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Die 6. Geisel - Thriller

Titel: Die 6. Geisel - Thriller
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Marthas Hundesitterin. Ich umarmte sie und bückte mich dann, um Sweet Martha ans Herz zu drücken.
    »Sie hat dich wirklich vermisst, Lindsay«, sagte Karen.
    »Meinst du?«, fragte ich lachend, während Martha winselte und bellte und mich glatt von den Beinen holte. Ich sank auf die Fußmatte und musste es über mich ergehen lassen, dass Martha sich mit ihrem ganzen Gewicht auf mich legte und mein Gesicht mit nassen Küssen bedeckte.
    »Ich geh dann mal. Wie ich sehe, habt ihr zwei viel zu bereden«, rief Karen, die schon auf dem Weg zu ihrem alten Volvo war.
    »Warte, Karen. Komm doch noch mit rauf, ich habe einen Scheck für dich.«
    »Ist schon okay! Das können wir auch nächstes Mal machen«, sagte sie und verschwand in ihrem Wagen. Nachdem sie die Tür mit einem Stück Wäscheleine fixiert hatte, leierte sie den Motor an.
    »Danke!«, rief ich, als sie winkend an mir vorbeifuhr. Dann wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder meinem Prachtmädel zu.
    »Weißt du eigentlich, wie sehr ich dich liebe?«, sagte ich in eins von Marthas seidigen Ohren.
    Offenbar wusste sie es.
    Ich rannte mit ihr nach oben, zog meine Laufschuhe an, schlüpfte in meine Jacke und setzte eine Mütze auf. Dann ging es hinaus auf die Straßen, die wir besonders mögen. Wir liefen die 19th Street hinunter und weiter Richtung Rec Center Park,
wo ich mich auf eine Bank fallen ließ und Martha dabei zusah, wie sie ihre Border-Collie-Nummer abzog, in großen Kreisen über die Wiese tollte, andere Hunde »hütete« und sich ganz prächtig amüsierte.
    Nach einer Weile kam sie zu meiner Bank zurück, setzte sich neben mich und legte den Kopf auf meinen Oberschenkel. Mit ihren großen braunen Augen blickte sie zu mir auf.
    »Na, bist wohl froh, wieder zu Hause zu sein, Boo? Genug geurlaubt?«
    In gemächlicherem Tempo trabten wir zu meiner Wohnung zurück und gingen die Treppe hinauf. Martha bekam eine große Schüssel Trockenfutter, und ich stieg unter die Dusche. Als ich mich abgetrocknet und mir die Haare geföhnt hatte, lag Martha auf meinem Bett und schlief.
    Sie war vollkommen weggetreten - ihre Augenlider zuckten, ihre Lefzen zitterten, und ihre Pfoten bewegten sich in irgendeinem fantastischen Hundetraum.
    Und sie schlug nicht mal die Augen auf, während ich mich für mein Date mit Joe zurechtmachte.

127
    Das Restaurant Big 4 liegt ganz oben auf dem Nob Hill, vis-à-vis der Grace Cathedral. Benannt nach den vier großen Eisenbahn-Tycoons der Central Pacific Railroad, ist es ausgesprochen elegant eingerichtet, mit dunkler Holztäfelung an den Wänden, stilvoller Beleuchtung und üppigem Blumenschmuck. Und ein Dutzend der anspruchsvollsten Hochglanzmagazine sind sich darin einig, dass das Big 4 einen der besten Küchenchefs der ganzen Stadt hat.
    Unsere Vorspeisen waren schon serviert - Joe hatte sich für die Foie gras mit Apfelglasur entschieden, während mich die französischen Butterbirnen mit Prosciutto angelacht hatten. Aber ich war nicht so hin und weg von der Atmosphäre und der Aussicht, dass ich nicht die Unsicherheit in Joes Augen bemerkt hätte oder die Tatsache, dass er mich unentwegt anschaute.
    »Ich hatte einen Haufen verrückter Ideen«, sagte er. »Und frag mich nicht, was das für Ideen waren, okay, Linds?«
    »Nein, natürlich nicht.« Ich grinste. »Ich doch nicht.« Ich schob mir ein Stückchen Ziegenkäse mit Haselnusskruste auf die Gabel und ließ es auf der Zunge zergehen.
    »Und nach langer, gründlicher Überlegung - nein, wirklich, Blondie, ich habe sehr gründlich nachgedacht -, ist mir etwas klar geworden, und das will ich dir jetzt erzählen.«
    Ich legte meine Gabel hin und ließ den Ober meinen Teller abräumen. »Und ich will es hören.«
    »Okay«, sagte Joe. »Du kennst die Geschichte von mir und meinen sechs Geschwistern, wie wir alle zusammen in einem Reihenhaus in Queens aufgewachsen sind. Und dass mein Vater nie zu Hause war.«
    »Weil er Vertreter war.«
    »Genau. Stoffe und Kurzwaren. Er ist die Ostküste rauf und
runter gereist und war sechs von sieben Tagen in der Woche unterwegs. Manchmal noch mehr. Er hat uns allen sehr gefehlt. Aber meiner Mutter hat er am meisten gefehlt.
    Er war ihr ganzes Glück - und dann war er eines Tages verschwunden«, erzählte Joe. »Er rief immer abends an, bevor wir ins Bett gingen, aber an diesem Tag kam kein Anruf. Und da hat meine Mutter die Polizei angerufen, und die hat ihn am nächsten Tag schlafend in seinem Auto gefunden. Es stand aufgebockt in einer
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