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Der zweite Tag

Der zweite Tag

Titel: Der zweite Tag
Autoren: Eden Bell
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Verzweigungen und geheimen Tunnel in- und auswendig kannte. Er führte mich zu einem niedrigen Stollen, der in Richtung Berg füh rte, dorthin wo ich all meine irdischen Lebensjahre bisher verbracht hatte. Ich ging eiligen Schrittes und begann bald zu laufen. Ich durfte es nicht zulassen, dass den Menschen wehgetan wurde, die ich so sehr liebte.
      Adrian blieb überrascht stehen, als er meine und Eskars Schritte hörte. Er drehte sich um. Den Nachtelfen ignorierte er.
      „Es ist vorbei!“, stellte ich nüchtern fest.
      Wir schauten einander in die Augen.
      Adrian blickte auf den Revolver in meiner rechten Hand. „So willst du es enden lassen?“
      Ich lachte verbittert. „Du wirst für all deine Untaten bezahlen. Wie, das lass ruhig meine Sorge sein.“
      Adrian machte kehrt und rannte los. Er war so schnell, dass ich zu lange zögerte, den Abzug zu drücken. Die Kugeln verfehlten ihn. Ich folgte ihm mit aller Behändigkeit, die ich aufbringen konnte. Er hatte zwar nur einen kleinen Vorsprung, aber diesen nutzte er sehr gut aus.
      Ich war kein guter Schütze und im Laufen auf jemanden zu zielen war alles andere als meine Stärke. Ich wollte dieses Scheusal vernichten, das war mein größtes Bestreben.
      Nach einigen hundert Metern blieb Adrian stehen. Er hob beide Arme ein Stück und streckte seine Hände aus, als wolle er die Seitenwände berühren. Ich empfand das als eine sehr theatralische Geste, wusste aber noch nicht, was er damit bezweckte.
      Plötzlich begann die Erde zu beben, unter uns, oberhalb von uns, überall. Adrian sprach Worte in einer mir fremden Sprache, das Erdreich schien darauf zu reagieren. Überall polterten Steine und Erdbrocken zu Boden. Der Weg hinter uns wurde verschüttet. Durch eine Öffnung drangen von oben Sonnenstrahlen herunter.
      „Du ahnst nicht einmal, wie viel Macht ich wirklich besitze“, verkündete Adrian. „Es wird Zeit, zu gehen, Jakob.“ Er schloss die Augen, konzentrierte sich auf die Energie, die aus seinen Händen schoss und murmelte wieder Sätze, die wie eine Mischung aus Latein und Hebräisch klangen. Die Erde über mir begann zu zerbröckeln. Eskar stand ganz dicht hinter mir. Ich zielte auf Adrians Gesicht und drückte ab. Der Schuss löste sich und der Vampir strauchelte. Der Höhlengang stürzte ein.
      Mein Freund und ich sprangen in letzter Sekunde nach vor, um nicht von den Erdmassen g etroffen zu werden. Wir hörten Adrian lachen. Ich wich dem Sonnenlicht aus und schnappte mir die Axt. Ich erschrak, als ich in die nun sehr veränderte Fratze meines Widersachers blickte. Adrian hatte sich binnen weniger Sekunden in einen hässlichen Dämon verwandelt. Sein Mund schien überdimensional groß zu werden, seine gefährlichen Zähne blitzten weiß und spitz auf. Ich hätte gerne gewusst, woher er diesen Energieschub bezog. Aber das war jetzt nicht wichtig. Ich empfand pure Abscheu vor der Erscheinung des Vampirs. Unter seiner Gesichtshaut schien ein Feuer zu lodern, das sein Antlitz blutrot leuchten ließ.
      „Mutiger, kleiner Junge, komm und töte mich!“, forderte der Blutsauger mich auf. „Du jämmerlicher Versager!“
      Ich zog das Beil auf und schlug es so fest ich konnte in Adrians Hals. Ich bildete mir ein ihn noch immer lachen zu hören. Zumindest hatte ich diese Laute in meinen Ohren. Das Geräusch von Metall, das in Fleisch und Sehnen schneidet, war grauenvoll. Der Dämon bäumte sich noch einmal auf, sein Hals war noch nicht ganz durchtrennt. Ich fühlte meine Kräfte schwinden. Adrian röchelte, griff nach meinem Oberkörper, meinen Händen, ich seufzte. Ein weiteres Mal holte ich mit meiner Waffe Schwung. Und zerstörte diesen Moloch. Alles Laute, Grauenvolle schwand langsam aus meinem Bewusstsein. Man hörte nur das Luftholen von Eskar und mir.
      Meine Gedankengänge zeigten die verschiedensten Blickwinkel. Ich war froh über das Ende dieses Albtraums. Begriff jetzt aber auch, dass ich meine Artgenossen ausgemerzt hatte, die einz igen Kreaturen, die ich kannte, die so waren wie ich. Und dabei wusste ich noch so wenig über die Lehren und Lebensweisen der Vampire! Ich hoffte von Herzen, dass Eskar nie mehr von meiner Seite weichen würde, denn ich musste noch viel lernen, und ich empfand sehr, sehr viel für ihn. Und auch wenn er ein Nachtelf war, so wusste er alles über die Wesen der Nacht.
      Eskar bot mir Stütze und Halt, während ich zusammenbrach. Ich blickte auf Adrians leblosen Körper und war zum ersten
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