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Der zweite Tag

Der zweite Tag

Titel: Der zweite Tag
Autoren: Eden Bell
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Fall die Wahl. Ich würde sie nur dann töten, wenn sie sich mir in den Weg stellten.
      Ich kletterte die Leiter hoch. Ich wusste, dass die drei Blutsauger oben warteten. Eine Stimme tief in meinem Inneren sagte es mir. Das war gut so. Ich war in einem Rausch, den ich so noch nie empfunden hatte.
      Die Vampire standen in einem Dreieck angeordnet in dem kleinen, stickigen Raum und grinsten mich an. Schade, dass ich keine Gelegenheit mehr hatte, mir ein oder zwei Kleinigkeiten aus dem Waffenversteck zu holen. Aber gut, ich hatte meine Hände, meine Zähne und meinen unbänd igen Zorn.
      „Ich wusste, dass du zurückkommst. Du bist so schwach, Jakob!“, sang Adrian mit seiner einlu llenden, tiefen Stimme. „Tötet ihn. Ich will ihn nicht mehr.“ Den letzten Satz sagte er an seine beiden Kumpane gewandt. Er verließ den Raum. Ich sah nur mehr seinen flatternden Umhang.
      Ich vollführte zielsicher einen Fußtritt nach rechts, mit aller Kraft, die ich in mir hatte. Ich traf Roberts Knie und er knickte zusammen. Julian fiel mich an wie ein Raubtier, das seine Beute reißt. Der einzige Gedanke, den ich hatte, war, dass er ein sehr ansehnlicher Mann war mit einem Körper wie von Botticelli gemeißelt. Schade um ihn!
      Ich knurrte laut und wehrte den Angriff ab. Es gelang mir nur teilweise. Robert war noch außer Gefecht. Zu überraschend hatte mein Tritt ihn getroffen. Ich schlug mit meiner rechten Faust nach Julians Kopf, verfehlte ihn aber. Er wich so geschickt aus, dass ich leider eine Sekunde Zeit verlor und er zum Gegenschlag ausholte. Er hatte seine Finger kerzengerade ausgestreckt und wollte mit seinen Fingernägeln meinen Hals treffen. Einzig meine Schnelligkeit verhinderte dies. Ich bemerkte Robert nicht, der sich wieder aufgerappelt hatte und mich von hinten in den Würgegriff nahm. Sein Oberarm drückte gegen meine Kehle, dass ich vor Schmerz geschrien hätte, wenn dies möglich gewesen wäre. Ich winkelte beide Arme an und versetzte ihm einen so kräftigen Stoß mit beiden Ellenbogen, dass er seinen Griff aufgab und ein Stück nach hinten taumelte.
      Julian stürzte sich mit seinem ganzen Gewicht auf mich und wollte mir in den Hals beißen, aber ich war wieder einmal schneller.
      Hätte ich eine Verschnaufpause gehabt, hätte ich mich über Adrians Verschwinden gewundert, möglicherweise sogar geärgert. Aber die zwei Blutsaugerburschen hielten mich ganz schön auf Trab. Trotzdem wollte ich aus der Enge des Raums entfliehen. Ich musste nur den passenden Augenblick erwischen. Doch, halt, ich hatte eine Idee. Ich musste mir den mangelnden Platz hier zunutze machen, vielleicht war genau das der Schlüssel zu meinem Sieg über diese Bestien.
      Robert erholte sich schnell von meiner Attacke. Er boxte mich in meine Hüften, zuerst links, dann rechts, schließlich erhielt ich einen deftigen Schlag in meine Wirbelsäule. Im ersten Moment glaubte ich, Knochen brechen zu hören. Ich hätte alle Wetten abgeschlossen, dass ich gelähmt sein musste. Der Teil meines Verstandes, der noch etwas Logik in sich hatte, bestätigte mir dies.
      Doch ein Nebeneffekt des Vampirdaseins war natürlich die Zähigkeit, die weitaus ausgeprägter war als die eines Menschen. Ich hustete kurz, sammelte meine Sinne und Kräfte und drehte mich um. Ich ergriff Roberts Schädel bei den Schläfen und schleuderte ihn gegen die Steinmauer.
      Wie gerne hätte ich ein Krachen oder Splittern gehört! Aber Robert zu Boden gehen zu sehen genügte mir. Ich hatte wieder Zeit für Julian. Mein Verstand arbeitete wie eine Maschine, funkt ionierte quasi perfekt wie ein altes Uhrwerk, das unfehlbar war.
      Meine rechte Hand schnellte nach vor, krallte sich an Julians Hals fest und ich konnte nicht anders, als innerlich zu lachen. Triumphierend, siegessicher. Er zerrte an meinen Handgelenken, trat nach mir, verzog sein Maul zu den hässlichsten Grimassen die man sich nur vorstellen konnte. Ich wollte ihm meine Faust in dieses viel zu hübsche Gesicht rammen, sie bis zu seinem Gaumen versenken. Und da wurde mir bewusst, dass ich es tun konnte, hier und jetzt – warum wartete ich noch? Robert war noch für ein paar Sekunden außer Gefecht, also nutzte ich die Gelegenheit.
      Julian wollte sein Gesicht noch schützen, aber meine Linke war unberechenbar. Ich spürte b ereits seine Lippen und die harten Zähne dahinter. Er gab einen erstickten, panischen Laut von sich. Danach schob sich meine Faust in sein Maul, drängte seine Zunge zurück,
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