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Des Drachens grauer Atem

Des Drachens grauer Atem

Titel: Des Drachens grauer Atem
Autoren: Harry Thürk
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wahr?"
    Warren war nicht in der Lage zu antworten. Sinhkat beobachtete Sloane und erkannte die Verwirrung des Amerikaners. Ja, der war bei dem Überfall dabeigewesen, er verriet sich selbst.
    „Nein", sagte Sinhkat. „Der Herr hat nicht erwartet, Sie lebend irgendwo vorzufinden, Professor. Er nahm an, von Ihnen gäbe es nur noch ein Skelett, in einer Schlucht zwischen Muong Nan und Fang."
    Warren fuhr herum. Aber Sinhkat blickte ihn nur freundlich an.
    „Mister Wilkers...", brachte der Amerikaner schließlich heraus, „es freut mich, Sie zu sehen."
    „Wirklich?" Wilkers sah ihn an und dann Sloane. „Die Schüsse haben mein Maultier getötet, Mister Warren. Ich selbst kam davon. Pech für Sie."
    Warren warf Sloane einen wütenden Seitenblick zu, aber der war immer noch wie gelähmt.
    Sinhkat sagte gelassen: „In den Bergen weiß man, für wen die Bande des Captain Chao arbeitet, Mister!"
    Sinhkats Stimme ließ in Warren wieder die alte Wut aufbrechen. Er schnauzte: „Sie wissen einen Dreck, junger Mann. Mischen Sie sich nicht in Sachen, die Sie nichts angehen!"
    Aber Sinhkat wiegte nur den Kopf. „Wenn Sie gestatten, erwähne ich dann eine Sache, die mich etwas angeht, Mister. Hier im Dorf gibt es Leute, die haben beobachtet, wie zwei Ihrer Piloten zehn Säcke mit Rohopium in ihre Maschine geladen haben. Übrigens zehn Säcke, die Sie wohl nicht bekommen haben, weil die Flieger sie auf eigene Rechnung verkauften. Und um das zu verschleiern, nahmen sie in einem elften Sack meinen Pflegevater Bansammu mit. Wir glauben, dass er tot ist. Oder können Sie uns vom Gegenteil überzeugen?"
    Himmel, was ist hier los? dachte Warren verzweifelt. Was steckt hinter dieser Behauptung? Im gleichen Augenblick wurde ihm klar, dass der Mann recht haben konnte. Bansammu war bisher nirgendwo aufgetaucht, das Opium auch nicht. Die beiden Flieger konnte man leider nicht mehr befragen. Er entschied sich, was Sinhkat gesagt hatte zu überhören, und wandte sich an Wilkers: „Professor, ich glaube, da liegt ein Missverständnis vor. Wir sollten uns einmal in Ruhe unterhalten. In Bangkok, schlage ich vor. Nicht vor diesen Halbaffen hier."
    Wilkers verzog leicht die Mundwinkel. Es war genau so, wie man es ihm von Anfang an geschildert hatte. Nichts war erfunden gewesen, nichts übertrieben. Hier stand Mister Air America und wollte das Opium eintreiben!
    „Es tut mir leid", entschuldigte sich Wilkers, „ich habe Sie vorhin unterbrochen, Mister Warren. Sie wollten dem Dorfvorsteher gerade erklären, was Sie machen würden, falls das Geschäft mit dem Opium nicht fortgesetzt würde. Bitte, lassen Sie sich durch meine Anwesenheit nicht stören, und geben Sie es diesen aufsässigen Halbaffen einmal richtig!"
    Von der Piste her kamen die beiden Flieger angeschlendert und blickten sich neugierig um. Einer der Piloten erkundigte sich arglos: „Was ist nun? Laden wir aus oder nicht?"
    Sloane winkte ab, und Warren überlegte fieberhaft, wie er die Situation noch retten könnte. Er war sich nicht ganz klar darüber, ob Wilkers die treibende Kraft hinter der Aufsässigkeit der Dorfbewohner war oder dieser junge Bursche, der sich Doktor der Agrarwissenschaft nannte. Zudem war die Geschichte mit den zehn Säcken Rohopium und dem verschwundenen Alten undurchsichtig. Aber es konnte sehr gut möglich sein, dass sich die beiden Piloten Eigenmächtigkeiten erlaubt hatten. Er entschloss sich, der Reihe nach vorzugehen. Zunächst also Sinhkat. Das war einfach. „Mit Ihnen, Herr Doktor", erklärte Warren mit selbstsicherer Miene, „habe ich nichts weiter zu besprechen. Ich werde mit Lo Wen verhandeln, mit sonst niemandem."
    Sinhkat spürte, wie sehr seine freundliche Ruhe diesen Amerikaner reizte. Deshalb antwortete er auch jetzt nur zurückhaltend: „Oh, bitte, Mister!"
    „Und mit Ihnen", wandte sich Warren an Wilkers, „würde ich mich sehr gern eingehend unterhalten. Ich habe Ihnen einiges zu erklären. Vor allem möchte ich Sie aufmerksam machen, dass Sie hier nicht mehr sehr sicher sind. Ich biete Ihnen an, mit mir nach Bangkok zurückzufliegen. Wir können dann dort alles in Ruhe besprechen, was Ihnen am Herzen liegt."
    Wilkers schüttelte den Kopf und erwiderte mit einem abfälligen Lächeln: „Danke, Mister Warren. Ich möchte nicht ein ähnliches Schicksal wie Bansammu erleiden. Deshalb werde ich nicht mit der Air America fliegen. Machen Sie sich keine Sorgen um mich, ich bin in Muong Nan sehr sicher."
    „Aber Sie müssen doch noch den
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