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Der zweite Tag

Der zweite Tag

Titel: Der zweite Tag
Autoren: Eden Bell
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Mal schockiert über meine Taten. Das alles war mein Werk. Ich hatte es aus guten Gründen getan und zum Teil war es Notwehr gewesen. Aber wer gab mir das Recht dazu? Wer entschied, dass dies noble Gründe waren? War ich nicht genauso wie die, die ich e rmordet hatte?
      Zu viele Fragen, zu laut die Stille, die nun herrschte. Von oben und draußen drang Vogelgezwi tscher in den Tunnel. Ich würde nie wieder die Wärme von Sonnenstrahlen auf meiner Haut spüren können.
      „Jakob, komm. Es ist vorbei. Wir müssen abwarten, bis es dunkel ist.“ Eskar half mir beim Au fstehen.
      „Ich möchte mein Elternhaus sehen.“
      „Aber, es ist Tag und du weißt, dass sie denken, du seist verschwunden oder tot. Du kannst nicht…“
      Ich unterbrach meinen Freund. „Ich möchte es nur sehen.“
      Wir folgten dem Verlauf des Ganges und ließen Adrian zurück. Die Strecke, die bergauf führte, war mühsam und kostete mich viel Kraft. Erst jetzt merkte ich, wie anstrengend die letzten Stunden waren.
      Ich sah einen hellen Lichtschein vor mir und wusste, dass wir am Ziel waren. Ich bat Eskar, er möge mir Schutz vor der Sonne geben, damit ich einen Blick auf mein Zuhause werfen konnte.
      Danach vermochte ich kein Wort zu sagen. Ich stand nur da und schaute hinauf, spürte wie Erinnerungen lebendig wurden und das, was einst mein Herz gewesen war, zersprang.
      Ich stellte mir meine trauernden Eltern vor, die Sorge, die ihre Gesichter zeichnete. Ich versuc hte Abschied zu nehmen. Ich betrachtete das uralte Bauernhaus mit seinen grünen Fensterbalken und die Straße, auf der ich als Kind das Fahrradfahren erlernt hatte.
      Für immer jung, ja, das würde ich sein.
      Ich kauerte mich in eine dunkle Ecke und vergrub mein Gesicht in meinem Schoß. Eskar hockte sich zu mir. Er streichelte meinen Kopf.
      „Es wird leichter werden. Mit der Zeit. Ich werde dir beistehen und dir alles beibringen, was du über deine Art wissen musst. Du bist nicht alleine. Elias wird dir eines Tages verzeihen. Eure Freundschaft geht tiefer als die materiellen und sterblichen Dinge eines Menschenlebens es sind.“
      Ich schaute meinem Freund in die Augen. „Ich habe mein Leben aufgegeben.“
      „Du hast dafür ein Neues bekommen.“
      Ich schmiegte mich an meinen Freund und ließ Schuld, Trauer und Schmerz los. Ich freute mich auf ein Wiedersehen mit Elias. Und auf jeden Augenblick mit Eskar. Wo auch immer wir uns niederlassen würden, ich hatte die Chance auf ein neues Glück.
      Ich sehnte mich nach dem Schutz der Nacht.
      Eskar hielt mich fest. Er summte eine Melodie, die mir sehr vertraut war.
     
      Promise me you'll try,
    to leave it all behind
      'Cause I've elected hell,
      lying to myself
      Why have I gone blind?
      Live another life
     
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