Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die 39 Zeichen 01 - Die Katakomben von Paris

Titel: Die 39 Zeichen 01 - Die Katakomben von Paris
Autoren: Rick Riordan
Vom Netzwerk:
Der Regen prasselte ihnen ins Gesicht. Sie kletterten in den Glockenturm hinein, der zu allen Seiten offen war und keinen Schutz vor dem schrecklichen Gewitter bot, das um sie herum tobte. Eine große bronzene Glocke
stand in einer Ecke. Sie sah aus, als wäre sie jahrhundertelang nicht mehr geläutet worden.
    »Hilf mir!«, rief Amy. Sie konnte die Glocke kaum bewegen, doch gemeinsam gelang es ihnen, sie über die Bodenluke zu schieben.
    »Das - sollte - halten«, schnaufte Dan. »Für eine kleine - Weile zumindest.«
    Amy lehnte sich seitlich aus dem Turm in den Regen und in die Finsternis. Der Friedhof lag unfassbar weit unter ihnen. Die Autos auf den Straßen sahen aus wie die Matchbox-Autos, mit denen Dan immer gespielt hatte. Amy tastete die steinerne Wand außen am Fenster ab. Ihre Finger schlossen sich um einen kalten Metallstab. Ein paar Sprossen, die zur Spitze des Turms etwa drei Meter über ihr hinaufführten, waren in die Seitenwand eingelassen. Wenn sie fiel …
    »Bleib hier«, befahl sie Dan.
    »Nein, Amy, du kannst nicht …«
    »Ich muss. Hier, nimm das.« Sie gab ihm das Papier, das um das Glasröhrchen gewickelt gewesen war. »Pass auf, dass es nicht nass wird, und versteck es gut vor den anderen.«
    Dan stopfte es in seine Hosentasche. »Schwester …«
    Er sah erschrocken aus. Mehr denn je fiel Amy auf, wie allein sie auf der Welt waren. Sie hatten nur einander.
    Sie drückte seine Schulter. »Ich komme schon zurück, Dan. Mach dir keine Sorgen.«
    BUMM! Die Glocke erzitterte, als jemand unter ihr, jemand sehr starkes, gegen die Luke knallte. BUMM!
    Amy ließ das Glasröhrchen in ihre Tasche gleiten und schwang ein Bein aus dem Fenster, hinaus in die Dunkelheit.

    Sie konnte sich kaum festhalten. Der Regen lief ihr in die Augen. Sie wagte nicht, nach unten zu sehen, und konzentrierte sich immer nur auf die nächste Leitersprosse. Langsam zog sie sich auf das schräge Ziegeldach.
    Endlich erreichte sie die Spitze. Ein alter eiserner Blitzableiter zeigte zum Himmel. An seinem unteren Ende befand sich ein Metallring, der aussah wie ein winziger Basketballkorb, und unter ihm lag ein Erdungsdraht, wie ihn Franklin sich nach seinen frühen Experimenten ausgedacht hatte. Amy wickelte sich den Draht um das Handgelenk und nahm dann das Glasfläschchen hervor. Es war so glitschig, dass sie es beinahe hätte fallen lassen. Vorsichtig ließ sie es in den Eisenring gleiten. Es passte genau.
    Langsam schob sie sich wieder das Dach hinunter. »Bitte lass es funktionieren«, dachte sie und klammerte sich an den Sprossen fest.
    Sie musste nicht lange warten. Die Haare auf ihrem Nacken stellten sich auf. Es roch nach verbrannter Aluminiumfolie und dann … KRACH!
    Der Himmel explodierte. Funken regneten überall um sie herab und verglühten zischend auf den nassen Ziegeln. Benommen verlor sie das Gleichgewicht und rutschte das Dach hinunter. Sie griff verzweifelt nach irgendetwas und bekam eine der Sprossen so plötzlich zu fassen, dass ein gleißender Schmerz durch ihr Handgelenk schoss. Doch sie hielt sich fest und begann, wieder nach oben zu klettern.
    Das Fläschchen glühte. Die Flüssigkeit darin war nicht länger trüb und schleimig. Sie schien nun aus purem grünem Licht zu bestehen, das man in einem Glas gefangen hatte. Vorsichtig berührte Amy es. Sie bekam keinen Schlag. Es war nicht einmal
warm. Sie nahm die Phiole aus ihrer Halterung und steckte sie in ihre Tasche zurück.
    Wenn du dies auflädst, belade ich dich .
    Der schwierigste Teil lag noch vor ihr. Sie musste wieder sicher nach unten kommen und herausfinden, was sie da gerade geschaffen hatte.
    »Dan! Ich hab’s geschafft!« Sie kletterte zurück in den Glockenturm, doch ihr Lächeln erstarb. Dan lag gefesselt und geknebelt auf dem Boden. Über ihm stand in einem schwarzen Tarnanzug Ian Kabra.
    »Hallo, Cousine.« Ian streckte ihr eine Plastikspritze entgegen. »Ich verhandle nur mit dir.«
    »MM - MM!« Dan wand sich und versuchte, etwas zu sagen. »MMMM! MMMM!«
    »Lass - lass ihn gehen!«, stammelte Amy. Sie war sich sicher, dass ihr Gesicht rot glühte vor Aufregung. Und sie hasste es, dass sie schon wieder stotterte. Warum verknotete sich ihre Zunge jedes Mal, wenn sie Ian Kabra gegenüberstand?
    Die Bronzeglocke erzitterte. Die Holts polterten noch immer von unten dagegen und versuchten, durch die Luke zu kommen.
    »Du hast nur noch ein paar Sekunden, bis sie drin sind«, warnte Ian sie. »Außerdem braucht dein Bruder das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher