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Die 39 Zeichen 01 - Die Katakomben von Paris

Titel: Die 39 Zeichen 01 - Die Katakomben von Paris
Autoren: Rick Riordan
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leidenschaftlich alle möglichen Sachen. Er sammelte Karten von Baseballspielern, Autogramme berühmter Verbrecher, Waffen aus dem Sezessionskrieg, seltene Münzen und alle Gipsverbände, die er seit dem Kindergarten jemals gehabt hatte, und das waren immerhin zwölf Stück gewesen. Im Moment aber sammelte er am liebsten Bleistift-Frottagen von Grabsteinen. Er hatte schon ein paar großartige davon zu Hause. Auf seiner Lieblingsfrottage war zu lesen:
    PRUELLA GOODE
1891 - 1929
ICH BIN TOT. LASST UNS FEIERN.

    Er hoffte, dass Grace irgendwie bei ihm blieb, wenn er auch eine Frottage von ihrem Grabstein in seiner Sammlung hatte.

    Seine Großtante Beatrice, die die Kinder zum Begräbnis ihrer Großmutter brachte, fuhr den ganzen Weg von Boston zu Grace’ Anwesen in Worcester County sehr, sehr langsam. Sie schlich auf dem Highway mit 25 Meilen pro Stunde dahin und wechselte ständig die Spur, sodass die anderen Autos wie verrückt hupten, auswichen und in die Leitplanken schrammten. Tante Beatrice dagegen hielt einfach stur das Lenkrad mit ihren juwelengeschmückten Fingern umklammert. Ihr faltiges Gesicht war mit leuchtend rotem Lippenstift und kräftigem Rouge geschminkt, was ihr blau gefärbtes Haar noch blauer wirken ließ. Dan fragte sich, ob die anderen Fahrer wohl Albträume von alten Clowns bekämen, wenn sie sie so sahen.
    »Amy!«, bellte sie, als ein weiterer Laster die Ausfahrt hinabschlitterte, weil Beatrice sich gerade vor ihn geklemmt hatte. »Hör auf im Auto zu lesen! Das ist gefährlich!«
    »Aber, Tante Beatrice …«
    »Junge Dame, klapp das Buch zu!«
    Amy gehorchte. Das war typisch für sie. Sie ließ sich niemals auf einen Streit mit Erwachsenen ein. Amy hatte lange rotbraune Haare, ganz anders als Dan, der dunkelblondes Haar hatte. Deshalb konnte Dan bei jeder passenden Gelegenheit behaupten, dass seine Schwester eine Hochstaplerin war und sie auf keinen Fall der gleichen Familie angehören konnten. Doch sie hatten die gleichen Augen - jadegrün, wie ihre Großmutter zu sagen pflegte.
    Amy war drei Jahre älter und einen Kopf größer als Dan, und das ließ sie ihn auch ständig spüren. Doch was war schon so toll daran, vierzehn zu sein? Für gewöhnlich trug sie Jeans und
irgendein altes T-Shirt, weil sie von den Leuten nicht bemerkt werden wollte. Heute aber hatte sie ein schwarzes, spitzenbesetztes Kleid an, in dem sie wie eine Vampirbraut aussah.
    Dan hoffte, dass ihr Kleid genauso zwickte wie sein blöder Anzug mit Krawatte. Tante Beatrice hatte einen Tobsuchtsanfall bekommen, als er ihr vorschlug, in seinen Ninja-Klamotten zum Begräbnis zu gehen. Grace hätte es wahrscheinlich gefallen, wenn er cool und wie ein Tod bringender Kämpfer ausgesehen hätte - denn genau so fühlte er sich, wenn er seinen Ninja-Kampfanzug anhatte. Doch Tante Beatrice konnte das natürlich nicht verstehen. Manchmal hatte er Schwierigkeiten zu glauben, dass sie und Grace Schwestern waren.
    »Erinnert mich daran, euer Au-pair-Mädchen zu feuern, sobald wir wieder in Boston sind«, meckerte Beatrice. »Ihr beiden seid viel zu verwöhnt.«
    »Nellie ist nett!«, wehrte sich Dan.
    »Hm! Diese Nellie hat es zugelassen, dass du fast das Nachbarhaus abgebrannt hast!«
    »Eben!«
    Alle paar Wochen feuerte Beatrice ihr Au-pair-Mädchen und stellte ein neues ein. Das einzig Gute daran war, dass sie so nicht bei Tante Beatrice leben mussten. Die wohnte am anderen Ende der Stadt in einem Gebäude, in dem Kinder nicht erlaubt waren, und Dan und Amy lebten. mit ihrem Au-pair-Mädchen in einer anderen Wohnung. Das Beste an dieser Regelung war, dass es so manchmal einige Tage dauerte, bis Tante Beatrice von Dans neuesten Heldentaten hörte.
    Nellie war schon viel länger als die meisten anderen bei ihnen. Dan mochte sie, weil sie fantastische Waffeln backte und ihren iPod immer bis zum Anschlag aufdrehte, sodass sie nicht viel von
dem mitbekam, was er gerade anstellte. Sie hatte nicht einmal gehört, als Dans Raketensammlung losgegangen war und das Haus gegenüber bombardiert hatte. Dan würde Nellie vermissen, wenn sie gefeuert wurde.
    Tante Beatrice fuhr und meckerte weiter, wie verzogen die Kinder heutzutage waren. Amy klappte heimlich wieder ihr großes Buch auf. In den letzten beiden Tagen, seit sie die Nachricht von Grace’ Tod erhalten hatten, hatte Amy sogar noch mehr als gewöhnlich gelesen. Dan wusste, dass das ihre Art war, sich zurückzuziehen, aber er nahm es ihr übel, weil sie damit auch ihn ausschloss.
    »Was
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