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Der Zauber von Avalon 03 - Die ewige Flamme

Titel: Der Zauber von Avalon 03 - Die ewige Flamme
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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sich näherten. Sie ritten über und unter Wolken und stiegen zuweilen hoch und stießen wieder herab, immer in Richtung Norden.
    Beim Flug über die Harfenländer lauschten sie Tönen,die jetzt so heiter klangen wie Kinderlachen. Im Osten sah Elli die dicke wirbelnde Wolke, die Nuic Kap Windpfiff nannte. Und beim Anblick eines Spritzers Violett und Purpurrot am Horizont fragte sie sich, ob sie den berühmten Wolkengarten der Feen sah.
    Langsam wurden die Nebelschwaden um sie dünner, die Luft klarer und trockener. Elli bekam einen schwachen Schwefelgeruch wie von faulen Eiern in die Nase. Der Wind trug sie über eine große schwerfällige Wolke – und plötzlich sah Elli drunten Vulkane.
    Feuerwurzel! Jetzt ragten vor ihr, so weit sie sehen konnte, die feuergeschwärzten Gipfel von Rahnawyn auf. Auf den Klippen leuchteten orange Lavastreifen, während um die Spitzen rote und graue Aschewolken trieben. Schädliche Dämpfe stiegen aus Feuerschloten und bauschten sich auf ihrem Weg nach oben. Überall in dieser versengten Landschaft flackerten Feuer, und schwerer Rauch quoll aus tiefen Spalten.
    Weiter trug sie der Wind durch rot gefärbte Wolken, von denen sie mit Asche bestäubt wurden. Als sie über einen einsamen, verkohlten Bergrücken kamen, sah Elli einen Krater, der von krummen Felssäulen umgeben war, und fragte sich, ob das die Stelle sein könnte, die Scree einmal beschrieben hatte: Der Krater, der sein und Tamwyns Zuhause in der Kindheit gewesen war? Elli schauderte bei dem Gedanken, dass Tamwyn, der so sehr die Wälder von El Urien liebte, an diesem Ort ohne etwas Grünes gelebt hatte. Und sie schauderte noch mehr bei der Erinnerung an ihre eigenen Jahre ohne Bäume, Ranken oder Blumen – ihreSklavenjahre bei den Gnomen, die ihre Eltern getötet und sie unterirdisch gefangen gehalten hatten.
    Elli hustete, um ihre Kehle von diesem bitteren Geschmack zu reinigen, da trieb ihr eine Schwefelwolke Tränen in die Augen. Sie wandte sich von Nuic ab und wusste nicht genau, warum er das nicht sehen sollte.
    Dann, hinter dem Kraterrand, sah sie den geschmolzenen Feuerfluss und dahinter mehrere riesige Türme. Mit ihrer konischen Gestalt ähnelten sie perfekt geformten Vulkanen. Sie waren mit Türmchen gekrönt, die sich wie ausgestoßene Lava zum Himmel bogen. Die Türme aus poliertem rotem Stein leuchteten im Licht der großen hellen Feuer, die unter ihnen loderten. Waren das die Schmieden der Flamelons, des kriegerischen Volkes, das so prächtige Waffen und Baumaterialien herstellte? Oder waren es vielleicht die berühmten Paläste der Flamelons   – Gebäude, die nach den Geschichten der Barden viele hervorragende Erfindungen enthielten, die sonst nirgendwo in Avalon zu finden waren?
    Ganz plötzlich verdunkelte sich der Himmel. Das Sternenlicht verblasste, während die Luft schnell kälter wurde. Unten verschwand die Landschaft und selbst die hellen Feuer von Rahnawyn flackerten bald und erloschen. Elli drehte den Kopf zu Nuic, doch sie konnte ihn nicht mehr sehen. Sie rief, hörte aber keine Antwort.
    Vom steten Wind getragen, segelte sie in die tiefer werdende Finsternis. Weil sie weder Landmarken noch irgendwelche Wolken erkennen konnte, fühlte sich Elli zunehmend verwirrt.
    Bewegte sie sich noch? War Nuic noch bei ihr?
    Ein unbestimmtes Angstgefühl stieg in ihr auf. Wie sollte sie sich zurechtfinden, wenn sie tatsächlich nach Schattenwurzel kam? Wie würde sie auch nur überleben?
    Plötzlich wurde der Wind unruhig. Ein heftiger Luftstoß warf sie zur Seite, ein anderer schlug ihr so fest ins Gesicht, dass sie durch die Schwärze zurücktaumelte. Gerade in diesem Moment hörte sie die Luft wild um sich zischen und merkte, dass sie fiel. Schnell fiel! Bevor sie schreien oder auch nur ihren Kristall fester drücken konnte, schlug sie mit einem harten Knall auf den Boden.
    Reglos lag sie da in der Finsternis – der Finsternis ewiger Nacht.

2
Geflüster im Dunkeln
    E lli rollte sich herum. Sie streckte den Rücken, der sich wie eine riesige Prellung anfühlte, und bewegte die schmerzenden Glieder. Alles ringsum war schwarz: die Luft, der Boden, mit einer Art struppigem Moos bedeckt, das sie fühlen, aber nicht sehen konnte, und selbst ihre eigene Hand, die sie hob, um das Gesicht zu berühren.
    »Bin ich blind?«, fragte sie sich. »Oder tatsächlich in Schattenwurzel?« Sie flüsterte kaum hörbar, denn etwas an dieser undurchdringlichen Dunkelheit riet ihr, so leise wie möglich zu sein.
    Nicht weit
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