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Darkyn 07 – Am Ende der Dunkelheit

Darkyn 07 – Am Ende der Dunkelheit

Titel: Darkyn 07 – Am Ende der Dunkelheit
Autoren: Lynn Viehl
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17. April 1408
    Nur der Tod ist unsterblich. Alles andere, ganz gleich wie mächtig, wie unschuldig oder verdienstvoll, muss vergehen. Als wir zu unserer Reise aufbrachen, versuchte ich mich daran zu erinnern.
    All die Berichte, die man mir geschickt hatte, waren nicht übertrieben; ganz gleich, wohin wir kamen, sie erwiesen sich als wahr. Die Städte waren verlassen; Schiffe vermoderten in den Docks; ganze Dörfer waren verwaist. Die Körper der Sterblichen lagen dort, wo sie gefallen waren. Wir sahen sie in den Straßen und Hauseingängen und auf den Treppen der Kirchen; und wir konnten ihrem Gestank nicht entrinnen.
    Es sind zu viele, um sie alle zu begraben. Sie müssen verbrannt werden.
    Ich traf die anderen bei Tagesanbruch an der Straße, die zum Kloster führte. Unter diesen Umständen hatte ich erwartet, dass einige dem Treffen fernbleiben würden, aber alle waren meiner Aufforderung gefolgt. Tristan überbrachte ein Gnadengesuch ihrer verbleibenden Verwandten unter den Kyn. Sie boten uns Geschenke, machten uns Versprechungen. Ich bat ihn, es den anderen laut vorzulesen.
    An ihrer Unschuld besteht kein Zweifel. Der Vater machte sich selbst für ihre Flucht verantwortlich und verbürgte sich, sie fortan einzusperren. Er bot uns seine Männer, Ländereien und sein Vermögen als Entschädigung, wenn wir sie verschonen würden. Sein Flehen rührte uns, und sein Appell an unseren Gerechtigkeitssinn war ehrenwert. Aber keiner von uns ließ sich umstimmen.
    Der Gestank sterblicher Verwesung hatte mehr als nur die Luft verpestet.
    Wir marschierten zum Kloster. Alle Nonnen waren tot oder geflohen; sie selbst fanden wir betend in der Kapelle. Sie strahlte schöner als die Statue der Mutter Gottes, vor der sie kniete. Ich rief ihren Namen, da stand sie auf und kam auf uns zu. Sie sprach kein Wort und wehrte sich nicht. Ich sagte ihr, was getan werden müsse und warum.
    Sie weinte nicht.
    Sie kam bereitwillig mit uns, als wir das Kloster verließen, und ich dachte, sie hätte sich mit meinem Urteil und ihrem Schicksal abgefunden. An der Glashütte begann sie endlich zu sprechen, sie legte ihre letzte Beichte ab und bat um Vergebung. Sevarus selbst vollführte die letzten Rituale, und Cordoba betete mit ihr am Schmelzofen.
    Nacheinander sah sie jeden von uns an, als wolle sie sich unsere Gesichter einprägen. Sie lächelte wie ein Engel. Dann sagte sie: »Meine letzten Tränen habe ich für Euch aufgehoben, Mylords.«
    Ich befahl den anderen zu fliehen, als ich mein Schwert zog. Doch sie blieben an meiner Seite, ihre eigenen Klingen bereit. In diesem Moment wussten wir, dass wir tote Männer waren, aber wir würden nicht alleine zur Hölle fahren. Wir wagten es nicht.
    Sie wich lachend zurück bis vor die Öffnung des Schmelzofens, und der Wahnsinn glühte wie Fieber in ihrem Gesicht. Ich erwartete, dass sie die Richtung ändern würde, um vor uns zu fliehen, aber als ihr die blutroten Tränen übers Gesicht rannen, drehte sie sich um und stürzte sich selbst ins Feuer. Zhang schlug die Ofentür zu und verriegelte sie. Wir hörten, wie sich ihr Lachen in Schreien verwandelte. Wir hörten sie mit den Fäusten schlagen.
    Keiner näherte sich der Tür.
    Drei Tage und vier Nächte hielten wir Wache vor der Glashütte, so lange, bis die Flammen erloschen waren. Dann brannten wir das ganze Gebäude nieder und warteten wiederum, bis alles zu Asche geworden war.
    Ich allein blieb zurück, als die anderen ihre Männer riefen und in ihre Länder zurückkehrten. Ich bezahlte Arbeiter dafür, die Asche aufzukehren und zusammen mit dem verkohlten Schutt auf Karren zu verladen, um alles in eine alte römische Mine zu bringen und dort in den tiefsten Schacht zu werfen. Danach ließ ich ihn mit Steinen auffüllen und sorgfältig verschließen.
    Erst dann glaubte ich, dass es vollbracht sei und wir sicher wären.
    Es wird einige Zeit dauern, aber die Welt der Sterblichen wird wieder auferstehen. Ich weiß nicht, ob ich dasselbe sagen kann. Ihre Tränen sind von der Erde verschwunden, aber Gott vergebe mir, ich kann noch immer ihr Lachen hören.
    Richard Tremayne

Betreff: (Kein Betreff)
    Datum: 3. 12. 2008 7:50:59 Uhr Osteuropäische Sommerzeit
    Von: [email protected]
    An: NDL [email protected]
    Norman,
    ich konnte dich nicht erreichen, und auch dein Anwalt wird nur erklären, dass du nicht zu sprechen bist. Wir müssen reden. Unser Informant in der Sache Antonelli ist verschwunden, genau wie die Akten zu dem Fall. Wenn du sie
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