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Des Abends eisige Stille

Des Abends eisige Stille

Titel: Des Abends eisige Stille
Autoren: Susan Hill
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in ein Cottage auf dem Land zu ziehen. Dann würden sie Kinder bekommen. QED .
    »Was haben Sie vor, Nathan, wo sehen Sie sich in zehn, fünfzehn Jahren?«
    »Tja, als Nächstes will ich den Detective Inspector machen, vermutlich hier oder in Bevham, dann möchte ich in einer der Spezialeinheiten Erfahrungen sammeln … Vielleicht in der Pädophilie-Einheit, dann vielleicht irgendwo in ein Morddezernat. Die Sache ist, Em kann überall arbeiten, wo es ein großes Krankenhaus gibt, die suchen alle Hebammen, und irgendwann werden wir eigene Kinder haben, und sie wird eine Pause einlegen … aber aufgeben wird sie ihren Beruf nicht, sie liebt ihn. Vielleicht ziehen wir nach Norden. Ich hab mich mit Jim Chapman unterhalten. Er meinte, dort würde es für mich sicher freie Stellen geben.«
    Simon trank sein Bier aus. Was weiß ich denn schon? Wie viel habe ich je über Menschen gewusst, mit denen ich zusammenarbeite, selbst so eng wie mit Nathan? Wie viel habe ich sie gefragt? Er fühlte sich in seine Schranken gewiesen.
    »Ich hole Ihnen noch eins.«
    »Nein danke, Chef, Em ist da, und ich wollte sowieso nur ein halbes. Trink vielleicht später noch ein Pint.«
    Die nette, mollige, blühend aussehende Emma Coates kam auf sie zu. Emma, die dabei gewesen war, als Nathan die Tür aufgebrochen hatte und die sterbende Freya fand, während ihr Mörder durch den dunklen Garten entkam. Sie hatten das alles durchgestanden. Sie verdienten ihre Ambitionen.
    »Hallo, Chief Inspector, kommen Sie mit uns?«
    Simon stand auf. »Himmel, nein. Hab nur Nathan davon abgehalten, Dummheiten zu machen, bis Sie eintrafen.«
    »Danke.«
    »Wäre aber nett, wenn Sie mitkämen, Chef, ehrlich, wir würden uns freuen.«
    »Nein, würden Sie nicht. Außerdem hab ich versprochen, bei meiner Mutter vorbeizuschauen.«
    »Ach so. Na, davor sollten Sie sich lieber nicht drücken.«
    »Allerdings.«
     
    Er ging über die Straße zu seinem Auto. Amseln trällerten lautstark in den Gärten. Es war immer noch nicht dunkel.
    Einen Augenblick lang blieb er im Auto sitzen. Er sollte zum Bauernhaus fahren. Das würde er am liebsten machen – einfach auftauchen, wie er es stets getan hatte, sich mit ihnen zum Abendessen setzen, im Gästezimmer übernachten, nachdem sie eine oder zwei Flaschen Wein getrunken hatten, mit den Kindern herumtoben, bevor sie ins Bett gingen.
    Entweder das, oder er sollte das tun, was er Nathan erzählt hatte, und bei seinen Eltern vorbeischauen. Seit zwei Wochen hatte er kaum mit ihnen gesprochen.
    Er ließ den Motor an und fuhr zur Kreuzung. Links aus der Stadt hinaus ging es zum Dorf der Deerborns. Rechts zu dem Ort, wo seine Eltern lebten. Geradeaus durch Lafferton zur Kathedrale und zu seiner Wohnung.
    Er beschleunigte und fuhr geradeaus.
     
    In London hatten die Bäume in den Parks ein sattes Grün, und Entenküken paddelten über die Seen wie geschäftige Hummeln. Im St. James’ Park waren die Wege voller Spaziergänger, und im Gras lagen Liebespaare. Diana Mason saß auf einer Bank und bemühte sich, nicht hinzuschauen.
    In der vergangenen Woche war der Verkauf ihrer Restaurantkette abgeschlossen worden. Sie war frei, und sie war vermögend. Sie hatte keine Ahnung, was sie mit dem Geld anfangen sollte. Sie hatte sich Kleidung gekauft, die sie nicht haben wollte, war in Reisebüros gewesen und hatte sich Kataloge für Urlaube geholt, die sie nicht machen würde. Ihre Gedanken kreisten ununterbrochen um Simon. Er meldete sich nicht auf ihre Nachrichten, beantwortete ihre Faxe und E-Mails nicht. Sie hatte ihm Briefe geschrieben, war in seiner Wohnung gewesen, nach Lafferton gefahren, um seine Schwester zu besuchen, und nichts davon hatte funktioniert, nichts hatte ihr geholfen, ihn zu erreichen. Sie wusste nicht, was sie als Nächstes tun sollte, und konnte den Gedanken nicht ertragen, nichts zu tun, die Sache ruhen zu lassen und ihn sich durch eine weite Reise aus dem Kopf zu schlagen, wie seine Schwester vorgeschlagen hatte. Das würde nicht funktionieren. Je weiter sie sich entfernte, desto mehr würde sie an ihn denken. Es gab niemand anderen, nichts anderes. Sie reagierte ihrerseits nicht auf Nachrichten oder Einladungen von Freunden.
    Sie verstand nicht, warum er sich so abrupt von ihr abgewandt hatte und sie so kalt behandelte. Sie musste jemanden fragen, doch der einzige Mensch, der ihr hätte helfen können, hatte sich höflich und freundlich, aber bestimmt geweigert.
    Vielleicht sollte sie seine Mutter aufsuchen,
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