Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)

Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)

Titel: Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)
Autoren: E. Archer
Vom Netzwerk:
Druckerschwärze und Limo noch dunkler geworden war. Sein Versuch, dabei den Füßen seiner herumhühnernden Eltern auszuweichen, war kein leichtes Unterfangen. Fertig mit seiner Aufgabe machte sich Ralph mit der Entschuldigung davon, er werde nun die Katzen füttern. Kluge Entscheidung.
    In jüngeren Jahren, als er noch eine blühende Fantasie gehabt hatte, hielt Ralph seine Katzen für Löwen. Da waren sie auch noch kleiner, und das mäuselose Dasein hatte ihre aggressiven Instinkte noch nicht abgestumpft. Bei seiner Weigerung, ihnen Katzenfutter zu geben, war Ralph bis jetzt geblieben – es war eine der wenigen Launen, denen er nachgab. Er stellte sich vor, wie es wäre, wenn er selbst dreimal am Tag Cornflakes vorgesetzt bekäme … und gab den Katzen rohes Fleisch. Er füllte die glitschigen Brocken in den Napf. Zwar kamen die Katzen daraufhin angelaufen, gaben sich dann aber erst mal uninteressiert. Typisch Katzen.
    Als Ralph wieder zu seinen Eltern ging, fragte er sich, ob er so werden würde wie die Frau mit den Katzen von gegenüber, wenn er selbst einmal alt wäre. Und, klar, eine Frau.
    Zum Abendessen hatte Mary Schmorbraten gemacht. Als sie am Tisch saßen, schob sich Ralph die Brille auf der Nase hoch und fragte seine Eltern, was sie von Gerties Brief hielten. Er hatte ihn extra auf dem Küchentisch liegen lassen. Bis zum Abendessen hätten seine Eltern ihn gelesen, verdaut und neben den Büroklammerhalter gelegt.
    »Ich finde, die Post aus England braucht gar nicht so lange, oder?«, bemerkte Steve.
    »Nein, inzwischen nicht mehr. Ist schon toll«, meinte Mary zwischen zwei Bissen.
    »Ich habe mir den Poststempel angesehen. Nur drei Tage.«
    »Erstaunlich«, bestätigte Mary.
    »Was glaubst du, wie der Brief transportiert worden ist?«, fragte Steve seinen Sohn.
    »Mit dem Flugzeug. Auf dem Landweg geht ja nicht, und mit dem Schiff hätte es zu lang gedauert«, antwortete Ralph mechanisch. Die Fragerei seines Vaters ging ihm langsam auf die Nerven.
    »Gut, gut. Der Braten ist übrigens auch gut.«
    »Danke«, sagte Mary erfreut.
    »Also, was haltet ihr denn jetzt davon?«, bohrte Ralph nach.
    Steve Stevens warf ihm einen seltsamen Blick zu. »Absolut nichts!«, antwortete er.
    »Aber ich will da hin!« Ralphs Stimme klang heiser.
    »Die Antwort ist Nein. Und ich dulde keine weiteren Fragen zu diesem Thema!«
    Dass seine Eltern vielsagende Blicke wechselten, war nicht zu übersehen. Beide wussten, dass ihr Sohn keinen Anschluss fand und ihn das deprimierte. Sie wussten, dass sich sein Traum, Game Designer zu werden, vorerst zerschlagen hatte. Und sie wussten, dass er mit seinem Hang zu Polyester in Modefragen ziemlich danebenlag und seine Art von Humor selbst eingefleischte Nerds nervte. Insofern würde ihm jede Veränderung zwangsläufig guttun. Seit Monaten hatte er keine Bitte geäußert, und Ralphs Eltern war bewusst, dass sie diese neue Idee eigentlich unterstützen sollten.
    Aber was wog schon die geballte Macht dieser Argumente gegen das eine, das zählte? Sie würden ihren einzigen Sohn nicht in die Höhle einer Killer-Hexe schicken. Punkt.
    Außerdem könnte so eine Bitte leicht zu einem Wunsch werden. Und Wünsche galt es immer und um jeden Preis zu unterbinden.
    Ralphs Eltern hatten es für besser gehalten, ihm nichts Näheres über den britischen Teil der Familie zu erzählen. Sie hatten ihn nicht neugierig auf sie machen wollen. Deshalb konnten sie jetzt nicht damit anfangen, ohne seine Wissbegierde, die so lange ins Leere gelaufen war, anzufachen.
    »Hör zu, Schatz«, sagte Mary Stevens, »es ist ganz einfach: Die Antwort ist Nein.«

4. Kapitel
    Türen knallend verschwand Ralph in seinem Zimmer. Kaum war sein Sohn fort, klang Steve Stevens’ Stimme gar nicht mehr so ruhig.
    »Was machen wir denn jetzt?«, fragte er Mary und schlug dabei fest mit der Hand auf den Tisch. Vor Schreck quetschte seine Frau Ketchup über ihren ganzen Teller.
    »Wir haben ihm gesagt, dass er nicht fahren darf, mein Lieber«, antwortete Mary. »Also wird er auch nicht fahren. Er ist ein sehr vernünftiger Junge und wird sich schon nicht in Schwierigkeiten bringen.«
    »Wir haben uns so angestrengt, ihn von diesem ganzen Unsinn fernzuhalten. Und das war weiß Gott nicht einfach. An die Sache mit dem Fernsehen brauche ich dich bestimmt nicht zu erinnern, oder?«
    Mary nickte und legte nervös die Hand an die Wange. Dabei hielt sie die Finger, als steckte eine Zigarette zwischen ihnen und als habe sie sich das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher