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DGB 11 - Blut Der Abtrünnigen

DGB 11 - Blut Der Abtrünnigen

Titel: DGB 11 - Blut Der Abtrünnigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Kyme , Lindsey Priestley
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und
gepanzerte Plattformen wurden um die oberen Brustwehre errichtet, die Mauern
mit dicken Dura-Platten und Adamantium verstärkt. Arbeiter eilten auf Gerüsten
umher, manche hingen wie Bergsteiger an Seilen, um an der steilen Mauer zu
arbeiten. Die Luft war erfüllt vom Lärm der Hämmer und Schneidbrenner.
Servowerkzeuge kreischten, Schweißbrenner zischten und flackerten in
arktisblauem Licht.
    Hinter seinen Lidern hielten
sich Phantome, ausgelöst vom geisterhaften Aufflammen der Schweißbrenner. In der
Kehle schmeckte er Blut. Er griff nach einer Kiste Nieten und einem
Vorschlaghammer, dann mischte er sich unter die Arbeiterschaft.
     
    Auf einer der unteren Ebenen
drang er in den Palast ein, was weitere drei Tage in Anspruch nahm. Aus dem
Maurer wurde ein Schatten, dann ein Diener, der das Messing polierte, dann ein
Lampenanzünder, schließlich ein Türhüter. Die Livree hatte er sich aus einem
Waschraum geborgt, dazu trug er versteckt ein Verdrängerfeld, um über seine wahre
Größe und seine massige Statur hinwegzutäuschen.
    Er ging durch Korridore, die
mit Diaspor und Achat geschmückt waren, er ging Treppen hinunter, deren Stufen mit
massiven Onyxplatten verkleidet waren. Er beobachtete sein Spiegelbild, wie es
sich über polierte Marmorböden bewegte, sein Schatten huschte über Wände, die
man aus Quarz und Sardonyx geschnitten hatte.
    Er wartete im elfenbeinernen
Dämmerlicht riesiger Prozessions-tore, während Kriegsmeuten an ihm vorbeimarschierten.
Er hielt sich an Türen auf, während schier endlose Reihen aus Servitoren ein
Tablett nach dem anderen, allesamt belegt mit rohem Fleisch und hydroponischem
Gemüse, an ihm vorbei in einen Korridor eilten, um alles zur hohen Tafel zu bringen.
    Er wurde wieder zu einem
Diener, danach zu einem Teppich-klopfer, einem Diener und schließlich zu einem Boten,
der einen Aktenkoffer voll mit leeren Blättern trug und dabei vornüber-gebeugt
ging, um einen Buckel zu machen, der ihn kleiner und gedrungener erscheinen
lassen sollte, als er tatsächlich war. Hin und wieder blieb er kurz stehen, um
sich zu orientieren. Immerhin war dieser Palast größer als so manche Stadt, und
man konnte sein ganzes Leben damit zubringen, jede Ebene und jeden Seitengang
aufzusuchen. Vom Geländer hoher Balkone schaute er hinab in künstliche
Schluchten, die sich fünfhundert Stockwerke in die Tiefe erstreckten, die von
unzähligen Lichtern erfüllt wurden und in denen es von Leuten wimmelte. Einige
der großen Kuppeln im Bezirk – vor allem die Hegemon – waren von so
gigantischen Dimensionen, dass sie über, ein eigenes Wettersystem im
Miniaturformat verfügten. Mikroklimatische Wolken zogen unter den bemalten
Decken hindurch. Regen in der Hegemon, so sagte man, galt als ein gutes
Vorzeichen, das Glück versprach.
    Soweit er wusste, hatte es in
der Hegemon seit drei Jahren nicht mehr geregnet.
     
    Die Custodes, die in ihren
reichhaltig verzierten goldenen Rüstungen majestätisch wirkten, wachten über
die inneren Bereiche des Bezirks. Der Federbusch auf den Helmen war von
intensivem Karmesinrot und wirkte wie eine Fontäne aus Blut aus der Arterie,
das bei der Berührung mit der Luft erstarrt war. Auf ihrer Rüstung prangte das Blitz-Symbol
aus der Zeit vor der Einheit. Sie lauerten in den düsteren Hallen und den in
Schatten getauchten Kreuzgängen im Palast, die Wächterspeere hielten sie hoch
aufgerichtet in der Hand, was den erschreckenden Eindruck unterstrich, den sie
ausstrahlten.
    Sie waren reglos und
schweigsam, und sie hüteten mit düsterer Miene ihre Geheimnisse, doch ihre
bloße Gegenwart sprach für eine Wahrheit, die es zu enthüllen galt.
    Er achtete darauf, wie sie
verteilt waren. Zwei Custodes beobachteten den Südlichen Rundgang, der sich wie
ein silberner Zopf in Richtung Hegemon schlängelte. Zwei weitere standen am
Jade-Burghof, drei andere patrouillierten unter den Schmiede-arbeiten und dem
Kupferspat des Kongresses. Ein einzelner Custodes, der so gut wie unsichtbar
war, hatte einen Platz unter den wächsernen Smaragdblättern der Qokang-Oase eingenommen,
von wo aus er den aus dem kristallklaren Badesee kommenden Wasserfall
beobachtete, der sich von Nebelschwaden umhüllt in die Turbinen stürzte. Vier
weitere schlichen auf den oberen Ebenen der Taxonomischen Türme umher.
    Im Nördlichen Rundgang befanden
sich dagegen überhaupt keine Custodes, auch nicht am Westufer des Sees und
ebenso wenig in der Nähe des Investiariums. Es war so offensichtlich. Sie

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