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Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Titel: Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)
Autoren: Frederick Forsyth
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diese Nürnberger Nummer an, und sagen Sie dem Mann, der sich dort meldet, was geschehen ist. Rufen Sie anschließend diese Ortsnummer an, und machen Sie dem Arzt klar, daß er sofort herkommen soll. Kapiert? Sagen Sie ihm, daß es ein dringender Notfall ist. Los, los, beeilen Sie sich.« Als Oskar aus dem Zimmer stürmte, warf Roschmann einen Blick auf die Uhr. Es war 10   Uhr   50. Wenn Oskar es schaffte, um 11   Uhr im Dorf zu sein und um Viertel nach elf mit dem Arzt zurückzukehren, konnten sie Miller, selbst wenn der Arzt nur unter vorgehaltener Pistole mitarbeiten sollte, möglicherweise noch rechtzeitig wieder zu sich bringen. Denn er mußte seine Mitwisser anrufen und damit die Absendung des belastenden Dossiers verhindern.
    Oskar war zu seinem Fahrrad gestürzt, hatte den Lenker gepackt und sich auf den Sattel geschwungen, als sein Blick auf den geparkten Jaguar fiel. Er hielt an und sah durch die Scheibe auf der Seite des Fahrersitzes, daß der Zündschlüssel nicht abgezogen war. Sein Chef hatte ihn zur Eile ermahnt, also ließ er das Rad fallen, klemmte sich hinter das Lenkrad des Sportwagens und ließ den Motor an. In weitem Bogen wirbelten die Hinterräder den Kies auf, als Oskar aus der Auffahrt in den Fahrweg steuerte. Er hatte den dritten Gang eingelegt und preschte so rasch er konnte den vereisten Fahrweg zur Straße hinunter, als er auf den schneebedeckten, umgestürzten Telefonmast traf, der quer über dem Weg lag.
    Roschmann feilte noch immer an der Kette zwischen den beiden Handschellen, als die dröhnende Explosion im Kiefernwald ihn zusammenzucken ließ. Mit einiger Anstrengung gelang es ihm, sich weit genug nach links zu drehen, um durch die französischen Terrassenfenster hinauszusehen. Der Wagen und der Fahrweg waren außerhalb seines Blickfeldes, aber die Rauchwolke, die über die Kiefernwipfel strich, sagte ihm, daß der Wagen durch eine Explosion zerstört worden war. Ihm fiel die Zusicherung ein, die man ihm gegeben hatte, daß Miller unschädlich gemacht werden würde. Aber Miller lag keinen Meter von ihm entfernt auf dem Boden, Oskar hatte es zweifellos erwischt und seine, Roschmanns, eigene Zeit lief unwiderruflich ab. Er lehnte den Kopf gegen das kalte Metall des schmiedeeisernen Kamingitters und schloß die Augen.
    »Es ist aus«, flüsterte er. Nach einigen Minuten feilte er weiter. Es dauerte länger als eine Stunde, bis die spezialgehärtete Stahlkette der Polizei-Handschellen von der inzwischen stumpf gewordenen Feile durchtrennt war. Als Roschmann sich aus der Fesselung löste, schlug die Uhr auf dem Kaminsims zwölfmal.
    Wenn er es nicht so eilig gehabt hätte, hätte er dem bewußtlosen Miller einen Tritt versetzt – aber er hatte keine Zeit. Er nahm mehrere Bündel Banknoten und einen Paß aus dem Wandsafe. Zwanzig Minuten später radelte er mit einem Haufen Geld und ein paar Kleidungsstücken in seiner Reisetasche den Fahrweg zur Straße hinunter. Er kam an den zerbeulten Trümmern des Jaguar und an der Leiche vorbei. Sie lag mit dem Gesicht nach unten im Schnee. Roschmann sah kaum hin. Er radelte so schnell er konnte zum Dorf.
    Von dort aus bestellte er ein Taxi und ließ sich zum Rhein-Main-Flughafen fahren. Er trat an den Informationsschalter und fragte: »Geht innerhalb der nächsten Stunde eine Maschine nach Argentinien? Wenn nicht, welche Flugverbindung mit Anschlug nach Buenos Aires können Sie mir nennen?«

Kapitel 17
    Es war zehn nach eins, als Mackensen von der Landstraße in den Fahrweg des Privatgrundstücks einbog. Auf halber Strecke zum Haus war der Weg blockiert.
    Der Jaguar war von innen heraus zerborsten, aber seine Räder hatten den Boden nicht verlassen. Er stand noch immer quer auf dem Fahrweg. Front und Heck, die durch die starken Stahlträger des Chassis’ zusammengehalten wurden, waren nach wie vor erkennbar. Aber der Mittelteil des Wagens einschließlich des Fahrersitzes war nicht mehr vorhanden. Trümmer dieses Teils waren in weitem Umkreis rund um das Wrack verstreut.
    Mackensen betrachtete das ausgeglühte Stahlgerippe mit grimmigem Lächeln. Er ging zu der Leiche in den versengten Kleidungsstücken. Sie lag sieben oder acht Meter vom Wrack entfernt im Schnee. Die Körpergröße des Toten ließ ihn stutzen, und er beugte sich über ihn. Dann richtete er sich auf und legte die letzte Strecke des Fahrwegs zum Haus im Dauerlauf zurück.
    Er klingelte nicht, sondern drückte auf die Klinke. Sie gab nach. Mackensen öffnete die Tür und betrat
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