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Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)

Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)

Titel: Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)
Autoren: E. Archer
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Rauchen nicht schon vor geraumer Zeit abgewöhnt. Wie sollte sie die Sache mit dem Fernsehen vergessen! Vor einem Jahr war sie einmal spät in der Nacht aufgewacht und hatte sich nach unten geschlichen, um einen Kuchenrest zu essen, den sie ganz hinten im Kühlschrank versteckt hatte. Da hatte sie ihren Sohn in Boxershorts vor dem Fernseher entdeckt. Er schaute sich eine Sendung an, die er auf gar keinen Fall hätte sehen dürfen.
    Es war keine Sendung, in der ordinär geredet wurde – das wäre zwar besorgniserregend gewesen, aber keine echte Katastrophe. Nein, es war eine Teleshopping-Sendung, in der eine englische Boulevard-Herzogin zeigte, wie man mit einem 19,95 Dollar teuren Elektrogerät die Spannkraft der Gesäßmuskeln erhöhte. Es war nicht zu übersehen, dass diese Frau die abgeschmackte und geradezu unverschämt hübsche Schwester war, die Mary aus Kindertagen noch gut in Erinnerung hatte. Jetzt behexte sie mit Haarverlängerungen und sexy weiblichen Rundungen in einem ebenso sexy Netzbody ihre Zuschauer.
    Den Mund voller Kuchen und wie gelähmt vor Schreck, fragte sich Mary, was sie tun sollte. Die Ähnlichkeit war wirklich nicht zu übersehen – die auffällig hohen Wangenknochen, das ein bisschen zu energische Kinn, die immer noch reizvollen Augen, hier allerdings eingerahmt von blauschwarzem Lidschatten, der Hauch des Überweltlichen, der ihrer Schwester anhaftete. Wenn Ralph nun darauf käme, dass die zur Shopping-Kanal-Verkäuferin mutierte Herzogin die Schwester seiner Mutter war? Was sollte Mary dann zu ihrer Rechtfertigung vorbringen?
    Sie beschloss, einfach darauf zu hoffen, dass ihr Sohn nichts merken würde. Die Chancen standen nicht schlecht: Seine Unaufmerksamkeit war schon legendär. Wenn auf dem koreanischen Großhandelsmarkt die RAM-Preise in die Höhe schnellten, wusste Ralph sofort Bescheid. Aber die Geburtstage seiner Eltern (und sogar den eigenen, außer natürlich den unvergesslichen in der 5. Klasse) verschusselte er. Einmal hatte er eine halbe Stunde unter der Dusche gestanden, bis ihm aufgefallen war, dass er vergessen hatte, das Wasser aufzudrehen. Deshalb aß Mary einfach ihren Kuchen, ging wieder ins Bett und informierte ihren Mann über den Vorfall. Seitdem fragten sich beide, ob ihr Sohn ahnte, dass die faszinierende Werbeherzogin, die er im Fernsehen gesehen hatte, der eigentliche Grund für das Wunschverbot war.
    »Wir erlauben es ihm einfach nicht«, sagte Steve schließlich, holte tief Luft und klemmte die Hände unter die Achseln.
    Mary nahm ihren Roman, schlug die mit Lesezeichen markierte Stelle auf und überlegte, ob sie auf der linken oder der rechten Seite aufgehört hatte.
    Im Gegensatz zu ihrem Mann wusste sie, dass ihr Sohn zwar ein versponnener Computerfreak war, ein echter Nerd, aber einer mit Abenteuerlust. Und wir alle wissen ja, dass man einen abenteuerlustigen Nerd nicht aufhalten kann.

5. Kapitel
    Steve stapfte dann irgendwann doch zum Zimmer seines Sohnes hoch, um nochmals klarzustellen, dass Ralph keinesfalls nach England fahren dürfe. Da aber saß Ralph schon mit ausgeschaltetem Handy im Flugzeug.
    Noch am Flughafen hatte er seine E-Mails abgerufen und die von Gertie eingegangene aufgerufen. Er müsse, so hatte es dort geheißen, in Heathrow den Zug nach Durbanshire nehmen, der von Paddington abführe. Die drei Namen irritierten Ralph. Bei Heathrow erschien ein jammernder alter Mann vor seinem geistigen Auge, mit Durbanshire verband er ein Land voller Scheichs, und Paddington hatte doch irgendwas mit Bären zu tun, oder nicht? Mit bangem Herzen brachte er alle Stationen hinter sich und staunte jedes Mal, dass das, was wie exotische Namen für fantastische Reiche geklungen hatte, ganz normale Orte waren.
    Ralph hatte eine unerwartet schnelle Verbindung nach Durbanshire erwischt. Daher war klar, dass er noch ein bisschen würde warten müssen, bis man ihn abholte. Ordentlich stellte er seine Siebensachen auf die dunklen Stufen des Bahnhofsgebäudes und fragte sich, wie das Auto der Battersbys wohl aussehen würde. Bestimmt war es ein schickes, altmodisches Cabriolet – Adel verpflichtet – mit griffbereiten Oldtimerbrillen und anstelle des Außenspiegels einer altmodischen Hupe, deren fröhliches Tuten Gänseschwärme aufscheuchte.
    Umso überraschter war Ralph, als ein Wagen mit Fließheck auftauchte, in dem ein Supertalent -Kandidat nach ihm Ausschau hielt. Der Junge hatte einen arroganten Charme. Sein Grinsen verriet die Überzeugung, dass
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