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Der zweite Tag

Der zweite Tag

Titel: Der zweite Tag
Autoren: Eden Bell
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Unsere Körper hatten so viel Schweiß erzeugt, dass wir komplett nass waren. Ich brauchte la nge, bis ich wieder sprechen konnte. „Das hab ich mir so gewünscht.“ Wir lagen nun nebeneinander und hielten uns fest. Eskar küsste meine Stirn und schwieg.
      Ich begriff in diesen Augenblicken etwas, das ich bisher verdrängt hatte. Es hätte mir von A nfang an klar sein müssen, aber Ignoranz kann ein verdammt zäher Begleiter sein. Meine Familie. Eine Schuld, größer als ein Schlachtfeld im Weltkrieg, breitete sich in mir aus, füllte jeden Winkel meines Seins aus. Wenn Adrian Elias entführen konnte und er keine Gnade kannte, war es nur eine Frage der Zeit, bis er den Menschen weh tun würde, denen in meinem irdischen Leben all meine Liebe galt. Ich wusste, dass ich diese Reise, diese Flucht nicht fortsetzen durfte. Und ich hatte absolut keine Ahnung, wie ich mit meinen Gefühlen für Eskar umgehen sollte. War es nur körperliche Anziehung oder empfand ich mehr für dieses faszinierende Wesen? Auch wurde mir wieder schmerzlich bewusst, dass ein mutiger Zentaur sein Leben lassen musste, und das nur weil Adrian und seine Ausgeburt der Hölle eine sadistische und mordlustige Ader besaßen. Dies war aber nicht das Ende meiner Schuld – über all dem schwebten unheilschwanger mein eigener Hunger nach menschlichen Körpern und der Durst nach Blut. Es war an der Zeit, Elias in Sicherheit zu bringen und auch für den Schutz meiner Familie zu sorgen.
      „Ich kann nicht weiter. Ich muss nach Hause“, sagte ich traurig.
      Eskar schaute mich mit erstaunter Miene an. „Aber Jakob, du kannst nicht einfach so zurück. Adrian wird nicht zögern, dich sofort zu töten, wenn er dich in seine Hände bekommt.“
      „Bring Elias nach Slowenien. Gib gut auf ihn Acht. Ich kann nicht mehr weglaufen. Ich hoffe, ich komme nicht zu spät, was meine Eltern betrifft.“
      „Du bist kein Mensch mehr, du musst diese Bindungen hinter dir lassen. Ich weiß, dass du sie nie vergessen wirst, aber du bist jetzt ein Vampir. Sei nicht töricht. Ich möchte euch beiden helfen, dir und Elias.“ Eskar schien ehrlich besorgt zu sein und ich wusste, dass ich ihm vertrauen konnte.
      Ich wollte zum ersten Mal seit Tagen wieder eine richtige, gute, vielleicht sogar ehrenvolle En tscheidung treffen.
      Ich nickte dem Elfen zu und kleidete mich an. Eskar ging zum Boot und sprach mit Moira. Sie schien jedes Wort zu verstehen. Elias wachte auf.
      „Ich muss so vieles wieder gut machen“, sagte ich zu meinem besten Freund.
      Er begriff nicht, was ich damit sagen wollte und blickte mich nur verdutzt an. „Es wird b estimmt alles wieder gut.“
      „Nicht, wenn ich immer nur davonlaufe. Eskar wird dich an einen Ort bringen, an dem du bitte für die nächste Zeit bleiben wirst. Wir treffen uns dann dort. Ich werde nachkommen.“
      „Aber, Jakob, nein…“
      „Doch. Mach dir keine Sorgen. Bin ein zäher Kämpfer, das weißt du doch.“
      Wir umarmten uns.
      Der Nachtelf löste Moira aus den Leinen, die am Boot befestigt waren. Eskar hatte vor, selber zu rudern. Moira sollte mich zurück zur Höhle der Elfen bringen. Ich hatte zwar etwas Angst vor dem Tier, obwohl es sehr gutmütig erschien und keine bösen Absichten hatten.
      Eskar hob mich hoch, als er mich umarmte. Ich war selber überrascht, wie schnell und tief diese Verbindung mein Herz berührte. Ich wünschte mir in diesem Moment, dass wir uns wiedersehen. Ich würde alles tun, um das wahr werden zu lassen.
      „Es gibt in unserem Versteck eine Kammer, wo wir Waffen aufbewahrt haben. Äxte, Speere,… vielleicht ist was dabei, das du brauchen kannst, mein Kämpfer!“ Eskar liebkoste meine Lippen und wandte sich dann ab.
      Ich wusste, dass er mir gerne geholfen hätte, aber Nachtelfen können Vampiren nichts anhaben – dies war nicht nur eine Frage der Moral, sondern ein ungeschriebenes Naturgesetz.
      Ich ging ein paar Schritte ins Wasser und hielt mich an dem Drachenfisch mit den großen A ugen fest. Moira verlor keine Zeit und schwamm los. Ich legte mein Gesicht auf ihren schuppigen Körper. Wir durchquerten die dunklen Gewässer mit recht hoher Geschwindigkeit. Ich malte mir alle möglichen Szenarien in meinen Gedanken aus. Alles war möglich. Vielleicht wurde ich bereits erwartet und ich hatte gar keine Gelegenheit, mich zu verteidigen. Vielleicht kamen sie mir sogar schon entgegen. Vielleicht aber, und davor hatte ich am meisten Angst, war Adrian bereits bei
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