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Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)

Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)

Titel: Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)
Autoren: E. Archer
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gestorben . Die tote Frau ist Beatrice’ richtige Mummy.«
    Gerties Mann schaltete sich ein. »Ich bin Gideon Battersby. Erinnerst du dich an mich?«
    »Deine Eltern sind doch Amerikaner, nicht wahr?« Daphne, die jetzt hinter dem Rücken ihres Vaters hervorlugte, ließ nicht locker. Anstelle von Amerikaner hätte sie auch Marsmenschen sagen können.
    »Onkel Gideon, das ist ganz schön lange her«, begrüßte Ralph den Mann, der vor ihm stand wie ein ausgestopfter Adler. Aber beim besten Willen konnte Ralph sich an keinen Onkel Gideon erinnern.
    »Na, das kann man wohl sagen!«, erwiderte Gideon. »Du warst noch ganz klein, als ich dich das letzte Mal gesehen habe, und jetzt sieh dir das an! Leider komme ich nicht so oft in die Staaten. Mich verschlägt es eher in den Fernen Osten, wenn ich unterwegs bin. Warst du da auch schon mal?« Es klang wie der Auftakt zu einem längeren Vortrag. Während Ralph die Frage noch höflich verneinte, wandte sich die übrige Familie denn auch zum Gehen.
    Gertie stakste auf ihren silbernen Stilettos durch das Gras. Bei jedem Schritt versanken die zentimeterhohen Absätze im schlammigen Untergrund. »Oh!« Ihr verärgerter Aufschrei sorgte sehr effektiv dafür, dass Gideons Monolog über die politische Situation in Indonesien ein Ende fand. »Kommt, wir fahren nach Hause und wärmen uns auf! Lasst uns einen Kakao trinken, ja?«
    »Ja!«, piepste Daphne und nahm ihren Vater an der Hand.
    Gemeinsam ging die Familie zu den beiden übrig gebliebenen Autos.
    Gertie und Gideon gelang es, sich in den Wagen zu zwängen, ohne dabei Daphne loszulassen, die sich zwischen ihnen eingehängt hatte wie ein zu groß geratenes Schmuckstück. Ihr Kleid besaß, wie Ralph jetzt erst bemerkte, nicht nur reichlich Rüschen; es hatte auch einen üppigen rosafarbenen Reifrock. In all dem Rosa sah sie aus wie ein Geschenk zum Valentinstag.
    »Deine Schwester trägt ja ein tolles Outfit«, meinte er, während er sich auf den Beifahrersitz fallen ließ. Cecil saß schon, und Reggae dröhnte wieder in rhythmischem Singsang aus den Lautsprechern. Beatrice nahm auf dem Rücksitz Platz und starrte aus dem Fenster, das Kinn auf die Hand gestützt. Sie saß zwar ordentlich im Sitz, aber presste die Stirn derart gegen die Scheibe, dass man hätte meinen können, sie wolle sich bei voller Fahrt aus dem Auto stürzen. In Gedanken schien sie Verse zu schreiben, die mit grauen Adjektiven und düsteren Gefühlen getränkt waren.
    »Das Prinzessinnenkostüm?«, fragte Cecil. »Das hat sie von British Home Stores. Zuerst wollte Mutter es ihr verbieten. Aber wenn Daphne Prinzessin werden will, dann wird Daphne auch Prinzessin. Sie hat einen echten Hau weg, was das angeht. Denn viele ihrer Freundinnen sind Prinzessinnen. Meine Erzeuger konnten ihr vor der Beerdigung gerade noch das Zepter wegnehmen, aber mehr war nicht drin.«
    Eigentlich wäre Beatrice jetzt an der Reihe gewesen, etwas zu sagen. Doch als Ralph sich umdrehte, sah er, dass seine Cousine aus dem Fenster auf das schäbige Shoppingcenter starrte. Ihr unscheinbares Gesicht war starr, die Marmoraugen hell und undurchdringlich unter den Haarsträhnen, die ihr tief ins Gesicht fielen. Vielleicht suchte sie nach einem Wort, das sich auf ›Pein‹ reimte.
    »Dann läuft sie also immer in rosa Rüschen herum?«, fragte Ralph zerstreut.
    »Nicht mal zum Schlafen zieht sie das Zeug aus, es sei denn, meine Mutter spricht ein Machtwort.«
    »Hm, immerhin«, meinte Ralph.
    Beatrice schnaubte – ihre erste kommunikative Tat an diesem Tag.
    »Dad hat für Beatrice in ihrem Flügel ein ganz besonderes Zimmer einrichten lassen«, fuhr Cecil etwas leiser fort, nachdem er einem Traktor ausgewichen war. »Da sind ihre ganzen Bücher drin. Sie ist ein großer Fan von dicken alten Schinken. Voll die Eigenbrötlerin. Stimmt doch, oder?« Er warf ihr einen kurzen Blick zu und stellte die Musik noch lauter. »Ich glaube, sie würde am liebsten in die Figuren ihrer Bücher hineinschlüpfen.«
    »Gerade darum geht’s ja wohl auch«, meinte Ralph aus purer Eigenbrötler-Solidarität.
    Beatrice nickte, starrte ihren Bruder an und schnaubte noch einmal.
    »Ja, schon«, sagte Cecil. Er schaltete rasch von beleidigter Leberwurst auf Weltverbesserer um, während der Wagen eine Anhöhe erklomm. »Aber weißt du, es gibt Dinge, die sind schon wichtiger, find ich. Klar, sie ist erst sieben«, jetzt ging es offenbar wieder um Daphne, »aber sollen wir sie wirklich bei diesem ganzen Stuss auch
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