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Deutschland allein zu Haus

Deutschland allein zu Haus

Titel: Deutschland allein zu Haus
Autoren: Osman Engin
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kostet?«
    »Eine Computertomografie ist mit Sicherheit präziser und aussagekräftiger, als die eigene Nase anzufassen!«
    »Ich kann auch so sehen, dass Sie gar nichts haben! Das Einzige, was Sie haben, ist zu viel Fantasie und zu viel Zeit!«
    »Sie können das also einfach so ohne Geräte feststellen?Manche Ärzte übersehen sogar ihren Kittel im Bauch des Patienten und nähen ihn da mit ein!«
    »Bitte bezahlen Sie jetzt erst mal 100 Lira Behandlungsgebühr und gehen Sie in Ihr Hotel oder wohin Sie auch wollen! Aber nerven Sie mich bitte nicht mehr! Und für so einen Schwachsinn musste ich mein Bäckgämmen-Spiel unterbrechen, wodurch ich einen Batzen Geld verloren habe.«
    »100 Lira?? Wofür denn? Für einmal Nase putzen? Soll ich etwa Ihre Spielschulden bezahlen?«
    »Nein, Sie sollen nur für diese Untersuchung bezahlen!«
    »Wissen Sie, wie man Leute wie Sie nennt?«
    »Wissen Sie, wie man Leute wie Sie nennt?«
    »Ich hab zwar vorher gefragt, aber Sie dürfen trotzdem zuerst sagen, wie man Leute wie mich nennt!«
    »Ein lupenreiner Hypochonder sind Sie! Dazu ein nerviger Geizkragen – so wie alle Deutschlinge!«
    »Und Sie sind bestenfalls ein erbärmlicher Tierarzt!«
    »Passt doch!«

7 Gegen Abend kann sich Eminanim etwas aufrichten, hat aber immer noch große Rückenschmerzen.
    Meine Frau hakt sich bei mir ein und wir laufen entlang der romantischen Strandpromenade in Richtung Restaurant. Weniger Romantik und mehr Restaurants wären mir viel lieber gewesen. Mit leerem Bauch habe ich überhaupt keinen Sinn für so was.
    Genauso wie dieses junge deutsche Touristenpaar, das uns direkt entgegenkommt.
    Beide schleppen riesige Rucksäcke durch die Gegend, offenbarhaben sie vor der Reise ihre Wohnung gekündigt und alles mitgenommen.
    Der blonde Mann, der ganz schön fertig aussieht, sagt zu seiner Partnerin:
    »Das reicht mir jetzt! Ich werde die beiden Eingeborenen dort fragen.«
    »Eminanim, ich bin sehr gespannt, was wir als Eingeborene gleich gefragt werden! Ob wir in Anatolien das Feuer und das Rad schon erfunden haben vielleicht?«
    Dann setzt der Rucksacktourist einen höchst sympathischen Gesichtsausdruck, oder was er dafür hält, auf, hebt beide Hände hoch, was wohl ein ›Dach über dem Kopf‹ bedeuten soll und ruft auf Türkisch – oder was er dafür hält:
    Akşam iyi, Arkadaş, sen ucuz Hotel?«, was man simultan als ›Abend gut, Freund, du billig Hotel?‹ übersetzen kann.
    Höflich, wie ich bin, antworte ich in meinem besten Tarzan-Türkisch:
    »Abend gut, Freund, ich nix billig Hotel.«
    »Scheiße, er versteht mich nicht«, sagt der junge Mann zu seiner Freundin. Dann macht er mit den Händen ein noch hübscheres Dach über dem Kopf und stammelt:
    »Arkadas, biliyor sen Hotelsin?«, was auf Deutsch ungefähr heißt: ›Freund, weißt du, dass du ein Hotel bist?‹
    »Freund, warum bestehst du denn unbedingt darauf, dass ich ein Hotel sein soll, sehe ich denn etwa so aus? Also ich muss zugeben, bisher hat das noch niemand von mir behauptet«, antworte ich auf Türkisch auf seine schon ein bisschen ungewöhnliche Frage.
    »Osman, was soll der Quatsch? Ärgere den armen Mann doch nicht so! Siehst du nicht, wie kaputt er ist? Zeig ihm doch schon irgendein Hotel«, schimpft meine Frau.
    »Meine Frau meint, ich nix Hotel und auch nie gewesen«, sage ich auf Türkisch.
    »Ilona, ich glaube, die beiden sind gar keine Türken«, gibt der Mann verzweifelt auf.
    »Und ich glaube, Philipp, du hast diesen dämlichen Kurs ›Türkisch für Anfänger‹ bei der Volkshochschule Bottrop umsonst besucht«, macht sich Ilona über Philipp lustig.
    »Vielleicht sind die ja auch nur ausländische Touristen wie wir. Ich versuch es mal auf Spanisch«, ruft Philipp mit neuem Elan, faltet wieder die Hände über dem Kopf und fragt erwartungsvoll:
    »Ombre, hotel por favor?«
    »Ich Osman, Bruder, ich nicht Ombre! Und ein Hotel Porfavor kenne ich auch nicht«, sage ich wahrheitsgemäß, wie von meiner Frau strengstens befohlen.
    »Der Mann sagt, sein Bruder heißt Osman«, übersetzt Philipp den Satz seiner Ilona.
    Entweder er hat den Kurs sehr oft geschwänzt oder die Türkischkurse bei der Volkshochschule in Bottrop kann man in der Wasserpfeife rauchen. Und die Spanischkurse genauso!
    »Schön für ihn, was bringt uns das? Oder hat sein Bruder Osman etwa ein Hotel?«, fragt Ilona genervt.
    »Osman, nun hör doch endlich auf, die beiden zu ärgern! Der arme Mann gibt sich solche Mühe, unsere Sprache zu
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