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Der Zauber von Avalon 03 - Die ewige Flamme

Titel: Der Zauber von Avalon 03 - Die ewige Flamme
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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Oberfläche der Klaue erschien. Er breitete sich rasch aus wie geschmolzene Lava und ersetzte den schwarzen Glanz durch einen gedämpften roten Schein.
    »Ausgezeichnet!« Der Hexer freute sich hämisch. Er untersuchte die leuchtende Klaue und drehte sie im pulsierenden Licht. »Hier ist eine Waffe für einen großen Krieger. Hmmja, und einen großen Herrscher.«

Teil eins
    1
Den Wind reiten
    S pringen?
, dachte Elli und wollte ihre eigenen Torheit nicht glauben.
Bin ich wirklich bereit, von einer Wolke zu springen?
    Ein scharfer Windstoß schob sie plötzlich vor, sodass sie wild die Arme schwang, um das Gleichgewicht zu halten. Die Füße – in der feuchten, schwammigen Wolke versunken, auf der sie und Nuic sich ausgeruht hatten – gruben sich fester ein. Sie schwankte einen atemlosen Moment lang dort am Rand, bevor es ihr schließlich gelang, wieder stillzustehen. Doch ihr Herz hämmerte weiter.
    Denn sie hatte einen Blick auf das geworfen, was unter ihr lag: ein bodenloser Wirbel aus Dunst, Nebel und dem Nichts. Sie war tatsächlich im Begriff, von einer Wolke zu springen. Und nur Nebelschwaden würden den endlosen Fall aufhalten.
    »Nun, Elliryanna?«, fuhr der Tannenzapfengeist zu ihren Füßen sie an und kniff die glänzenden violetten Augen zweifelnd zusammen. »Wirst du es jemals tun? Oder willst du hier warten, bis uns beiden Flügel wachsen?«
    »Ich werde es tun, Nuic.« Mühsam schluckte sie. »Nur jetzt noch nicht.«
    »Hmmmpff.« Langsam dunkelte seine Hautfarbe zu bleigrau. »Vielleicht sollte ich versuchen, einen Kräutergarten anzulegen, während wir warten.«
    Elli gab keine Antwort. Sie schaute nur hinaus in das neblige Reich von Y Swylarna, allgemein Luftwurzel genannt, das sich endlos vor ihnen zu erstrecken schien. Mit einer Hand umklammerte sie ihren Gürtel und berührte dabei den seidenen Streifen, den sie vom Gewand der Hohepriesterin Coerria gerissen hatte. Der Streifen flatterte in der Brise wie der Saum ihres einfachen Drumanerkleids und ihre dicken braunen Locken.
    Obwohl das Luftgelände vor ihr aus Nebel bestand, enthielt es viele Formen und Farben. Grüne, goldene und lavendelfarbene Dunstbänder wanden sich um die dichteren Wolken. In der Ferne stiegen Gruppen von Spiralformen auf, die sich endlos drehten: der Tanzboden der Nebelmädchen. Hinter diesen luftigen Gestalten flog ein riesiger Vogelschwarm – von einigen dunstigen Sylphen begleitet – zu einem strahlend blauen Himmelsfleck, der wie ein Saphir im Sternenlicht schimmerte.
    Und während Elli schaute, lauschte sie. Auf das ständige Blasen der Winde ringsum, das tiefe Rauschen der Luftwirbel von Silmannon, auf das unheimliche, saugende Geräusch des fernen Mahlstroms und auf die langen, tremolierenden Klänge der Äolsharfen – eine Musik, die sie immer an Tamwyn erinnerte. Während sie an ihre kurze Begegnung im Traum und an ihren noch kürzeren Kuss dachte, stieß sie einen langen Seufzer aus.
    Doch was sie deutlicher hörte als alles andere, war dasängstliche Hämmern in ihrer Brust.
Springen? Da hinein?
Bei dem Gedanken schüttelte sie den Kopf.
    Plötzlich fiel ihr der schrille Schrei ein, mit dem der Mörder Deth Macoll von einer Wolke wie dieser hier gefallen – und in den Tod gestürzt war. Instinktiv wichen ihre Füße vom Rand zurück. Es war eine ganz kleine Bewegung, doch Nuic hatte sie bemerkt. Er sagte nichts, doch seine Haut nahm die dunkle Farbe einer Sturmwolke an.
    Gerade da ließ der Wind nach. Jetzt spürte Elli statt des unaufhörlichen Luftzugs ein sanftes Kitzeln an ihrer Stirn, fast eine Liebkosung. In diesem Moment fiel ihr der alte Barde ein, der so unerwartet aufgetaucht war – und sein seelenvolles Lied über
den Wind, der weht.
Seine Augen, so alt und doch so jung, hatten in ihr den Wunsch geweckt, ihm zu vertrauen, obwohl ihr seine Idee, von einer Wolke zu springen und den Wind zu reiten, völlig unsinnig erschienen war.
    Und immer noch erschien.
    Die Brise kitzelte ihr Kinn. Zu ihrer Überraschung hörte sie in Gedanken die genauen Worte des Barden, fast als würde er sie ihr ins Ohr flüstern.
    Es ist eigentlich ganz einfach. Ihr steht auf dem Rand einer Wolke, haltet euren Magiespender fest und denkt nur daran, wohin der Wind euch tragen soll.
    Ganz einfach! Elli schüttelte den Kopf. Es war wirklich unsinnig.
    Und doch   … die Worte des alten Barden hatten sie beeindruckt. Sie hatten sogar den knurrigen alten Nuic überzeugt. Und außerdem schien es keine andere Erklärungdafür
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