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Des Abends eisige Stille

Des Abends eisige Stille

Titel: Des Abends eisige Stille
Autoren: Susan Hill
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Er fühlte sich ausgelaugt, was aber mehr mit Enttäuschung als mit Überarbeitung zu tun hatte. Man lebt für diesen Schlusspunkt, dachte er – Fall gelöst, eine Anklage, eine Verurteilung. Akte geschlossen. Wenn es sich so lange hinzog oder nie geschah, verstärkte sich die Erschöpfung durch ein schales, an der Moral zehrendes Gefühl des Versagens. So ging es ihm jetzt. Dem gesamten Team ging es so. Sie wussten, dass David Angus tot war, das sagten ihnen sämtliche Sinne und Erfahrungen. Wussten es, aber wussten es nicht. Sie wussten nichts, und das machte sie verrückt.
    Er schloss die Augen. Verrückt. Eine Menge Dinge waren passiert, die ihn verrückt machten. Marthas Tod. David Angus. Dinge in seiner Familie, die ihm zusetzten, die er aber nicht richtig benennen konnte.
    Und Diana.
    Diana machte ihn nicht verrückt, sondern wütend, mit einem verzweifelten Bedürfnis, sich zu verteidigen, seine Bewegungsfreiheit, seine Privatsphäre, sein gesamtes Leben und Sein. Er verabscheute das Gefühl, dass sie ihn beobachtete, in Ecken seines Lebens herumschnüffelte, die er stets vor allen verborgen hatte.
    Vor allem verabscheute er diesen schmierigen Gefühlsbrei, den sie über ihn ausschüttete. Was für ihn eine unbeschwerte, zwanglose Freundschaft gewesen war, hatte sich vollkommen umgekehrt. Er stand auf und ging zum Fenster, zurück zum Sessel, wieder ans Fenster, gereizt und wütend, auf Diana, auf sich selbst.
    Das Telefon klingelte erneut und rettete ihn.
    »Chef …«
    »Was jetzt?«
    »Gerade ist der Anruf von der Dienststelle in West Marcia reingekommen. Ein siebenjähriger Junge wird vermisst. Hat das Haus verlassen, um in die Dorfschule zu gehen, etwa eine Viertelmeile entfernt. Hat sich Süßigkeiten gekauft und wurde danach nicht wieder gesehen. Sie haben vor Ort schon alles unternommen. Nichts. Es ist zwölf Stunden her. Jetzt haben sie uns angerufen.«
    »Wer leitet die Ermittlung?«
    » DS Philipps. Hat nach Ihnen gefragt. Ich hab gesagt, Sie hätten Urlaub.«
     
    Simon sah aus dem Fenster in den dunkler werdenden Himmel.
    Das war die schlimmste aller Nachrichten, und er hatte sich davor gefürchtet. Irgendwo, ein anderes Kind. Ein weiteres Verschwinden. Weitere Qualen. Das musste er sich nicht noch einmal antun. Er hatte Urlaub. Er konnte es ihnen überlassen.
    Ich habe genug, dachte er. Er konnte nicht sagen, ob er einfach eine Pause brauchte oder ob sein Gefühl der Schalheit und Unzufriedenheit tiefer ging. Hatte er wirklich genug?
     
    David Angus’ Gesicht war vor seinem Fenster, schwebte vor dem Himmel, erfüllte seine Gedanken.
    Wer auch immer das tut, wird weitermachen, dachte Simon. Es wird noch eins geben. Und noch eins. Denn Menschen wie diese, Kinderschänder, Kindesentführer, Kindermörder, hören nicht auf. Niemals. Bis wir ihnen das Handwerk legen.
    Er erkannte, dass sonst nichts mehr zählte. Weder seine eigenen Gefühle noch Diana. Selbst die Besorgnis um seine Familie. Nichts zählte, nur das hier. Er hatte keine Zeit für etwas anderes.
    Er griff nach dem Telefon, rief auf dem Revier an und ließ sich die Nummer der Dienststelle von West Marcia geben.
    Nachdem er mit DS Philipps gesprochen hatte, würde er Ernesto anrufen.
    Auch Venedig würde warten müssen.

Dank
    M ein Dank gilt den Mitgliedern der Wiltshire Police Force – dem ehemaligen Chief Constable, Dame Elizabeth Neville QPM , Detective Chief Superintendent Paul Howlett, Leiter des Kriminaldezernats, und Detective Chief Inspector Paul Granger – für ihre vielen Informationen, ihre Hilfe und Ratschläge und ihre Bereitschaft, mir großzügig ihre Zeit zur Verfügung zu stellen und mich in ihrem Präsidium zu empfangen.
    Außerdem danke ich den (anonymen) Mitgliedern von police999.com, die meine vielen Fragen so rasch und freundlich beantwortet haben.
    Über medizinische Fragen habe ich mich mit einer großen Anzahl von Ärzten unterhalten, besonders möchte ich Dr. Ian Reekie danken, der ritterlich genug war, mir entgegen seiner Berufung, Leben zu retten, Ratschläge zu geben, wie man es beenden kann.

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Über Susan Hill
    Susan Hill, geboren 1942 in Yorkshire, ist eine der bekanntesten Autorinnen Englands. Sie hat zahlreiche Romanen, Jugendbücher, Hörspiele und Sachbücher veröffentlicht. Mit der Kriminalserie um Simon Serrailler begeistert sie derzeit eine riesige Fangemeinde. Susan Hill lebt mit ihrer Familie in einem Landhaus in Gloucestershire.

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Über dieses Buch
    Ein Kind ist
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