Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diagnose negativ

Diagnose negativ

Titel: Diagnose negativ
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
rausch­te und bro­del­te das Was­ser.
    »We­nig rück­sichts­voll?« wie­der­hol­te ich. »Wie­so?«
    »Nun, kein Kom­man­deur ist be­geis­tert, wenn ihm die Be­fehls­ge­walt plötz­lich ge­nom­men wird.«
    Ich ver­stand. Wenn die Kol­le­gen zu sol­chen Maß­nah­men ge­grif­fen hat­ten, muß­ten sie vom Chef Son­der­be­feh­le er­hal­ten ha­ben. Üb­ri­gens war es für Ge­ne­ral Re­ling wie­der ein­mal ty­pisch, daß er mich dar­über nicht in­for­miert hat­te.
    Der Fah­rer hielt vor ei­nem Ne­ben­gang. Hier un­ten schi­en hek­ti­sches Le­ben zu herr­schen. Ich kam im­mer mehr zu der An­sicht, daß wir über die­se Ma­ri­ne­ba­sis längst nicht so­viel wuß­ten, wie ich noch kurz vor der Lan­dung an­ge­nom­men hat­te.
    »Was ma­chen Sie hier ei­gent­lich?« er­kun­dig­te ich mich. »Für einen rein wis­sen­schaft­li­chen Be­trieb er­scheint es mir zu leb­haft.«
    Er ver­wies mich an den Ad­mi­ral. Wir durch­schrit­ten ein ge­räu­mi­ges Vor­zim­mer. Die Wän­de wa­ren sau­ber ver­klei­det und die Luft so an­ge­nehm tem­pe­riert, daß man sich kaum mehr un­ter dem Eis des sechs­ten Kon­ti­nen­tes wähn­te. Die­se An­la­gen hat­ten Mil­li­ar­den ge­kos­tet, das stand fest.
    Als ich den schlan­ken, hoch­ge­wach­se­nen Mann mit der un­ver­kenn­ba­ren GWA-Dienst­mar­ke sah, ahn­te ich, was die Uhr ge­schla­gen hat­te. Ich hat­te schon oft mit TS-19 zu­sam­men­ge­ar­bei­tet, so daß wir uns ge­gen­sei­tig in je­der Mas­ke er­kannt hät­ten.
    Hin­ter den Schlit­zen der Kunst­stof­fo­lie glänz­ten sei­ne grau­en Au­gen. Fre­gat­ten­ka­pi­tän Elo­dry ver­zog iro­nisch die Lip­pen. Na­tür­lich fand er un­se­re Mas­ke­ra­de mehr als lä­cher­lich. Es wä­re je­doch sinn­los ge­we­sen, ihn über die Grund­sät­ze der GWA-Füh­rung auf­klä­ren zu wol­len.
    Es be­stand seit der Grün­dung die­ser welt­wei­ten Or­ga­ni­sa­ti­on die Vor­schrift, daß die ak­ti­ven Agen­ten nie­mals ih­re wah­ren Ge­sich­ter zei­gen dür­fen. Ich wuß­te nicht ge­nau, wie vie­len Kol­le­gen die­se et­was ab­surd er­schei­nen­de Maß­nah­me schon das Le­ben ge­ret­tet hat­te. Auf al­le Fäl­le hat­te das ge­gen­sei­ti­ge Nicht­ken­nen Er­fol­ge ge­bracht. Dar­über konn­te auch der ärgs­te Spöt­ter nicht hin­weg­se­hen.
    »Tre­ten Sie bit­te ein, wenn Sie sich aus­ge­spro­chen ha­ben«, mein­te der Cap­tain et­was küh­ler. Sein höf­li­cher Gruß war nicht mehr als ei­ne Ges­te.
    TS-19, mein zu­ver­läs­si­ger Ver­bin­dungs- und Rücken­de­ckungs-Mann, sah dem Of­fi­zier sin­nend nach. Dann kam das, wo­mit ich ge­rech­net hat­te.
    Un­se­re Be­grü­ßung war kurz und zwang­los. Weit ent­fernt ru­mor­ten Ma­schi­nen. Sonst schi­en der Stütz­punkt plötz­lich aus­ge­stor­ben zu sein.
    »Al­so Groß­ein­satz, wie?« frag­te ich über­gangs­los.
    Er neig­te den Kopf.
    »Ich ha­be Sie er­war­tet, Sir. Zum Glück wa­ren Sie noch nicht ge­st­ar­tet. Das wird auf dem Mond ei­ni­gen Wir­bel ge­ben. MA-23 sitzt in Zon­ta auf hei­ßen Koh­len. Wir kom­men ein­fach nicht mehr wei­ter; bes­ser ge­sagt, wir ka­men nicht wei­ter. Die Spu­ren ver­lau­fen sich im Sand. Wei­te­re In­for­ma­tio­nen sol­len Sie im Haupt­quar­tier er­hal­ten, Sir.«
    »Was ist mit dem To­ten?«
    »Reich­lich selt­sam. Wir ste­hen vor ei­nem Rät­sel.«
    »Ha­ben Sie be­reits mit Ad­mi­ral Wool­ser ge­spro­chen?«
    »Noch nicht. Ich hat­te die An­wei­sung er­hal­ten, Ih­re An­kunft ab­zu­war­ten. Den To­ten ha­be ich je­doch be­reits ge­se­hen.«
    Ei­ne merk­wür­di­ge Er­re­gung kam in mir auf.
    »Und …?«
    Die Au­gen mei­nes Kol­le­gen trüb­ten sich. TS-19 ge­hör­te zu un­se­ren zu­ver­läs­sigs­ten und be­herrsch­tes­ten Leu­ten. Wenn er ei­ne sol­che Re­ak­ti­on zeig­te, dann lag al­ler­hand in der Luft.
    »We­nig schön, Sir«, ent­geg­ne­te er. »Ei­nem der hie­si­gen Ma­ri­ne­ärz­te wur­de übel.«
    Das war ei­ne kla­re Aus­kunft.
    »Der Trans­por­ter wird in ei­ner knap­pen hal­b­en Stun­de lan­den«, fuhr er fort. »Ha­ben Sie be­son­de­re An­wei­sun­gen, Sir? Leut­nant Oparth ist noch oben. Pas­si­ver Of­fi­zier, Sir. Ich woll­te ihn mit der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher