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Die 6. Geisel - Thriller

Titel: Die 6. Geisel - Thriller
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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bereit, es noch einmal zu riskieren?
    »Linds?«
    Endlich brachte ich mit belegter Stimme heraus: »Ich liebe dich auch, Joe, und ich … ich bin überwältigt.« Meine Stimme versagte fast.
    »Ich brauche ein bisschen Zeit, um selbst gründlich nachzudenken. Ich muss einfach hundertprozentig sicher sein. Kannst du das hier so lange aufbewahren, bitte?« Ich schob ihm die kleine Schatulle wieder hin.
    »Lass uns eine Weile ausprobieren, wie wir uns im Alltag bewähren«, sagte ich. »Waschen, kochen, ins Kino gehen. Wochenenden, die nicht damit enden, dass du in eine Limousine steigst und zum Flughafen fährst.«
    Die Enttäuschung stand Joe ins Gesicht geschrieben, und es tat mir furchtbar weh, ihn so zu sehen. Einen Moment lang wirkte er regelrecht verloren. Dann drehte er meine Hand um, legte das Kästchen hinein und schloss meine Finger darum.

    »Behalte du es, Lindsay. Ich werde es mir nicht anders überlegen. Ich habe mich für dich entschieden, und dabei bleibt es, ganz egal, wie viel Wäsche es zu waschen gibt. Ganz egal, wie oft wir den Wagen waschen oder den Müll runtertragen müssen oder uns meinetwegen auch streiten, wer mit was dran ist. Im Gegenteil, ich freue mich sogar darauf.« Er grinste.
    Unglaublich, wie der Raum mit einem Mal wieder heller wurde.
    Joe hielt meine Hände und lächelte. »Wenn du so weit bist«, sagte er, »dann lass es mich wissen, damit ich dir diesen Ring an den Finger stecken kann. Und meinen Eltern und Geschwistern sagen, dass sie sich auf eine große italienische Hochzeit gefasst machen können.«

129
    Es war der 6. Juni, als Jacobi Rich und mich in sein Büro rief. Er sah stinksauer aus - so hatte ich ihn noch selten erlebt.
    »Ich habe schlechte Nachrichten«, sagte er. »Alfred Brinkley ist entkommen.«
    Mir klappte die Kinnlade runter.
    Niemand entkam aus Atascadero. Es war eine Klinik für psychisch kranke Straftäter, und das bedeutete, dass es mehr ein Hochsicherheitsgefängnis als ein Krankenhaus war.
    »Wie konnte das passieren?«, fragte Conklin.
    »Ist mit dem Kopf gegen die Zellenwand gerannt …«
    »Hat er denn keine Medikamente bekommen? Und stand er nicht unter Sonderbeobachtung wegen Selbstmordgefährdung?«
    Jacobi zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Also, normalerweise kommt der Arzt in den Zellenblock, aber dieser Doc Carter besteht darauf, dass der Gefangene in seine Praxis gebracht wird. Unter Bewachung …«
    »O nein«, stöhnte ich. Ich konnte es schon vor mir sehen, noch ehe Jacobi zu Ende erzählt hatte. »Der Wärter hatte eine Waffe.«
    Jacobi wandte sich an Conklin und erklärte: »Die Wärter tragen nur dann eine Waffe, wenn sie Gefangene von einem Flügel zum anderen eskortieren. Tja, und der Arzt sagt, dass der Wärter Brinkley die Handschellen abnehmen muss, damit er den neurologischen Test mit ihm machen kann.«
    Jacobi berichtete weiter, dass Brinkley sich ein Skalpell geschnappt, den Wärter entwaffnet und dessen Waffe an sich genommen hatte. Er war in die Kleider des Arztes geschlüpft, hatte mit den Schlüsseln des Wärters das Tor aufgeschlossen und war mit dem Wagen des Arztes geflüchtet.
    »Es ist vor zwei Stunden passiert«, sagte Jacobi. »Es ist
eine Fahndungsmeldung rausgegangen für Dr. Carters blauen Subaru Outback.«
    »Wahrscheinlich hat er den inzwischen längst irgendwo abgestellt«, sagte Conklin.
    »Ja«, meinte Jacobi. »Ich weiß nicht, was diese Information wert ist«, fügte er hinzu, »aber laut Aussage des Wärters ist Brinkley total auf diesen Serienmörder Edmund Kemper abgefahren, hat alles über ihn gelesen.«
    Conklin nickte. »Hat sechs junge Frauen ermordet, wenn ich mich nicht irre. Lebte bei seiner Mutter.«
    »Genau der«, bestätigte Jacobi. »Eines Abends kommt er von einem Date nach Hause, und seine Mutter sagt so was wie: ›Jetzt wirst du mich wohl wieder mit deinen Abenteuern langweilen. ‹«
    »Seine Mutter wusste von den Morden?«, fragte ich.
    »Nein, Boxer, davon wusste sie nichts«, sagte Jacobi. »Sie war einfach ein Dragoner. Mensch, ich wollte gerade aufs Klo gehen, als der Anruf kam, also darf ich jetzt vielleicht mal meine Geschichte zu Ende erzählen?«
    Ich grinste ihn an. »Bitte sehr, Chef.«
    »Also, Mutter Kemper sagt: ›Du willst mich also langweilen, ja?‹ Und Edmund Kemper wartet, bis sie im Bett ist. Dann schneidet er ihr den Kopf ab und legt ihn auf den Kaminsims. Anschließend erzählt er dem Kopf seiner Mutter, was er den ganzen Abend gemacht hat. In aller
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