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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal
Autoren: Allan Folsom
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entlassen und erhielt eine Stellung und eine kleine Wohnung im toskanischen Montepulciano als Aufseher eines Olivenhains, der Elena Vosos Familie gehört.
    Mitte September gab Marcello Taglia, der Chefermittler der Gruppo Cardinale, als Ermittlungsergebnis bekannt, der inzwischen umge-kommene Terrorist Thomas José Alvarez-Rios Kind habe Rosario Palma, den Kardinalvikar von Rom, erschossen und das Attentat als Einzeltäter ohne Mitwirkung anderer Organisationen oder ausländischer Regierungen verübt. Nach dieser Bekanntgabe schloß die italienische Regierung die Ermittlungsakten und löste die Gruppo Cardinale auf.
    Der Vatikan hüllte sich weiter in Schweigen.
    Am 1. Oktober, genau zwei Wochen nach Taglias offizieller Bekanntgabe, machte Jakow Farel, der Chef der Vatikanpolizei, erstmals seit fünf Jahren wieder Urlaub. Bei dem Versuch, die italienisch-österreichische Grenze mit seinem Privatwagen zu überqueren, wurde er festgenommen und als Mittäter bei der Ermordung des rö-
    mischen Kriminalbeamten Gianni Pio in Untersuchungshaft eingeliefert.

    540
    Und dann war da noch etwas…
    Los Angeles.
    5. August
    Inmitten hektischer Arbeitsüberlastung nach seiner Rückkehr – auch wegen der Verhandlungen für einen Nachfolgefilm von Dog on the Moon – und unzähligen langen Telefongesprächen mit Elena, die sich in Italien auf ihre Übersiedlung nach Los Angeles vorbereitete, machte Harry die Erinnerung an ein Gespräch, das er auf der Rückfahrt aus Maine nach Boston mit Danny geführt hatte, zunehmend Sorgen.
    Es hatte damit begonnen, daß Harry über unbeantwortete Fragen nachgedacht hatte. Angesichts seines wieder guten Verhältnisses zu seinem Bruder und der Abenteuer, die sie gemeinsam durchlebt hatten, und wegen der Geheimnisse, die sie beide bewahrten, hielt er es für völlig natürlich, Danny zu bitten, einige Unklarheiten zu beseitigen.
    Harry: Du hast mich am Freitag morgen sehr früh aus Rom angerufen und auf meinem Anrufbeantworter die Nachricht hinterlassen, daß du Angst hast und nicht weißt, was du tun sollst. »Gott steh mir bei!« hast du gesagt.
    Danny: Richtig.
    Harry: Ich vermute, daß du eben Kardinal Marscianos Beichte gehört hattest.
    Danny: Ja.
    Harry: Was wäre passiert, wenn ich dagewesen wäre und mich am Telefon gemeldet hätte? Hättest du mir dann von der Beichte erzählt?
    Danny: Ich bin völlig durcheinander gewesen. Ich weiß nicht, was ich dir erzählt hätte. Vielleicht, daß ich eine Beichte ge-hört hatte. Bestimmt nichts über ihren Inhalt.
    Harry: Aber du hast mich nicht erreicht, also bist du nach Assisi gefahren. Warum gerade nach Assisi? Dort ist nach dem Erdbeben kaum noch eine Kirche benutzbar gewesen.

    541
    An dieser Stelle, so erinnerte Harry sich, waren Danny seine Fragen sichtlich unbehaglich geworden.
    Danny: Das hat keine Rolle gespielt. Ich bin schrecklich durcheinander gewesen, der Bus hat dagestanden, und in Assisi habe ich schon oft Trost gefunden. Worauf willst du hinaus?
    Harry: Daß du vielleicht nicht hingefahren bist, um Trost zu finden, sondern vielleicht einen anderen Grund für die Fahrt dorthin gehabt hast.
    Danny: Welchen denn?
    Harry: Um dich mit jemandem zu treffen.
    Danny: Mit wem?
    Harry: Eaton.
    Danny: Eaton? Warum sollte ich bis nach Assisi fahren, um mich mit Eaton zu treffen?
    Harry: Das möchte ich von dir hören.
    Danny: Du täuschst dich, Harry. So einfach ist die Sache.
    Harry: Eaton hat sich größte Mühe gegeben, dich zu erreichen, Danny. Daß er mir falsche Papiere besorgt hat, ist sehr riskant für ihn gewesen. Wäre er dabei erwischt worden, hätte er große Schwierigkeiten bekommen.
    Danny: Das ist sein Beruf gewesen.
    Harry: Er ist bei dem Versuch, dich zu finden, umgekommen.
    Vielleicht sogar bei dem Versuch, dich zu beschützen.
    Danny: Das ist sein Beruf gewesen.
    Harry: Was wäre, wenn ich behaupten würde, du seist in all diesen Jahren nicht nach Assisi gefahren, um Trost zu finden, sondern um Informationen zu liefern… an Eaton?
    Danny, ungläubig grinsend: Willst du etwa behaupten, ich sei der Mann der CIA im Vatikan gewesen?
    Harry: Bist du’s gewesen?
    Danny: Willst du’s wirklich wissen?
    Harry: Ja.
    Danny: Nein. Sonst noch Fragen?
    Harry: Nein.

    542
    Aber damit war die Sache noch nicht erledigt, und Harry mußte sich irgendwie Gewißheit verschaffen. Er schloß seine Bürotür, griff nach dem Telefon und rief einen Freund bei der Time in New York an.
    Zehn Minuten später sprach er mit dem CIA-Experten des
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