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Der Zauber von Avalon 03 - Die ewige Flamme

Titel: Der Zauber von Avalon 03 - Die ewige Flamme
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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auf den Boden, dann beugte er sich vor und betrachtete das schwarze Moos genauer. Nach ein paar Sekunden richtete er sich auf und flüsterte zufrieden: »Wenigstens gibt es
etwas
in diesem Land, das ich nicht vergessen habe.«
    Elli zog fragend eine Augenbraue hoch.
    Er beugte sich wieder vor, riss ein Büschel schwarzes Moos aus und steckte es in den Mund. Nach energischem Kauen färbte er sich eine Schattierung heller. »Nachtpolster«,erklärte er. »Schmeckt fast wie Pfefferminz. Komm schon, versuch es.«
    »Muss ich?«
    »Nur wenn du dich stärker fühlen willst. Diese Pflanze ist voller Nährstoffe, weißt du.«
    Elli schüttelte den Kopf. »Nuic, du bist erstaunlich. In einer Minute schwebst du am Rand des Todes, in der nächsten hältst du mir einen Vortrag über örtliche essbare Pflanzen.«
    »Hmmmpff«, flüsterte er rau. »Nur weil ich dich nicht den ganzen Weg bis zur versunkenen Stadt des Lichts tragen will.« Er zwinkerte ihr zu. »Dahin gehen wir doch immer noch, nicht wahr?«
    Trotz allem musste Elli fast grinsen. Dann bückte sie sich und riss eine Handvoll Moos aus.

3
Narzissen
    W ährend Brionna mit ihrem langen honigfarbenen Zopf spielte, blieb sie stehen, um den üppigen Wald zu betrachten. Direkt über ihrem Kopf tollten zwei Schmetterlinge in den tieferen Zweigen einer riesigen Buche, deren hellgrüne Knospen die Wiederkehr des Frühlings ankündigten. Die silberblauen Flügel der Schmetterlinge blitzten in den Strahlen des Sternenlichts wie der gelb gefleckte Rücken der Schlange, die sich um einen Ast geringelt hatte. Nicht weit entfernt trotteten eine Hirschkuh und ihr Kalb durch den frischen Farn, Brionna erkannte sie am Klang ihrer Hufe. Tief atmete sie die duftende Luft ein.
    Doch selbst die vertrauten Gerüche nach jungen Narzissen, giftigen Blätterpilzen und Nestern aus frischem Klee bereiteten ihr kein Vergnügen. Sie wusste, dass dieser Frühling vielleicht ihr letzter war.
    Wie alle Elfen konnte sie völlig bewegungslos stehen und sich mit dem Wald vereinen wie ein junger Baum mit der Erde. Und hier im tiefsten Wald von Waldwurzel, das ihr Volk als El Urien kannte, hatte sie sich immer ebenso zu Hause gefühlt wie die Bäume. Bis sie vor nicht langer Zeit mit Gewalt entwurzelt worden war.
    Brionna griff in ihr Gewand, holte ein Stück elfische Wegzehrung hervor, biss ab und kaute nachdenklich. Ihr Gesicht verfinsterte sich und sie berührte den Langbogen aus Zedernholz, in den sie als Sehne einen Faden aus ihrem Rindenstoffgewand gespannt hatte. Sie klopfte auf den Griff des Bogens. Die vergangenen Wochen waren ihr wie eine Reihe von Plagen vorgekommen: ihre Versklavung durch den bösartigen Hexer Weißhand, der Tod ihres geliebten Großvaters und jetzt die drohende Gefahr einer Schlacht auf den Ebenen von Isenwy, einer Schlacht, die das Schicksal von Avalon entscheiden würde.
    Sie seufzte. Selbst jetzt sammelten sich Kräfte, die diese Schlacht unvermeidbar zu machen schienen. Noch heute Morgen hatte sie von anderen Elfen gehört, dass die Feinde Avalons in Isenwy aufmarschierten. Und dass diese Feinde in wenigen Tagen eine überlegene Verstärkung erwarteten – vielleicht Weißhand selbst. Aus diesem Grund planten die Elfen und ihre Verbündeten, zuerst anzugreifen und ihre Feinde so schnell wie möglich zu schlagen. Wenn sie Erfolg hatten, könnten sie schon einen ersten Sieg auf dem Schlachtfeld erzielen, bevor die Verbündeten ihrer Widersacher eingetroffen waren. Dann würden sie, wenn es nötig war, eine zweite Schlacht schlagen – und einen zweiten Sieg gewinnen. Doch Brionna hatte von ihrem Großvater zu viele leidvolle Geschichten über fehlgeschlagene Schlachtpläne gehört, um zu hoffen. Stattdessen spürte sie eine tiefe Leere in ihrer Brust: eine nagende Angst um ihr Volk und ihre Welt.
    Und auch um ihre Freundin Elli bangte sie, die für sie soetwas wie eine Schwester geworden war. Wie es möglich war, dass sie sich einer Angehörigen der Menschenrasse so verbunden fühlte, konnte Brionna nicht erklären. So wenig, wie sie verstand, was sie zu diesem stumpfhirnigen Adlermann Scree zog. Jedenfalls machte sie sich Sorgen um beide – mehr als sie zugeben mochte.
    Inzwischen sollte Elli bald in Schattenwurzel sein
, sagte sich Brionna und zuckte zusammen beim Gedanken an ihre Freundin in diesem verdunkelten Reich, in dem sie selbst fast gestorben war.
Das ist ungefähr der einzige Ort in Avalon, an den ich noch weniger gern gehen würde als an mein jetziges Ziel  
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