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Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)

Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)

Titel: Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)
Autoren: E. Archer
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sein. Schließlich hast du’s mir erzählt, obwohl wir uns so gut wie gar nicht kennen.«
    Cecil seufzte auf und bremste scharf, um an einer roten Ampel zu halten, die er sonst wahrscheinlich ignoriert hätte. »Sag mal, was bist du eigentlich für einer?«
    »Ich bin dein Cousin. Wir haben uns doch schon mal gesehen. Ist allerdings lange her. Da war ich sieben.«
    »Und jetzt kommst du für den Sommer zu uns.«
    »Ja. Um euch zu helfen, euer Netzwerk einzurichten.« Ralph lachte, erntete aber nur verkrampftes Schweigen. »… ja, ähm … euer Computer-Netzwerk…« Er wartete auf eine Reaktion von Cecil. »Das ist eigentlich gar nicht so schwer …«
    »Findest du es nicht ein bisschen seltsam, mir zu sagen, ich hätte diese Sache nicht peinlich gefunden? Weil – eigentlich sagst du ja damit, ich würde lügen.«
    »Oh! ’tschuldigung!«
    »Nein, nein, das ist voll in Ordnung – aber eben seltsam. Weißt du, wenn dir jemand so was erzählt, gibt er sich eine Blöße. Das sollte man schon würdigen.«
    »Okay. Tja, vielleicht ist das in Amerika anders.«
    »Nee, lass mal, ich find’s nämlich irgendwie cool. Jedenfalls werden wir zwei uns verstehen.«
    Und mit diesen Worten bog Cecil in einen vom Regen aufgeweichten Feldweg ein, der trist wirkte und offenkundig zum Friedhof führte. Mahnend legte Cecil den Zeigefinger auf die Lippen, stellte aber die Musik nicht einen Deut leiser. Das Auto rumpelte die von Weiden gesäumte matschige Piste entlang, bis eine um einen Sarg versammelte düstere Menschenmenge in Sicht kam. Cecil parkte am Ende einer Wagenreihe, nahm respektvoll die beiden Baseballkappen ab, drückte sie mit einer feierlichen Geste an seine Brust und öffnete die Tür, um auszusteigen.
    Reggae-Bässe prasselten auf die Trauergemeinde nieder. Alle drehten sich um. Sie sahen aber nicht Cecil, der noch von den anderen Wagen verdeckt war, sondern den schon halb ausgestiegenen Ralph. Hektisch fingerte der mit verquollenem Jetlag-Gesicht am Radio herum.
    Dann folgte er Cecil, nicht ohne den empörten Trauergästen ein entschuldigendes Lächeln zuzuwerfen. Sie überquerten die Wiese, um sich dem Rest der Familie anzuschließen. Gertie, das silbergraue Haar hochgesteckt, wirkte wie erstarrt. Kurz drückte sie Ralphs Schulter, als gälte es, ein Stück Roastbeef auf seinen Gargrad hin zu überprüfen. Ralph wagte Gertie gegenüber ein Lächeln. Seine Tante fummelte daraufhin mit ihrer von Leberflecken übersäten Hand an der puderigen Haarpracht herum. Ernst nickte Ralph und starrte auf den glänzenden Sarg. Er wünschte sich, er hätte eine Krawatte um den Hals oder wenigstens einen Kamm in der Gesäßtasche.
    Bestattungen sind zweifellos Ereignisse, die zu stiller Nachdenklichkeit einladen. Ralph bemühte sich jedenfalls redlich, an etwas möglichst Tragisches zu denken.
    Wie sich herausstellte, trug man am heutigen Tag eine enge Freundin der Battersbys zu Grabe: Während die anderen Gäste rasch ihre Blumen auf den Sarg warfen und wieder zu ihren Autos eilten, verweilten Ralphs Verwandte am Grab. Schließlich waren bis auf Ralph, Gertie, einen Mann namens Gideon, der wohl ihr Ehemann war, sowie die drei Kinder alle gegangen. Als die letzte Wagentür zuschlug, ließ Gertie die Anstandsregeln sausen und nahm Ralph in den Arm.
    »Herzlich willkommen! Das mit der Beerdigung tut mir wirklich leid. Schreckliches Timing! Aber wir freuen uns, dass du hier bist. Hört zu, das ist Ralph. Ihr erinnert euch doch alle an Ralph, oder? Seine Eltern sind Mary und Steve Stevens, die heute nicht eingeladen waren.«
    Alle murmelten eine Begrüßung, nur die älteste Tochter sagte nichts. Mit dunklen, traurigen Augen starrte sie auf die schwarze Erde, die auf den Sarg geschaufelt wurde.
    Die jüngere Tochter, ein in Rüschen gehülltes kleines Prinzesschen, dessen Rolle offenbar darin bestand, dem Trübsinn seiner älteren Schwester etwas entgegenzusetzen, nahm mit einem kleinen Knicks Ralphs Hand und tätschelte sie.
    »Hallo, Daphne«, sagte Ralph. »Wir haben uns noch nie gesehen. Aber deine Mutter hat mir von dir erzählt. Ich bin dein Cousin Ralph. Hast du schon von mir gehört?«
    »Ich bin Daphne!«, flötete sie, als hätte Ralph nichts gesagt. »Es freut mich, dich kennenzulernen. Das traurige Mädchen ist meine Schwester Beatrice. Du bist mit Cecil gekommen. Das da sind Daddy und Mummy. Ich bin sieben.« Daphne strahlte und trat noch einen Schritt näher an Ralph heran. »Eine Frau, die Daddy gekannt hat, ist
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