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Des Drachens grauer Atem

Des Drachens grauer Atem

Titel: Des Drachens grauer Atem
Autoren: Harry Thürk
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gar nicht. Was ich überhaupt tun kann, werde ich erst in New York tun. Zumindest will ich es versuchen. Geholfen haben sich die Leute in Muong Nan bis jetzt allein. Es wird zu meinen unauslöschlichen Erinnerungen gehören, was sie da taten, weil es mir eindringlich vor Augen geführt hat, wie beschränkt die Möglichkeiten sind, von außen in den Prozess der Entwicklung einzugreifen."
    „Man wird der Bergbevölkerung in Zukunft weiter helfen müssen", meinte Blake. „Wie es scheint, bestehen jetzt bessere Voraussetzungen dafür."
    Wilkers wollte wissen2 was Blake über die politische Entwicklung im Lande dachte, aber er bekam nur eine sehr zurückhaltende Antwort.
    „Wir haben eine zivile Regierung, und die Militärs wurden in ihre Schranken gewiesen", stellte Blake fest, „soweit kann man von einem echten Fortschritt sprechen. Aber die alten Gefahren sind nicht etwa völlig beseitigt. Es gibt andere Generäle genug, die nur darauf warten, an die Macht zu gelangen. Alles wird davon abhängen, wie sich das entwickelt, was wir Demokratie nennen. Das wird eine viel schwierigere Aufgabe sein, als es die Vertreibung Kittikachorus war. Von ihrer Lösung hängt letztlich ab, ob wir im Laufe der Zeit weitere Fortschritte machen werden oder einen Rückschlag erleiden, der uns wieder in die alten Verhältnisse versetzt."
    „Sie sind besorgt, dass das geschehen könnte?"
    „Das bin ich. Es hätte keinen Zweck, das zu leugnen. Ebenso wie ich besorgt bin, dass man alles, was Sie in New York zur Sprache bringen könnten, in einem großen Aktenschrank verschwinden lässt, so dass Ihre Reise nichts weiter an den Tag bringt als ein paar Gerüchte, über deren Quellen man schweigt."
    Wilkers lächelte verschmitzt. „Sie dürfen nicht denken, dass ich Illusionen habe, Mister Blake. Natürlich wird man das versuchen. Schon weil sich niemand gern mit der CIA anlegt. Aber - ich kenne die Szene in New York auch einigermaßen. Und ich weiß, dass man dort immer noch ein paar Journalisten findet, die solches Material, wie ich es mitbringe, auf jeden Fall verwerten werden."
    „Ich wünsche Ihnen, dass Sie wenigstens das erreichen." Blake lachte. „Ganz gewiss wird man von Ihnen Verständnis verlangen, dass man eine Institution wie den zentralen Geheimdienst nicht so einfach in der Öffentlichkeit belasten kann. Für den Fall, dass Ihnen dieses Verständnis fehlt, wird man Leute finden, die Sie als einen zu Übertreibungen neigenden, etwas schrulligen, ohnehin mit Sympathien für den Kommunismus ausgestatteten Wirrkopf charakterisieren. Es wird an Ihrer Findigkeit liegen, was Sie aus dem machen können, was Sie hier zusammengetragen haben."
    Wilkers stand auf. Er blickte zurück. Die Küste war nur noch ein schmaler Streifen am Horizont. Vor ihnen lag das Meer, leicht gewellt, ein von der tief stehenden Sonne rötlich gefärbter Spiegel, der in die Unendlichkeit zu reichen schien. „Sie können sicher sein", sagte er, „dass ich nicht so leicht zu entmutigen bin. Als ich hierher kam, war ich voller Zweifel, und ich wusste gar nichts. Wenn ich in New York bin, werden die Leute merken, dass ich recht starrsinnig sein kann. Ich werde keine Ruhe geben, bis man öffentlich über das spricht, was ich mit eigenen Augen gesehen habe. Überdies verdanke ich den Leuten in Muong Nan zu vieles, als dass ich mir so einfach den Mund verbieten ließe!"
    Blake erhob sich ebenfalls. An seinem Gesichtsausdruck war nicht zu erkennen, ob er Wilkers Zuversicht teilte oder nicht. Während er mit dem Professor langsam zum Ruder schlenderte, wo seine Frau stand, dachte er, sie werden dich ganz gewiss erst einmal für einen boshaften Verleumder der Vereinigten Staaten erklären. Dann werden sie alles, was du ihnen vorlegst, zu bagatellisieren versuchen. Zuletzt werden sie dir versprechen, sofort auf dem internen Dienstwege Abhilfe zu schaffen, eine Untersuchung zu führen, Schuldige zu bestrafen. Falls es eine Zeitung wagen sollte, dein Material zu veröffentlichen, wird die Regierung bestenfalls ein Dementi liefern. Und bei nächster Gelegenheit wird man veranlassen, dass ein so unbequemer Mann keine Untersuchungen im Auftrage einer internationalen Organisation mehr führt. Du kehrst aus dem einen Dschungel der verdeckten Geheimdienstoperationen in den anderen zurück. Das alles ahnst du vielleicht, aber du weißt nicht, wie geschickt die Agentur verfährt, wenn es darum geht, sich aus solchen Affären zu ziehen.
    Das alles sagte er nicht, er ließ sich
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