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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal
Autoren: Allan Folsom
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Stimme auf seinem Anrufbeantworter.
    Sie erklang wieder und wieder in seinem Kopf, als laufe darin ein Tonband mit Endlosschleife. Ängstlich, verzweifelt und jetzt verstummt.
    Harry, ich bin’s, dein Bruder Danny…
    Harry schüttelte dankend den Kopf, als die attraktive Stewardeß ihm lächelnd Kaffee nachschenken wollte, lehnte sich in seinen Lu-xussessel in der ersten Klasse zurück, schloß die Augen und rief sich erneut ins Gedächtnis zurück, was seither passiert war.
    Auf seinem Flug nach New York hatte er noch zweimal versucht, Danny anzurufen, dann nochmals, als er im Hotel angekommen war.
    Zunehmend besorgt, hatte er schließlich den Vatikan direkt angerufen, weil er hoffte, Danny werde dort an seinem Arbeitsplatz sein.
    Nachdem er von einer Abteilung zur anderen weiterverbunden worden war und mit Leuten geredet hatte, die gebrochenes Englisch, nur Italienisch oder eine Mischung aus Englisch und Italienisch sprachen, hatte er die Auskunft erhalten, Pater Daniel sei »bis Montag nicht da.«
    Für Harry bedeutete das, daß sein Bruder übers Wochenende weggefahren sein mußte. Unabhängig von seinem augenblicklichen Geisteszustand war das ein legitimer Grund dafür, daß Danny sich nicht am Telefon meldete. Harry hinterließ auf seinem Anrufbeantworter 18
    daheim in Kalifornien die Telefonnummer seines New Yorker Hotels, damit Danny ihn dort erreichen konnte, falls er wie versprochen bald wieder anrief.
    Und dann stürzte Harry sich mit gewisser Erleichterung in die Angelegenheit, derentwegen er nach New York gekommen war: eine letzte Besprechung mit den Verleih- und Vertriebschefs von Warner Brothers wegen des für den 4. Juli vorgesehenen Starts von Dog on the Moon, Warners Hauptfilm für diesen Sommer. Der Film erzählte die Geschichte eines bei einem NASA-Experiment versehentlich auf dem Mond zurückgelassenen Hundes und eines Little-League-Baseballteams, das davon erfährt und eine Möglichkeit findet, den Hund zurückzuholen. Drehbuchautor und Regisseur des neuen Films war Harrys vierundzwanzigjähriger Mandant Jesus Arroyo.
    Harry Addison, ledig und attraktiv genug, um ein Filmstar sein zu können, war nicht nur einer der begehrtesten Junggesellen der Unterhaltungsbranche, sondern auch einer ihrer erfolgreichsten Rechtsanwälte. Seine Anwaltsfirma vertrat die Creme der millionenschweren Hollywoodtalente. Seine eigenen Mandanten hatten Hauptrollen in einigen der ertragreichsten Filme und Fernsehserien der letzten fünf Jahre gespielt oder sie entscheidend gestaltet. Seine Freunde kannte ganz Amerika von den Titelseiten nationaler Nachrichtenmagazine.
    Wie das täglich erscheinende Hollywooder Fachblatt Variety vor kurzem geschrieben hatte, verdankte Harry seinen Erfolg »einer Kombination aus Intelligenz, harter Arbeit und einer Haltung, die sich auffällig von den verbissen konkurrierenden jungen Krieger-agenten und -anwälten unterscheidet, für die der ›Deal‹ alles ist und deren Einstellung sich mit ›Gefangene werden nicht gemacht‹ beschreiben läßt. Mit seinem Ivy-League-Haarschnitt und in dem für ihn typischen weißen Hemd zu einem dunkelblauen Armani-Anzug vertritt Harry Addison die Ansicht, daß es für jeden am besten ist, wenn alle möglichst wenig bluten müssen. Deshalb klappen seine Deals, lieben ihn seine Mandanten und achten ihn die Film- und Fernsehgesellschaften, so daß er eine Million Dollar im Jahr verdient.«
    Aber was bedeutete das jetzt noch? Der Tod seines Bruders über-schattete alles. Harry konnte nur noch daran denken, was er vielleicht 19
    hätte tun sollen, um ihm zu helfen. Die US-Botschaft in Rom oder die römische Polizei anrufen, damit sie jemanden zu ihm schickte?
    Er wußte nicht mal, wo Danny wohnte. Darum hatte er Byron Willis, seinen Boß, Mentor und besten Freund, anrufen wollen, sobald er Dannys Anruf erhalten hatte. »Wen kennen wir in Rom, der da helfen kann?« hatte er ihn fragen wollen. Aber Byron war nicht zu erreichen gewesen. Könnte Danny noch leben, wenn sie jemanden in Rom gefunden hätten? Vermutlich nicht, weil dieser Versuch zu spät gekommen wäre.
    Wie hatte er im Lauf der Jahre versucht, Verbindung mit Danny zu halten? Mit förmlichen Weihnachts- und Geburtstagskarten, die sie nach dem Tod ihrer Mutter einige Zeit lang ausgetauscht hatten.
    Dann ein Fest übersehen, dann noch eines. Schließlich gar keine Karten mehr. Und Harry, der mit seinem Leben und seiner Karriere beschäftigt war, hatte nichts mehr unternommen und sich mit diesem
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