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Des Drachens grauer Atem

Des Drachens grauer Atem

Titel: Des Drachens grauer Atem
Autoren: Harry Thürk
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die Maschinenpistole bei sich, die er dem toten Nautung abgenommen hatte. Hier in den Bergen, wo so viele Leute mit Waffen herumliefen, auch in Fang, würde niemand daran etwas Besonderes finden.
    Sie nahmen nur ein Tragetier mit, und sie. beobachteten das Territorium, durch das sie zogen, außerordentlich wachsam. Nirgendwo zeigten sich Bewaffnete. Eine Nacht verbrachten sie auf halbem Wege, denn sie marschierten langsamer als Satchanasai, und nachdem sie am folgenden Nachmittag Fang erreicht hatten, mieteten sie sich in dem Rasthaus ein, in dem Wilkers schon einmal übernachtet hatte. Muchathien blieb bei dem Professor, während Sinhkat sich in der Ortschaft umsah, um die Möglichkeiten für die Weiterreise nach Chiengmai zu erkunden. Er hatte Glück, denn er erfuhr an der Posthalterei, dass am nächsten Morgen ein Bus mit australischen Touristen nach Fang kommen würde. Die Touristen würden das Dorf Chai Prakan besuchen, einen der ältesten Siedlungsplätze der Thai, der einmal ein Bollwerk gegen die Einfälle der Khmer gewesen war, und sie würden zu den Schwefelquellen fahren, die nur ein paar Kilometer von Fang entfernt lagen. Sie würden in Fang übernachten und am nächsten Morgen nach Chiengmai zurückreisen. In der Posthalterei gab es sogar eine Liste mit den Namen der Besucher. Der Bus war nicht voll besetzt. Nach einigem Verhandeln gelang es Sinhkat, für sich und Wilkers Plätze zu kaufen.
    Sinhkat einigte sich mit Muchathien, dass dieser in Fang bleiben sollte, bis er selbst zurückkam. Er wollte in Chiengmai Saatgut, Düngemittel und eine Anzahl von Geräten kaufen. Muchathien sollte zwei weitere Tragetiere erwerben, mit denen man die Last von hier aus nach Muong Nan schaffen konnte. Der ehemalige Soldat war über die Aussicht, sich einige Tage in Fang aufhalten zu können, ganz zufrieden. Er wollte die Zeit' nutzen, um sich unter den Mädchen im Ort umzusehn. Vielleicht fand er eine Frau, die bereit war, mit ihm in das entlegene Gebirgsdorf zu ziehen. Sinhkat räumte diesem Plan zwar wenig Chancen ein, denn die Mädchen in Fang hielten die Bergbewohner für zurückgebliebene Leute, aber immerhin sprach nichts gegen einen Versuch.
    Wilkers wies jeden Dank zurück, als er Muchathien den größten Teil des ihm verbliebenen einheimischen Geldes überließ. „Ich war so lange euer Gast, dass ich schon ein sehr schlechtes Gewissen hatte", sagte er. „Also reden wir nicht weiter darüber. Wenn ich das nächste Mal komme, wird es euch schon leichter fallen, einen Gast zu versorgen."
    Muchathien blieb an der Bushaltestelle, bis sich das große, bunt lackierte Fahrzeug in Bewegung setzte. Er winkte Wilkers zu, und ein wenig bedauerte er es, dass dieser freundliche alte Mann, der so lange mit ihnen gelebt hatte, als wäre er einer der ihren, in die ferne Welt der Wolkenkratzer und Asphaltstraßen zurückkehrte. Als der Bus schließlich auf der holprigen Fahrbahn in einer Staubwolke verschwand und mit schnaufendem Motor südwärts rollte, hing der ehemalige Soldat die Maschinenpistole am langen Gurt über den Rücken und machte sich auf den Weg zu einer Schmiede am Rande des Ortes.
    Gestern, als er Ausschau nach Tragetieren gehalten hatte, die vom Besitzer der Schmiede vermittelt wurden, war ihm dort ein Mädchen aufgefallen, das mit den schweren Hämmern und Zangen umging, als handle es sich um Spielzeug. Dabei war sie erstaunlich zart. Muchathien hatte sich nach ihr erkundigt, und man hatte ihm gesagt, dies sei nicht die Tochter des Schmiedes, es sei ein Mädchen aus einem von der Bevölkerung verlassener Bergdorf, dessen Eltern an einer Krankheit gestorben seien. Der Schmied habe ihr lediglich Arbeit gegeben. Muchathien schritt unternehmungslustig aus, in der Tasche seiner alten Armeehose klimperten kleine Münzen, für die man eine Menge nützlicher Dinge erwerben konnte. Beispielsweise ein buntes Mieder für das Mädchen, eines jener von den Meo-Frauen gestickter Meisterwerke, die auf dem Markt angeboten wurden. Ob sie es annimmt, fragte sich der ehemalige Soldat, und wie sie wohl darin aussehen mag?
    Das Rindcome war das beste Hotel von Chiengmai. Vanna Blake bezog ein gut eingerichtetes Appartement, und da der Besitzer die Firma des Mister Blake kannte, wurde dessen Frau mit ausgesuchter Höflichkeit behandelt. Somchai und Charuk, die mit ihr hierher gefahren waren, nächtigten anderswo. Zunächst begaben sie sich auf ausgedehnte Spaziergänge, um herauszufinden, welcher Art die Vorbereitungen des
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