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Darkyn 07 – Am Ende der Dunkelheit

Darkyn 07 – Am Ende der Dunkelheit

Titel: Darkyn 07 – Am Ende der Dunkelheit
Autoren: Lynn Viehl
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würden sie doch nur versuchen, etwas zu ändern, bevor es passierte. Luisa wusste bereits, dass die Dinge sich nicht ändern ließen; jeder Eingriff durch sie selbst oder die Unsterblichen würde das Ende der Welt bedeuten.
    Also schwieg Luisa, blieb wachsam und versuchte, das Beste aus ihrem Schicksal zu machen. Jede Nacht betete sie zu Gott, von dem sich sowohl die Darkyn als auch die Brüder abgewandt hatten, und bat ihn, über sie und seine verlorenen Söhne zu wachen.
    In dieser Nacht handelte ihre Vision von dem lächelnden Dieb mit den veilchenblauen Augen. Er stand da und beobachtete ein rothaariges Mädchen, das in einem vollgestopften Saal saß. Vor den beiden stand ein Mann und sprach wild gestikulierend über ein altes Gemälde. Die Vision verschwand fast genauso schnell, wie sie gekommen war, aber Luisa fühlte sich erschöpft, als hätte sie stundenlang zugesehen.
    Sie schloss die Augen und schlief ein.
    Luisa sah, wie der Schattenprinz mit einem düsteren, grimmigen Gesicht durch einen Wald ging, ohne etwas zu berühren. Sie folgte ihm, wie sie es in jedem Traum tat, schauend und staunend, doch niemals versuchte sie, ihn in seiner Einsamkeit zu stören. Sie spürte seine Gefühle, und sie wusste, dass er nur dann seinen Frieden fand, wenn er allein war.
    Er blieb stehen. Du solltest schlafen.
    Luisa erstarrte. Er hatte ihre Gegenwart nie zur Kenntnis genommen. Ich bin nicht müde. Dann, ganz zögerlich, fragte sie: Bist du in Ordnung ?
    Du hast morgen eine Operation. Er kam näher, seine Augen in ihren. Heute ist dein Geburtstag.
    Sie zuckte mit den Achseln.
    Alle vergessen, dass ich so etwas auch noch habe. Er lächelte nicht, aber seine Gesichtszüge wurden etwas weicher. Alles Gute zum Geburtstag, Prinzessin.
    Hätte jemand anders das gesagt, hätte sie lachen müssen. Wo bist du?
    In den Bergen. Er schien das Interesse an ihr zu verlieren. Er blickte an ihr vorbei und entdeckte einige Veilchen, die neben einem vom Blitz gefällten Baum wuchsen.
    Er würde die Veilchen nicht berühren. Luisa wusste das, weil sie die ganzen Monate beobachtet hatte, welche Angst er hatte, etwas zu berühren. Du wirst sie nicht verletzen. Es sei denn, du willst es.
    Der Himmel wurde so finster wie seine Gedanken. Ich verletze alles, was ich berühre.
    Ein blendendes Licht schoss Luisa durch den Kopf. Die Visionen kamen fast nie, wenn sie träumte, aber diese hier donnerte durch ihre Gedanken wie ein außer Kontrolle geratener Bulldozer.
    Der Schattenprinz drehte sich um. Was ist das für ein Licht?
    Eine Vision. Sie konnte ihn nicht aus ihrem Kopf heraushalten; er sah alles durch ihre Augen. Er sah das Mädchen, das sich selbst in den Schmelzofen stürzte, und all die anderen Unsterblichen, die Wache hielten, während sie verbrannte. Die Vision riss sie fort von der Glashütte und schleuderte sie über das Land bis zu einem alten verlassenen Gebäude und durch seine leeren Flure hinein in ein enges Zimmer. Ein Mann in schmutziger Kleidung und einem komischen spitzen Hut hackte mit einer Klinge auf den Bezug einer mit Gras gefüllten Matratze auf einem Bett aus Seilen ein.
    Der Mann warf Hände voller Gras aus der Matratze, bis er grinsend nach etwas im Inneren griff. Er zog ein Lederbündel heraus und stopfte es, nachdem er zum Fenster geschaut hatte, unter sein schweißnasses Hemd. Er lief aus dem Zimmer durch die stillen Hallen und sprang hinten auf einen einfachen Holzkarren. Der ältere Mann, der den Karren fuhr, ergriff die Zügel des Esels, der den Karren über das Gras auf eine staubige Straße zog.
    Das Buch. Luisa schloss die Augen angesichts der Bilder und hielt ihren hämmernden Kopf zwischen beiden Händen. Sie können es nicht finden. Noch nicht. Sie sind noch nicht bereit.
    Was hat es mit dem Buch auf sich?, fragte der Schattenprinz. Warum ist es so wichtig?
    Es war siebenhundert Jahre lang verschollen, flüsterte Luisa, während sie die Augen öffnete und ihn ansah. Sie spürte, wie ihre Vision schwächer wurde und sich alles veränderte. Das Land um sie herum wurde zu einer modernen Stadt, der Karren auf der Straße zu einem Polizeiwagen. Er führte sie an Dutzenden von bewaffneten Polizisten vorbei, durch zersprungenes Glas in ein verqualmtes Zimmer. Ein Mann trat aus dem Rauch hervor und stellte seine Aktentasche direkt neben eine Blutlache. Aber sie werden es sehr bald finden, und sie wird sich entscheiden müssen.
    Der Schattenprinz schaute mit ihren Augen. Wer wird es finden? Wer wird sich
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