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Der Zauber von Avalon 03 - Die ewige Flamme

Titel: Der Zauber von Avalon 03 - Die ewige Flamme
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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den sie je gekannt hatte.
    Langsam, nach und nach spülten die Wellen ihre Zehen davon, dann ihre Füße, die Knöchel, die Knie. Eine weitere Welle kam, größer als die vorherigen, und schluckte ihre Schulter und einen Arm.
    Elli lächelte gelassen. Schon fühlte sie sich wesentlich besser. Ihr schmerzender und müder Körper, ihre Sorgen, ihre Zweifel, selbst ihre Notwendigkeit zu atmen – allesverschwand. Bald würde von ihr nichts mehr übrig sein als eine Farbspur in den Wellen.
    Wieder kam eine Welle auf sie zu, größer als alle anderen. Sie näherte sich von Weitem und floss mit großer Geschwindigkeit heran. Diese Welle, wusste Elli, würde alles mitnehmen, was noch von ihr übrig war.
    Schnell rollte die Welle heran und hob sich zu einem Kamm, der hoch über Ellis Gesicht ragte. Friedlich schaute sie hinauf und sah die leuchtende Gischt wie Tausende von Prismen funkeln. Heller wurde die Welle, noch heller –
    Verstörend hell. Elli krümmte sich und versuchte, das Licht abzuschirmen. Aber sie schaffte es einfach nicht.
    Die große Welle türmte sich und toste. Gerade bevor sie über Elli zusammenbrach und alles wegspülte, strahlte das Licht darin plötzlich heller als zuvor, wie ein explodierender Stern.
    Elli wachte auf. Sie lag auf der Seite – nicht auf dem Wasser, sondern auf dem Feld mit dem struppigen Moos. Der Kristall an ihrem Hals leuchtete strahlend. Und ihre Beine, Schultern und Arme fühlten sich stocksteif an.
    Verwirrt setzte sie sich auf und blinzelte. Wo war das Meer? Wo war die Welle, die sie immer noch tosen hörte?
    Dann sah sie, wie der junge Bär vom Licht wegsprang und dabei wütend brummte – und plötzlich begriff sie. Ein Traum! Sie hatte geträumt. Das Licht war von dem Kristall gekommen. Und das Brummen des Bären, vom Echotal vervielfacht, war der Lärm der Welle gewesen.
    Sie drehte sich Nuic zu – und hielt den Atem an. Er war kalkweiß, diese Farbe hatte sie noch nie an ihm gesehen.Seine Haut sah aus wie von Eis überzogen. Sie hob ihn auf, obwohl sie so steif war, sie spürte, dass seine Farbe etwas ganz Schreckliches signalisierte.
    Er blinzelte, dann wurde sein Blick klar. »Der Kristall   …«, flüsterte er heiser, kaum laut genug, um die verklingenden Echos der Bärenlaute zu übertönen.
    »Er hat uns geweckt«, beendete sie seinen Satz.
    »Nein, nein! Er hat uns
gerettet

    Ratlos starrte sie ihn an. »Uns gerettet?«, flüsterte sie. »Wie?«
    Der kleine Maryth schüttelte sich. »Alle seine Kräfte wirken für das Leben – sie schaffen oder beschützen Leben. Auf einer Ebene muss er gespürt haben, wie gefährdet wir waren.« Er starrte sie grimmig an. »Dieses niedliche kleine Geschöpf war bestimmt   … ein Todesträumer.«
    Elli machte große Augen.
    »So töten sie, weißt du. Todesträumer kommen in allen Gestalten und Größen vor, doch sie trachten nur danach, ihren Opfern so nahe zu kommen, dass sie einen Schlafzauber anwenden können. Hmmmpff, ich törichter alter Trottel hatte keinen Verdacht, bis es zu spät war!«
    Elli bewegte sich unbehaglich auf dem Moos, sie versuchte angestrengt, die Knie zu beugen. »Und wenn die Opfer einschlafen? Werden sie dann lebendig gefressen?«
    »Nein, Elliryanna.« Er färbte sich so dunkel wie die Schatten hinter den Strahlen des Kristalls. »Diese Geschöpfe bereiten ihre Mahlzeiten viel leiser. Sie flößen dir einen so tödlichen, aber zugleich so verführerischen Traum ein, dass du selbst dein Leben beendest.«
    Elli schluckte mühsam und dachte an ihren Traum. »Dann   … tötest du dich?«
    Nuic dachte vielleicht an seinen eigenen Traum, er gab keine Antwort.
    Elli drehte ihre steife Schulter und schaute in die Schwärze, die außerhalb des kleinen Lichtkreises lauerte. Dort draußen schien es finsterer als in der Nacht zu sein – als wäre die Luft dicker und schwerer, wie eine Art giftiger Eintopf. Und irgendwo dort draußen lebte dieses unschuldig aussehende Geschöpf, das sie fast dazu gebracht hatte, sich selbst zu zerstören!
    Sie erinnerte sich an Brionnas ermunternde Abschiedsworte, dass irgendwo in Schattenwurzel immer noch ein Lichtstrahl sein könnte, doch der Gedanke ließ sie nur schaudern.
    Wie dumm, zu glauben, dass in dieser verlassenen Region noch irgendetwas Gutes möglich sei! Und wie eselsdumm, zu hoffen, dass sie ihren Weg durch dieses Reich zur versunkenen Stadt des Lichts und dann zu Kulwychs Höhle finden könnten!
    Nuic wand sich unter ihrem Griff. Er stellte die Füße fest
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