Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DGB 11 - Blut Der Abtrünnigen

DGB 11 - Blut Der Abtrünnigen

Titel: DGB 11 - Blut Der Abtrünnigen
Autoren: Nick Kyme , Lindsey Priestley
Vom Netzwerk:
fort, manchmal ließ er sich von einem Transporter
mitnehmen, und dreihundertdrei Tage nachdem er aufgebrochen war, überquerte er
die Grenze des Imperialen Territoriums.
     
    Das Dach der Welt hatte sich
innerhalb von zehn Monaten drastisch verändert. Ein kompletter Gipfel war aus der
gleißend hellen Silhouette verschwunden, an seiner Stelle klaffte eine Lücke,
die so sehr störte wie ein fehlender Zahn. Die Höhenluft roch nach Pech,
geschmolzenen Legierungen und abgefrästem Stein. Die Krieger-Ingenieure von
Primarch Dorn arbeiteten an ihren Befes-tigungen und versahen die höchsten und
robustesten Türme der Erde mit einem Panzer.
    Der Geruch nach Pech,
Legierungen und Stein war der Geruch des kommenden Krieges, dessen Aromen in
der Luft des alten Himalasiens hingen.
     
    Die Aussicht war von so grellem
Weiß, dass sie seine Augen versengt hätte. Er war froh, dass er seine
Schutzbrille trug. Die Temperatur lag bei einigen Grad unter null, die Luft war
klar wie Glas, und die Sonne wirkte wie ein Schweißbrenner hoch oben am Himmel.
Makelloser Schnee bedeckte die Gipfel und Hänge, schmerzhaft weiß und schrecklich
verlassen.
    Er hatte den Süden mit Kath
Mandau und dem hoch aufragenden Zentralen Bezirk als seine beste Option
angesehen, doch als er sich nun näherte, wurde ihm bewusst, wie sehr sich alles
verändert hatte. Die Sicherheitsmaßnahmen, schon immer rigoros, hatte man so
sehr hochgeschraubt wie bei einem Büßerhemd. Wegen des bevorstehenden Krieges
hatte man die Zahl der Wachen ver-dreifacht, die Waffennester und
automatisierten Waffenkuppeln vervierfacht und die biometrischen Sensoren verhundertfacht.
    Gewaltige Scharen an
Wanderarbeitern, die den Orden der Steinmetzgilden dienten, hatten sich rund um
den Palast versammelt. Ihre Lager und ihre Leiber überzogen den hohen Schnee in
den Farben Grün, Rot und Schwarz, als würden dort Algen wuchern.
    Die Sicherheitsvorkehrungen
sind verstärkt worden, aber es tummeln sich dort Millionen Gesichter mehr als
sonst, die alle im Auge behalten werden wollen.
    Sechs Tage lang beobachtete er
die Arbeiterscharen, dann verwarf er seinen Plan einer Annäherung aus dem Süden
und wandte sich stattdessen in nördliche Richtung. Er folgte den hohen Weiden
und Pfaden über das Plateau, ohne dabei die arbeitenden Massen aus den Augen zu
lassen. Ununterbrochene Ströme bewegten sich durch die verschneiten Täler und
über die Pässe von Kunlun Kolonnen von ausgeruhten Arbeitern und Frachtkonvois mit
Baumaterialien aus den Xizang-Minen. Die Kolonnen wirkten wie Rinnsale aus
trägem, dunklem Schmelzwasser oder wie rasende schwarze Gletscher. Dort, wo die
zuströmenden Scharen auf Armeen aus Arbeitern trafen, bildeten sich im Schatten
der gewaltigen Hänge kurzlebige Städte aus Zeltplanen, in denen die
Wanderarbeiter Unterschlupf fanden, in denen es Pferche für ihre Lasttiere und
Servitoren gab, in denen sie Speisen, Getränke und medizinische Versorgung bekamen.
Die kurzzeitig abgeladenen Materialien – Holz, Eisenlegierungen, Stähle, Erze und
Ballast – türmten sich wie Schlackehaufen rings um die Zeltstädte.
    Lastenkräne hoben Paletten
voller Materialien über die umgebenden Mauern. Signalhörner erklangen und
hallten in den tiefen Tälern von allen Seiten wider.
    Manchmal saß er nur da und
betrachtete den Palast, als sei der die wunderbarste Schöpfung überhaupt, was
er vermutlich nicht war.
    Zweifellos gab es
architektonische Werke nichtmenschlicher Natur auf verstreuten, weit entfernten
Welten, gegen die sich der Palast winzig ausnahm, und ebenso musste es zahllose
Bauwerke geben, die ihn hinsichtlich der Größe und Dimensionen um Längen
überboten. Aber es ging nicht um die Architektur an sich, sondern um die Idee
dieses Palasts, die ihn zu so etwas Wunderbarem machte. Es ging um den ihm
innewohnenden Gedanken, der ihn Gestalt hatte annehmen lassen.
    Der Palast war von ausgesuchter
Schönheit, ein Meisterwerk, das die größte Gebirgskette auf Terra in eine
Residenz und eine Hauptstadt verwandelt hatte — und nun mit einiger Verspätung
auch noch in eine Festung.
     
    Der verschwundene
himalasiatische Gipfel war abgetragen worden, um seine Substanz als Baumaterial
zu verwenden. Die Erkenntnis dieser Tatsache entlockte ihm ein Lächeln.
Gegenwärtig nahmen die Menschen keine Pläne mehr in Angriff, die man noch als
bescheiden hätte bezeichnen können.
     
    Indem er sich in Lumpen hüllte
und schmutzige Beinpanzerung trug, verbrachte er drei Tage
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher