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Die 39 Zeichen 09 - Ruf der Karibik

Die 39 Zeichen 09 - Ruf der Karibik

Titel: Die 39 Zeichen 09 - Ruf der Karibik
Autoren: Linda Sue Park
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Person am Schalter, während Dan und Amy hinter ihr standen und versuchten, wie zwei unschuldige Kinder auszusehen, die mit ihrem Au-Pair-Mädchen einen netten kleinen Verwandtenbesuch unternahmen. Und eben nicht wie zwei Kinder, die ständig vor ihren intrigierenden, mordlustigen und gnadenlosen Verwandten auf der Flucht waren.
    »Drei Tickets auf die Bahamas«, sagte Nellie zu dem Mann am Schalter.
    Dan hörte inzwischen seine Mailbox ab. Während er lauschte, verdüsterte sich sein Gesicht zunehmend. »Hamilton hat angerufen«, erzählte er seiner Schwester und klappte das Handy zu.
    »Was wollte er?«
    Dan schüttelte den Kopf. »War eine schlechte Verbindung, ich hab kaum was verstanden. Aber …« Er sah sich misstrauisch um. »Sein Vater wusste schon, wohin wir unterwegs sind.«
    Amy erschrak. »Woher denn? Wir wissen doch selbst erst seit fünf Minuten, wohin es gehen soll! Und die einzige Person, die …« Sie brach mitten im Satz ab und sah ihren Bruder mit großen Augen an.
    »Als sie auf dem Klo war!«, flüsterte Dan.
    Beide wandten sich um und starrten wie gebannt auf Nellies Rücken.
    Amy wurde schwer ums Herz. Sie schloss kurz die Augen und rief sich all die anderen Gelegenheiten ins Gedächtnis, an denen Nellies Verhalten ihnen verdächtig vorgekommen war. Als sie die Augen wieder öffnete, bemerkte sie, dass es Dan ebenso ging wir ihr. Sein ganzes Gesicht war von Enttäuschung gezeichnet.
    In den vergangenen Monaten hatten sie mehr Zeit mit Nellie verbracht als mit irgendjemandem sonst. Sie ist viel mehr als ein Au-Pair-Mädchen, sie ist wie eine Cousine , dachte Amy. Sogar eher wie eine ältere Schwester. Wie konnte sie nur …
    »Wir müssen rausfinden, was sie vorhat«, beendete Dan das Schweigen. »Wir nehmen sie uns im Flugzeug vor, da kann sie nicht verschwinden. Ich muss dir aber noch erzählen, was Hamilton sonst noch gesagt hat.«
    Nach einem weiteren besorgten Blick in Nellies Richtung wandte sich Amy wieder ihrem Bruder zu.
    »Eisenhower hat also herausgefunden, dass wir auf die Bahamas wollen«, begann Dan. »Hamilton hat zwar keine Ahnung, was das bedeuten soll, aber er hat gesagt, sein Vater habe irgendwas von einer Katze erzählt und dass wir alle falsch liegen und die Bahamas nicht das richtige Ziel sind. Sie jedenfalls wollen nach South Carolina.«
    »Weiß er von dem Porträt? Von Anne Bonny?«, fragte Amy.
    »Keine Ahnung. Von ihr hat er nicht geredet, nur von einer Katze.«
    »Einer Katze? Etwa Saladin?«
    »Nein. Die Leitung war immer wieder unterbrochen und ich hab nicht alles mitgekriegt, aber von Saladin war ganz sicher nicht die Rede. Apropos …«
    Er nahm Saladin aus seiner Tragebox und streichelte den Ägyptischen Mau. Amy spürte, dass er noch immer über Nellie nachdachte und bei Saladin einen Augenblick Trost suchte.
    Saladin kuschelte sich in Dans Arme und schnurrte – er war offensichtlich der Einzige der drei, der glücklich und zufrieden war.

Zweites Kapitel

    Nellie kriegte den Mund gar nicht wieder zu.
    »Ich darf am Fenster sitzen?«, fragte sie ungläubig.
    Sie war erstaunt über so viel Großzügigkeit, zögerte aber nicht, diese seltene Chance am Schopf zu packen. Sie machte es sich also rasch bequem und lehnte den Kopf gegen das Fenster.
    Nach dem Start beugte sich Dan zu ihr hinüber und zog ihr die Musikstöpsel aus den Ohren.
    »Hey!«, schimpfte Nellie. »Was soll das denn?«
    »Genau«, erwiderte Dan. »Was soll das alles eigentlich?« Er zog das Kabel aus dem iPod und hielt die Ohrstöpsel außer Nellies Reichweite.
    Amy nahm sie entgegen und wickelte das Kabel sorgsam auf, wobei sie ständig auf der Hut vor Nellies grapschender Hand sein musste. »Nellie, hör jetzt mal auf«, sagte sie bestimmt. »Wir müssen reden.«
    Nellie wurde mulmig zumute, überspielte es jedoch geschickt mit einem übertriebenen Gähnen. »Was ist denn jetzt schon wieder? Habt ihr ein Problem? Erst hieß es Europa und ich bin mit euch hingeflogen. Dann hieß es Japan und ich bin mit euch hingeflogen, und dann Ägypten und Russland und – ich weiß schon gar nicht mehr, wohin noch – und jetzt habt ihr Bahamas gesagt und wir sind unterwegs. Was denn noch?«
    Dan verschränkte die Arme. Einen kurzen Moment lang wollte Nellie ihm über den Kopf streicheln: Mit einem so ernsten Gesicht sah er irgendwie jünger aus.
    »Wie wär’s damit«, fing er an. »Du zauberst eine Einreisegenehmigung für Tibet hervor, auf die andere monatelang warten müssen. Ein einziger Anruf genügt
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