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Des Drachens grauer Atem

Des Drachens grauer Atem

Titel: Des Drachens grauer Atem
Autoren: Harry Thürk
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Hotelauffahrt in den Verkehr. Wenig später war er Sinhkats Blicken entschwunden; da machte der sich auf, seine Einkäufe zu erledigen.
    Tracy Blake parkte seinen Wagen wie immer in der Garage des Jachtclubs und begab sich zu seinem Boot. Wenn seine Zeitrechnung stimmte, musste Vanna in ein oder zwei Stunden mit dem Professor eintreffen. Von seiner Jacht aus sah er, wie ein schwerer Buick vor dem Anlegesteg hielt. Warren stieg aus und ging auf das Boot der CIA. Blake überprüfte sorgfältig den Motor seiner Jacht, vergewisserte sich, dass die Tanks gefüllt waren und ob die Sicherungsanlagen, die er an verschiedenen Stellen angebracht hatte, nicht darauf hinwiesen, dass sich ein Fremder an Bord bewegt hatte. Dann machte er sich auf den Weg. Er schlenderte, eine seiner schwarzen Zigarren rauchend, den Anlegesteg zurück, zum Land hinüber. Er beobachtete, dass Warren sich anschickte, ebenfalls sein Boot zu verlassen und ihm auf den Steg entgegenzukommen. Blake wich der Begegnung nicht aus. Er lächelte verschmitzt, als Warren vor ihm stehen blieb und mürrisch grüßte.
    Genussvoll am Rauch seiner Zigarre schnuppernd, sagte Blake: „Auf die Gefahr hin, dass Sie mir empfehlen, mich zum Teufel zu scheren, möchte ich Ihnen einen Rat geben. Sparen Sie sich die Mühe, diesen für Sie unbequemen Professor auszuschalten, Sie schaffen das nicht mehr. Setzen Sie sich lieber in eine ruhige Ecke und überlegen, was Sie antworten werden, wenn er in New York auspackt!"
    Warren versuchte ein zynisches Lächeln. „Er wird nicht auspacken. Vergessen Sie nicht, dass wir in den Vereinigten Staaten immer noch eine Menge mehr Möglichkeiten haben als hier!"
    Blake meinte nur: „Sie müssen es wissen. Aber ich würde mich an Ihrer Stelle nicht darauf verlassen, dass er schweigt. Er wird dem Beispiel anderer Leute folgen, die über Ihre Agentur gesprochen haben. Und er hat Zeugen."
    Warren war weit weniger selbstsicher, als er sich gab. Sloane hatte ihm den letzten Fehlschlag gemeldet, und damit waren vorerst die Möglichkeiten erschöpft, diesen Drogenschnüffler hierzulande zu beseitigen. In den Staaten war das kaum noch zu erledigen, vor allem würde Langley dafür keine Zustimmung geben. Man war vorsichtiger geworden, nachdem es über die verdeckten Aktionen der Agentur unangenehme Veröffentlichungen gab, so dass öffentliche Skandale daraus entstanden waren. Obendrein war dieser Schnüffler Schweizer Staatsbürger und bei einer internationalen Organisation akkreditiert. Was Chao und Sloane in den Bergen verpatzt hatten, war in den Vereinigten Staaten nicht mehr nachzuholen. Insofern hatte Blake recht. Und zweifellos hatte er einen nicht zu unterschätzenden Anteil daran, dass Wilkers mit heiler Haut davonkam. Warum, verdammt, stand dieser Mann mit seinen präzisen Kenntnissen der Möglichkeiten, aber auch der Grenzen der Agentur auf der Gegenseite? Immer wieder hatte Warren den Gedanken erwogen, dass es doch auf irgendeine Weise gelingen müsste, sich mit Blake zu einigen. Er beschloss auch jetzt, angesichts der Gefahr, die durch Wilkers heraufbeschworen werden konnte, es noch einmal zu versuchen.
    Als er sich an Blake wandte, klang seine Stimme gedämpft, sie hörte sich verbindlich an, wie wenn ein Geschäftsmann mit einem anderen über ein Vorhaben von beiderseitigem Vorteil verhandeln wollte. „Mein lieber Blake", sagte er, „ich kann mich, nicht mit dem Gedanken befreunden, dass es unmöglich sein soll, mit Ihnen zu einer vernünftigen Einigung zu kommen. Warum setzen wir uns nicht einmal in aller Ruhe zusammen und beraten, wie wir uns gegenseitig von Nutzen sein können, statt uns zu befehden?"
    Blake lächelte. Dieser Warren lebt immer noch mit den alten Vorstellungen, er kann sich nicht daran gewöhnen, dass sie nicht mehr mit der Realität übereinstimmen. Doch das ist eigentlich nicht verwunderlich, es charakterisiert vielmehr die Denkweise der Geheimdienstleute aus den Vereinigten Staaten. Ihre Einbildung, eine unangreifbare, mit allen Machtmitteln ausgestattete und keiner Kontrolle unterliegende Elite zu sein, gegen deren Entscheidung es keinen Widerspruch gibt. Selbst der eigene Staatsapparat ist für sie nur so etwas wie ein notwendiges Übel. Geheimdienstmentalität, ausgeufert in einer Weise, dass man in der übrigen Welt bereits zu Recht davon spricht, die CIA sei die heimliche Regierung der Vereinigten Staaten.
    „Wissen Sie, ich halte nichts davon, mich mit Ihnen zu einigen. Es gibt wohl keinen
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