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Die 39 Zeichen 01 - Die Katakomben von Paris

Titel: Die 39 Zeichen 01 - Die Katakomben von Paris
Autoren: Rick Riordan
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ihm stand eine junge Frau mit kurzem blonden Haar und intelligenten Augen. Sie hatte einen altertümlichen Mechanismus mit bronzenem Getriebe in der Hand, der aussah wie ein Navigationsinstrument oder eine
Uhr. Die Inschrift unter dem Saum ihres braunen Kleides lautete K. CAHILL. Zu ihrer Rechten stand ein riesiger Mann mit einem Stiernacken und buschigen Augenbrauen. Er hatte ein Schwert umgegürtet. Sein Kiefer und seine Fäuste waren zusammengepresst, als bereitete er sich darauf vor, seinen Kopf gegen eine Steinmauer zu schlagen. Die Inschrift lautete T. CAHILL. Ganz rechts schließlich war eine Frau in einem goldenen Kleid zu sehen. Ihr rotes Haar war zu einem Zopf geflochten, den sie sich über eine Schulter gelegt hatte. Sie hielt eine kleine Harfe in den Händen, die aussah wie eine dieser irischen Harfen, die Dan von der Parade zum St. Patrick’s Day zu Hause in Boston kannte. Die Inschrift unter ihr lautete J. CAHILL.
    Dan hatte das komische Gefühl, dass alle vier ihn beobachteten. Sie sahen ihn so böse an, als hätte er sie gerade mitten in einem Streit gestört. Doch das war natürlich Unsinn. Wie hätte er so etwas auf einem Wandgemälde sehen können?
    »Wer sind die Leute?«, fragte Nellie.
    Amy berührte die Figur von L. Cahill, dem Mann mit dem Messer. »L … für Lucian?«
    »Ja«, sagte Dan. Er wusste nicht warum, aber er war sich sofort sicher, dass Amy recht hatte. Ihm war, als könne er die verschiedenen Gesichtsausdrücke der gemalten Figuren lesen - genauso wie er es manchmal bei Amy konnte. »Lucian-Zweig. Dieser Typ war der erste.«
    »Und K. Cahill.« Amy ging zu der Frau mit dem mechanischen Instrument. »Vielleicht steht K für Katrina oder Katherine? Das wäre dann der Ekaterina-Zweig?«
    »Vielleicht.« Dan betrachtete den Mann mit dem Schwert. »Das wäre dann T für Tomas? Hey, der sieht aus wie die Holts.«
    Das Bild von T. Cahill schien ihn anzustarren. Dan konnte ihn
sich ganz leicht in einem violetten Trainingsanzug vorstellen. Dann wandte Dan seine Aufmerksamkeit der letzten Gestalt zu - der Frau mit der Harfe. »Und…J für Janus. Denkst du, sie hieß Jane?«
    Amy nickte. »Könnte sein. Die erste des Janus-Zweiges. Schau nur, sie hat …«
    »Jonah Wizards Augen«, vervollständigte Dan. Die Ähnlichkeit war unheimlich.
    »Diese vier«, sagte Amy. »Sie sehen fast aus wie …«
    »Geschwister«, sagte Dan. Es waren nicht nur ihre ähnlichen Gesichtszüge. Es lag an ihrer Haltung, ihrem Gesichtsausdruck. Dan hatte sich oft genug mit Amy gestritten, um das wiederzuerkennen: Diese Leute waren Geschwister, die Jahre damit verbracht hatten, sich gegenseitig zu ärgern. Wie sie dastanden - als würden sie sich alle sehr genau kennen und gleichzeitig versuchen, sich nicht an die Gurgel zu gehen.
    »Irgendetwas muss zwischen ihnen vorgefallen sein«, vermutete Amy. »Etwas Furchtbares.«
    Sie riss die Augen weit auf. Sie stellte sich vor die Mitte des Wandgemäldes und wischte ein paar Spinnweben zwischen K. und T. Cahill beiseite. Dort stand klein, aber deutlich am gemalten Horizont ein brennendes Haus, von dem eine dunkle Gestalt weglief. Eine Gestalt, die in einen schwarzen Mantel gehüllt war.
    »Ein Feuer.« Amy fasste sich an ihr Jadehalsband. »Wie bei Grace’ Haus. Wie das, was unseren Eltern passiert ist. Wir haben uns in all den Jahrhunderten nicht geändert. Wir versuchen immer noch, einander umzubringen.«
    Dan ließ seine Finger über das Gemälde gleiten. Er konnte nicht sagen, woher sie wussten, wer diese Leute waren, doch er war sich sicher, dass Amy recht hatte. Tief im Inneren wusste er
es. Er schaute auf vier Geschwister - auf die Urahnen der Cahill-Familie. Er betrachtete ihre Gesichter ganz genau, so wie er es immer mit dem Foto seiner Eltern getan hatte, und fragte sich, wem er wohl am ähnlichsten sah.
    »Aber was ist da passiert?«, fragte Nellie. »Was war in diesem Haus?«
    Dan wandte sich dem Steinpodest zu. »Ich weiß es nicht, aber ich denke, dass es jetzt Zeit ist, die Vase zu öffnen.«

    Dan meldete sich freiwillig. Amy und Nellie gingen etwas zurück, als er die Vase langsam von dem Podest nahm. Doch nichts passierte. Es flogen keine Giftpfeile heraus, keine Dornen schossen von der Decke herab und keine Schlangengruben öffneten sich unter ihren Füßen, was Dan irgendwie enttäuschte.
    Er wollte gerade den Deckel öffnen, als Amy »Warte!« rief.
    Sie deutete auf den unteren Teil des Sockels. Dan hatte die Gravuren bemerkt, doch er hatte nicht
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