. Das 9-mm-Parabellum-Geschoß durchschlug den Kunststoffhelm glatt und traf Mackensens Brustbein mit der Wucht eines ausschlagenden Maultiers. Der Helm fiel zu Boden, und hinter dem blauen Rauch wurde jetzt die rechte Hand des Agenten sichtbar. Wieder feuerte er die PPK ab.
    Mackensen war ein großer, starker Mann. Trotz der Kugel in der Brust hätte er geschossen, aber das zweite Projektil vereitelte das. Es drang ihm zwei Fingerbreit über dem rechten Auge in den Schädel und tötete ihn augenblicklich.
    Miller erwachte am Montagmorgen auf einer Privatstation des Frankfurter Städtischen Krankenhauses. Eine halbe Stunde lang blieb er reglos liegen und wurde sich nur langsam darüber klar, daß sein Kopf bandagiert war. Er entdeckte einen Klingelknopf, aber die Krankenschwester, die kurz darauf erschien, ermahnte ihn, ganz still liegenzubleiben, weil er eine schwere Gehirnerschütterung erlitten habe.
    Er gehorchte und versuchte sich die Ereignisse des Vortags ins Gedächtnis zu rufen. Bis zum späten Vormittag konnte er sich lückenlos erinnern. Von dem, was nach diesem Zeitpunkt geschah, wußte er nichts mehr. Er nickte ein, und als er aufwachte, war es draußen dunkel, und ein Mann saß an seinem Bett. Der Mann lächelte. Miller starrte ihn an.
    »Ich kenne Sie nicht«, sagte er.
    »Aber ich Sie«, entgegnete der Besucher.
    Miller überlegte. »Ich habe Sie schon einmal gesehen«, sagte er schließlich. »Sie waren in Osters Haus. Mit Leon und Motti.«
    »Richtig. Woran erinnern Sie sich sonst noch?«
    »An so ziemlich alles. Die Erinnerung an die Einzelheiten stellt sich wieder ein.«
    »An Roschmann?«
    »Ja. Ich habe mit ihm gesprochen. Ich wollte die Polizei holen.«
    »Roschmann ist weg. Er ist wieder nach Südamerika geflohen. Die ganze Geschichte ist vorüber. Aus. Erledigt. Verstehen Sie?«
    Miller schüttelte den Kopf.
    »Nicht ganz. Ich habe eine Mordsstory. Und ich werde sie aufschreiben.
    Das Lächeln des Besuchers schwand. Er beugte sich vor.
    »Hören Sie, Miller. Sie sind ein blutiger Laie, und Sie können von Glück reden, daß Sie noch leben. Sie werden keine Silbe von all dem schreiben. Zumal Sie nichts zu berichten haben. Das Tagebuch von Salomon Tauber habe ich sichergestellt, und ich nehme es mit nach Israel, wohin es gehört. Ich habe es gestern nacht gelesen. In Ihrer Jackentasche steckt das Photo eines Hauptmanns der Wehrmacht. Ihr Vater?«
    Miller nickte.
    »Dann haben Sie das alles also um seinetwillen angestellt?«
    »Ja.«
    »Nun, in gewisser Weise tut es mir leid. Um ihn, meine ich. Ich hätte nie gedacht, daß ich das jemals von einem Deutschen sagen würde. Aber kommen wir zur Sache. Was war das für eine Akte?«
    Miller sagte es ihm.
    »Aber warum, zum Teufel, haben Sie sie uns dann nicht zukommen lassen? Sie sind ein undankbarer Bursche, Miller. Wir haben eine Menge Schwierigkeiten in Kauf genommen, um Sie da hineinzuschmuggeln. Dann gelingt es Ihnen tatsächlich, das belastende Material in die Hände zu bekommen – und was tun Sie? Sie leiten es Ihren eigenen Leuten zu. Dabei hätten wir mit den
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