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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal
Autoren: Allan Folsom
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    der oder entspannten sich. Die nächsten waren ein halbes Dutzend Sitzreihen entfernt.
    »Ja.«
    »Hab’ ich mir gedacht.« Der Mann grinste breit. Er wirkte freundlich, sogar jovial. »Mein Name ist Livermore. Ich bin Engländer, falls Sie’s nicht gemerkt haben sollten. Darf ich mich zu Ihnen setzen?« Ohne die Antwort abzuwarten, glitt er auf den Sitz neben Pater Daniel.
    »Ich bin Bauingenieur. Auf Urlaub hier. Vierzehn Tage in Italien.
    Nächstes Jahr sind die Staaten dran. Bin noch nie drüben gewesen.
    Also frage ich alle Yankees, die ich sehe, was man sich drüben ansehen sollte.« Er war redselig, sogar ein bißchen aufdringlich, aber dabei nicht unfreundlich. Es schien einfach seine Art zu sein. »Darf ich fragen, aus welcher Gegend Sie stammen?«
    »Maine.« Irgendwas stimmte hier nicht, aber Pater Daniel hatte keinen bestimmten Verdacht.
    »Auf der Karte wäre das ein Stück oberhalb von New York, ja?«
    »Ein ziemliches Stück.« Pater Daniel sah nochmals nach vorn. Bei den Fahrgästen keine Änderung: Alle waren mit sich selbst beschäftigt, keiner drehte sich nach ihnen um. Als er wieder zu Livermore hinübersah, ertappte er den dabei, wie er sich für den Notausstieg in der Sitzreihe vor ihnen interessierte.
    »Sie leben in Rom?« Livermore lächelte freundlich.
    Warum hatte der Mann sich den Notausstieg angesehen? Was wollte er? »Sie haben gefragt, ob ich Amerikaner bin. Wie kommen Sie darauf, daß ich in Rom leben könnte?«
    »Ich bin ein paarmal dort gewesen. Sie sind mir irgendwie bekannt vorgekommen, das ist alles.« Livermores rechte Hand lag in seinem Schoß, seine linke war außer Sicht. »Was machen Sie beruflich?«
    Das Gespräch sollte harmlos sein, aber das war es durchaus nicht.
    »Ich bin Schriftsteller…«
    »Was schreiben Sie?«
    »Für amerikanische Fernsehsender…«
    »Nein, das tun Sie nicht.« Livermores Benehmen veränderte sich schlagartig. Sein Blick wurde scharf, und er lehnte sich gegen Pater Daniel. »Sie sind Geistlicher.«

    16
    »Was?«
    »Sie sind Geistlicher, habe ich gesagt. Sie arbeiten im Vatikan. Ihr Chef ist Kardinal Marsciano.«
    Pater Daniel starrte ihn an. »Wer sind Sie?«
    Livermore hob die linke Hand. In ihr hielt er eine kleine Pistole mit aufgesetztem Schalldämpfer. »Ihr Terminator.«
    In diesem Augenblick sprang eine unter dem Bus angebrachte Digi-talschaltuhr auf 00:00 Uhr zurück. Sekundenbruchteile später gab es eine schmetternde Detonation. Fenster wurden nach außen gedrückt, Bussitze und menschliche Körper flogen durch die Luft. Der Bus schleuderte nach rechts und rammte einen weißen Ford gegen die Leitplanke. Von dort prallte er wieder ab und raste als heulender, schleudernder, zwanzig Tonnen schwerer Feuerball aus brennendem Stahl und Gummi quer über die anderen Fahrbahnen. Er erfaßte einen silbergrauen Lancia und schob ihn vor sich her durch die Mittel-leitplanke, genau vor einen entgegenkommenden Tanklastzug. Der Tankzugfahrer reagierte blitzschnell: Er bremste mit aller Kraft und riß sein Lenkrad herum. Mit blockierenden Rädern und kreischenden Reifen stellte das schwere Fahrzeug sich fast quer, ließ den Lancia wie eine Billardkugel von dem Bus abprallen und rammte den brennenden Bus von der Autostrada und einen Steilhang hinunter. Der Bus hielt sich noch eine Sekunde lang auf zwei Rädern gekippt, dann überschlug er sich und verstreute seine Fahrgäste, viele von ihnen verstümmelt und in Flammen, in der Sommerlandschaft. Fünfzig Meter tiefer kam er zum Stillstand und entzündete das trockene Gras um sich herum mit lautem Knistern.
    Sekunden später explodierte der Treibstofftank und ließ Flammen und Rauch in einer röhrenden Feuersäule aufsteigen, die weiterwüte-te, bis zuletzt nichts mehr übrig war als ein verkohltes, ausgebranntes Wrack, aus dem unbedeutende kleine Rauchfäden aufstiegen.

    17
    3
    Delta Airlines Flug 148 New York-Rom.
    Montag, 6. Juli, 7.30 Uhr
    Danny war tot, und Harry war nach Rom unterwegs, um den Leichnam seines Bruders zur Beisetzung nach Amerika zurückzubringen.
    Die letzte Stunde des Flugs war wie ein Traum gewesen. Harry hatte beobachtet, wie die Morgensonne die Alpengipfel vergoldete. Er hatte sie auf dem Weg des Tyrrhenischen Meers glitzern gesehen, als ihre Maschine in weitem Bogen tiefergegangen war, um den römischen Flughafen Leonardo da Vinci in Fiumicino über italienische Felder hinweg anzufliegen.
    Harry, ich bin’s, dein Bruder Danny…
    Er hörte immer nur Dannys
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