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Romantic Christmas - Verlockung (German Edition)

Romantic Christmas - Verlockung (German Edition)

Titel: Romantic Christmas - Verlockung (German Edition)
Autoren: Nalini Singh
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1
    Annie sah hoch und fing den wütenden Blick des Siebenjährigen auf, der mit verschränkten Armen und Schmollmund vor dem Lehrerpult an einem kleinen Tischchen saß. Bryan funkelte sie an, jeder Zoll ein wütender Leopard. Annie hatte in ihrer Klasse viele Gestaltwandlerkinder, denn die Schule lag im Einzugsbereich der DarkRiver-Leoparden. Sie hatte die freundlichen Wesen mit ihren zumeist unfreiwilligen Verwandlungen und dem manchmal aufbrausenden Temperament lieb gewonnen. Eine solch offene Verweigerung war ihr bislang noch nie untergekommen.
    »Bryan«, versuchte sie es erneut.
    Er schüttelte bloß den Kopf und schob das Kinn vor. »Ich rede nur mit Onkel Zach.«
    Annie sah auf die Uhr: kurz nach Schulschluss. Vor etwa zwanzig Minuten hatte sie Bryans Onkel angerufen. »Ich habe ihm eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen, aber vielleicht hört er sie nicht gleich ab.«
    »Der kommt schon.«
    Fast hätte sie über so viel Halsstarrigkeit geschmunzelt, aber damit würde sie alles nur noch schlimmer machen. »Willst du mir nicht doch sagen, warum du Morgan gehauen hast?«
    »Nein.«
    Annie schob sich eine Haarsträhne hinters Ohr. In einem aussichtslosen Versuch, modisch zu sein, hatte sie ihr Haar in einen Knoten geschlungen und mit zwei Essstäbchen befestigt. »Oder sollen wir noch mal deine Mutter anrufen?«
    Sie hatte Mrs Nicholson bereits in Kenntnis gesetzt, dass Bryan später nach Hause käme. Die Frau hatte es mit Fassung getragen, immerhin hatte sie drei Jungs. »Irgendeiner sitzt immer nach«, hatte sie lachend gesagt. »Zach kann den Lümmel dann nach Hause bringen.«
    »Was meinst du, Bryan?«, fragte Annie noch einmal.
    »Nein. Du hast gesagt, ich darf auf Onkel Zach warten.« Er blickte finster vor sich hin. »Versprechen sind dazu da, gehalten zu werden, das sagt Onkel Zach auch immer.«
    »Das stimmt.« Annie lächelte. »Hoffen wir nur, dein Onkel lässt nicht so lange auf sich warten.«
    »Haben Sie noch was vor?« Die tiefe Männerstimme wirkte in ihrem Klassenzimmer vollkommen deplatziert.
    Bestürzt sprang Annie auf und drehte sich um. »Onkel Zach?«
    Von seinem Lächeln bekam sie weiche Knie. »Zach reicht.« Wasserblaue Augen, glattes schwarzes Haar, kupferfarbene Haut und hohe Wangenknochen, die auf indianische Abstammung verwiesen. »Sie haben angerufen.«
    Und er war gekommen.
    Bei diesem Gedanken wurden ihre Wangen ganz heiß. »Annie Kildaire, Bryans Lehrerin.«
    Sie streckte ihm die Hand entgegen, seine strahlte eine solche Hitze aus, dass es ihr durch und durch ging. Bestimmt war sie inzwischen puterrot. In Gesellschaft gut aussehender Männer war sie einfach hoffnungslos verloren. Und »Onkel Zach« war wohl der schönste Mann, den sie je gesehen hatte.
    Zudem starrte er sie die ganze Zeit an. Wahrscheinlich wegen ihrer chronisch unordentlichen Haare und ihrer glühenden Wangen. Beschämt senkte sie die Lider. Vergeblich versuchte sie die Hand wegzuziehen, doch er hielt sie weiterhin fest und richtete den Blick nun auf seinen Neffen. Bryan starrte nach wie vor bockig vor sich hin. Er bedachte seinen Onkel mit einem Blick, der »Verräter« zu sagen schien.
    Zach wandte seine Aufmerksamkeit wieder Annie zu. »Erzählen Sie mir, was vorgefallen ist.«
    »Könnten Sie … « Wieder zog sie an der Hand.
    Nach kurzem Zögern ließ er ihre Hand los. Ihre Finger kribbelten noch immer. Hastig rückte sie einen Stapel Hefte zurecht. »Möchten Sie sich vielleicht setzen?« Er überragte sie um zwei Köpfe. Das war auch keine Kunst, aber die breiten Schultern und der muskulöse Körper hatten etwas Einschüchterndes. Ein Soldat, dachte sie. Ja, so jemand musste den Rang eines Soldaten haben, so weit kannte sie sich in der Hierarchie des DarkRiver-Rudels aus.
    »Ich stehe lieber.«
    »Okay.« Sie selbst blieb auch stehen, wobei ihr das, ehrlich gesagt, kaum einen strategischen Vorteil verschaffte. Aber hätte sie sich nun auch noch hingesetzt, dann hätte ihr allein seine Größe womöglich noch die Sprache verschlagen. »Bryan hat einen Klassenkameraden geschlagen. Er weigert sich aber, mir zu sagen, warum.«
    »Verstehe.« Zachs Miene verfinsterte sich. »Warum ist der andere Jungen nicht hier?«
    Er glaubte doch nicht etwa, sie würde manche Kinder bevorzugen? »Morgan liegt auf der Krankenstation. Er ist ziemlich … zerbrechlich.«
    Zach hob eine Augenbraue. »Zerbrechlich?«
    Nun hätte sie ihn am liebsten selbst mit einem bösen Blick gestraft. Er wusste sehr wohl, was
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