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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal
Autoren: Allan Folsom
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Zustand abgefunden. Feindliche Brüder, zwischen denen Welten lagen, immer liegen würden. Vielleicht hatte jeder von ihnen sich in ruhigen Augenblicken gefragt, ob er nicht die Initiative ergreifen und eine Möglichkeit finden sollte, sie wieder zusammenzuführen. Aber keiner von ihnen hatte es getan.
    Und am Samstag abend, als er bei Warner Brothers in New York den triumphalen Start ihres Kassenschlagers Dog on the Moon mit-gefeiert hatte – neunzehn Millionen Dollar in den Kinokassen, was auf das Wochenende hochgerechnet achtunddreißig bis zweiundvier-zig Millionen Dollar ergab –, hatte Byron Willis aus Los Angeles angerufen. Die katholische Erzdiözese hatte versucht, Harry zu erreichen, wollte aber keine Nachricht für ihn im Hotel hinterlassen. Über sein Büro war sie dann auf Willis gestoßen, und Byron hatte es übernommen, Harry anzurufen. Danny sei tot, hatte er ruhig gesagt. Auf der Fahrt nach Assisi bei einem anscheinend von Terroristen verübten Bombenanschlag auf einen Touristenbus umgekommen.
    In dem dadurch ausgelösten Gefühlsaufruhr war Harry nicht wie vorgesehen nach L. A. zurückgeflogen, sondern hatte für Sonntag abend einen Flug nach Italien gebucht. Er würde hinfliegen und Danny selbst heimbringen. Das war der letzte und einzige Dienst, den er ihm noch erweisen konnte.

    20
    Am Sonntag morgen hatte Harry dann das Außenministerium in Washington angerufen und darum gebeten, die US-Botschaft in Rom solle ihm die Möglichkeit zu einem Gespräch mit den mit dem Bombenanschlag befaßten Ermittlern verschaffen. Danny war ängstlich und verzweifelt gewesen; vielleicht konnten seine Äußerungen etwas Licht auf die Ereignisse werfen oder sogar auf die Spur der Täter führen.
    Unter sich hörte Harry nun das mahlende Geräusch, mit dem das Fahrwerk ausgefahren wurde. Als er wieder nach draußen sah, war die Landebahn schon in Sicht, und die italienische Landschaft flitzte an ihm vorbei. Weite Felder, Wassergräben, noch mehr weite Felder.
    Dann ein Rumpeln, und sie waren gelandet. Die Maschine wurde langsamer, bog von der Landebahn ab und rollte zu den langen, niedrigen, in der Sonne liegenden Gebäuden des Flughafens Leonardo da Vinci zurück. Die uniformierte Beamtin an der Paßkontrolle bat ihn, einen Augenblick zu warten, und nahm den Telefonhörer ab. Während er wartete, sah Harry sein Spiegelbild in der Glasscheibe. Auch heute trug er, wie in Variety beschrieben, einen dunkelblauen Armani-Anzug mit weißem Hemd. In seinem Koffer hatte er noch einen Anzug mit Hemd, einen leichten Pullover, ein Polohemd, Jeans, einen Jogginganzug und Laufschuhe. Es war das Gepäck, mit dem er nach New York gereist war.
    Die Beamtin legte auf und sah Harry an. Im nächsten Augenblick tauchten zwei Polizeibeamte auf. Einer von ihnen trat an den Schalter und blätterte in Harrys Reisepaß; dann sah er zu Harry hinüber und winkte ihn zu sich.
    »Kommen Sie bitte mit?«
    »Selbstverständlich.«
    Als sie sich in Bewegung setzten, fiel Harry auf, daß der erste Polizeibeamte seine Uzi etwas nach vorn nahm und mit der rechten Hand ihren Griff umfaßte. Schon nach wenigen Metern schlossen sich ihnen zwei weitere Polizeibeamte an, um Harry durch das Terminal zu eskortieren. Andere Flugreisende machten ihnen hastig Platz und blieben dann stehen, um sich neugierig nach der kleinen Gruppe umzusehen.

    21
    Auf der anderen Seite des Terminals machten sie vor einer Sicher-heitstür halt. Einer der Polizeibeamten gab auf dem verchromten Tastenfeld im Türrahmen einen Zahlencode ein, ein Summer ertönte, und der Beamte drückte die Tür auf. Sie gingen eine Treppe hinauf und betraten einen fensterlosen Raum, in dem zwei Männer in Anzü-
    gen auf sie warteten. Harrys Paß wurde einem der Männer übergeben; dann gingen die Uniformierten und schlossen die Tür hinter sich.
    »Sie sind Harry Addison?«
    »Ja.«
    »Der Bruder des Vatikanpriesters Pater Daniel Addison?«
    Harry nickte. »Danke, daß Sie mich abgeholt haben.«
    Der Mann, der seinen Reisepaß in der Hand hielt, war Mitte Vierzig, groß, braungebrannt und wirkte sehr fit. Sein Englisch war akzentgefärbt, aber gut verständlich. Der zweite Mann war etwas älter, fast ebenso groß, aber schlanker und bereits graumeliert.
    »Ich bin Ispettore Capo Otello Roscani, Polizia di Stato. Das hier ist Ispettore Capo Pio.«
    »Freut mich, Sie kennenzulernen.«
    »Warum sind Sie nach Italien gekommen, Mr. Addison?«
    Diese Frage verblüffte Harry. Sie wußten, weshalb er
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