Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Titel: Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)
Autoren: Frederick Forsyth
Vom Netzwerk:
die Halle. Sekundenlang blieb er witternd stehen und horchte angespannt. Kein Laut zu hören. Er griff sich unter die linke Achsel und zog eine Luger-Automatic mit langem Lauf hervor, entsicherte sie und öffnete die Türen, die auf die Halle gingen.
    Die erste führte in das Eßzimmer, die zweite in das Arbeitszimmer des Hausherrn. Obwohl er die reglose Gestalt neben dem Teppich vor dem Kamin sofort gesehen hatte, blieb er an der halb geöffneten Tür stehen, bis er sicher war, daß nicht noch jemand im Zimmer war. Er hatte zwei Männer gekannt, die auf diesen Trick – den Köder und den verborgenen Hinterhalt – hereingefallen waren. Bevor er das Arbeitszimmer betrat, blickte er durch die Ritze zwischen den Türangeln, um sicherzugehen, daß niemand dahinter lauerte.
    Miller lag auf dem Rücken, den Kopf zur Seite gedreht. Mackensen starrte auf das kalkweiße Gesicht hinunter und beugte sich dann hinab. Er hörte Millers flache Atemzüge. Das getrocknete Blut auf Millers Hinterkopf ließ Mackensen ahnen, was vorgefallen war.
    Er verbrachte zehn Minuten damit, das Haus zu inspizieren, bemerkte die aufgerissenen Schubladen im Schlafzimmer des Hausherrn und stellte im Badezimmer fest, daß das Rasierzeug fehlte. Er ging ins Arbeitszimmer zurück, warf einen Blick in den geöffneten leeren Wandsafe, setzte sich an den Schreibtisch und nahm den Telefonhörer ab.
    Ein paar Sekunden lang blieb er mit dem Hörer am Ohr sitzen, dann fluchte er leise und legte auf. Die Werkzeugkommode unter der Treppe war leicht zu finden, weil ihre Türen offenstanden. Er nahm heraus, was er brauchte, verließ das Haus durch eines der französischen Fenster im Arbeitszimmer und ging zu dem umgestürzten Telefonmast, der quer auf dem Fahrweg lag. Er brauchte fast eine Stunde, um die Enden des zerrissenen Kabels zu finden, sie aus dem Gestrüpp des Unterholzes zu lösen und wieder zusammenzufügen. Dann ging er zum Haus zurück, setzte sich an den Schreibtisch und nahm wieder den Hörer auf. Das Amtszeichen war da, und er wählte die Nummer seines Chefs in Nürnberg.
    Er hatte erwartet, daß der Werwolf begierig sei, eine Nachricht von ihm zu erhalten, aber die Stimme des Mannes klang matt und nur schwach interessiert. Wie ein pflichteifriger Unteroffizier meldete Mackensen, was er vorgefunden hatte – den Wagen, die Leiche des Leibwächters, die halbe Handschelle, die noch immer um das Kamingitter geschlossen war, die stumpfe Metallsäge auf dem Teppich. Und Miller, der bewußtlos auf dem Boden lag. Zum Schluß berichtete er, daß der Hausherr verschwunden sei. »Er hat nicht viel mitgenommen, Chef«, sagte er, »ein paar Sachen zum Übernachten, wahrscheinlich Bargeld aus dem Safe. Ich kann hier aufräumen, für den Fall, daß er zurückkommen will.«
    »Nein, er kommt nicht zurück«, sagte der Werwolf. »Er hat mich gerade vom Flughafen Frankfurt aus angerufen. Er hat einen Flug nach Madrid gebucht und fliegt noch heute abend von dort aus nach Buenos Aires weiter …«
    »Aber das ist gar nicht nötig«, wandte Mackensen ein. »Ich werde Miller zum Reden bringen, und wir werden erfahren, wo er seine Papiere verwahrt hat. Im Wagen war kein Aktenkoffer, und er hatte auch keinen bei sich, außer einer Art Tagebuch, das im Arbeitszimmer auf dem Fußboden lag. Aber seine restlichen Unterlagen sind sicher nicht weit von hier.«
    »Weit genug«, entgegnete der Werwolf. »In einem Briefkasten.« Müde berichtete ihm der Werwolf, was Miller dem Fälscher gestohlen und was Roschmann ihm soeben vom Frankfurter Flughafen aus telefonisch mitgeteilt hatte. »Diese Papiere werden morgen, spätestens Dienstag, in den Händen der Behörden sein. Von dem Zeitpunkt an lebt jeder, der in der Akte steht, auf Abruf. Das betrifft sowohl Roschmann, den Eigentümer des Hauses, in dem Sie sind, als auch mich. Ich habe den ganzen Morgen damit verbracht, alle Betroffenen zu warnen, und ihnen dringend empfohlen, die Bundesrepublik innerhalb von vierundzwanzig Stunden zu verlassen.«
    »Und wie soll es jetzt weitergehen?«
    »Sie verkrümeln sich«, antwortete sein Vorgesetzter. »Sie stehen nicht in der Akte. Ich muß mich aus dem Staub machen, denn mein Name ist in der Akte verzeichnet. Sie fahren zu Ihrer Wohnung zurück und warten, bis mein Nachfolger mit Ihnen Verbindung aufnimmt. Was den Rest betrifft, ist alles vorbei. Vulkan ist geflohen und wird nicht mehr zurückkommen. Mit seiner Abreise bricht die gesamte Operation zusammen, sofern nicht ein anderer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher